Ruppichteroth – „We have a Dream – wir haben einen Traum“: Ruppichteroths Bürgermeister Mario Loskill brachte es auf den Punkt. Die Gemeinde möchte die ehemalige Synagoge gern mit Hilfe der Regionale 2025 zu einem Gotteshaus für jüdische Mitbürger in der Region zurückbauen und außerdem auf dem Gelände nebenan ein Jüdisches Lehrhaus mit einem Begegnungszentrum errichten.
Vorentwürfe hat Loskill just am Donnerstagvormittag bei Architekten in Auftrag gegeben. Am Nachmittag begrüßte er eine Delegation aus Israel am Gebäude an der Wilhelmstraße 2. „Wenn sie die Synagoge eröffnen, bin ich da“, versprach Niv Viezel, Landrat des Kreises Mateh Yehuda.
Idee für jüdisches Bildungszentrum kommt aus Nümbrecht
Die Idee, in Ruppichteroth ein Bildungszentrum zu errichten, kommt aus dem benachbarten Nümbrecht im Oberbergischen Kreis. Dort sei der Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda schon länger auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude gewesen, berichtete Loskill am Rande des Treffens.
Weil in Ruppichteroth die einzige erhaltene Synagoge in der Region steht, die zudem seit 2019 der Gemeinde gehört, richtete sich der Blick auf die Bröltalgemeinde. Dort gab es bis in die erste Hälfte der 1930er Jahre im Ortsteil Schönenberg eine jüdische Bildungsstätte, in der zeitweise der Religionsphilosoph Martin Buber und der spätere israelische Innenminister Josef Burg auf der Referentenliste standen.
Eine stärkere Vermittlung der Geschichte der Juden hatte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, am 27. Januar, dem Gedenktag an die Befreiung des Lagers Auschwitz, in Ruppichteroth gefordert. Er nannte Lehrer und Polizisten als Zielgruppen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, hatte zuletzt im Mai in Siegburg Juristen hinzugefügt.
Synagoge in Ruppichteroth: Projekt könnte aus Mitteln der Regionale finanziert werden
„Das ist ideal hier“, betonte am Donnerstag Marion Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda. Ihr Mann Peter hat bereits ein erstes Konzept im Rathaus vorgelegt, das auch einen groben Entwurf für einen Neubau enthält. Der wäre möglich, weil das angrenzende Gelände zur Brölstraße (B478) hin den Gemeindewerken gehört. Die, so erläuterte Loskill, seien auf der Suche nach mehr Parkraum, der unter einem Tagungszentrum Raum finden könnte. Im Konzept ist auch ein Hotel angedacht.
Finanziert werden könnte der Bau ebenfalls mit Mitteln aus der Regionale 2025. Dort hat das Projekt mit anderen Bausteinen im Bröltal inzwischen den B-Status erlangt. Nachdem die Vorentwürfe beauftragt sind, gehen die Initiatoren in Nümbrecht und Ruppichteroth nun das Konzept für einen möglichen Betrieb an. Dazu gehört die Finanzierung, bei der an eine Stiftung gedacht ist.
„We look at the Future – wir schauen in die Zukunft“, sagte Landrat Niv Viezel. Er war beeindruckt von Ruppichteroth, der dritten Station nach Würzburg in Deutschland, der zweiten Partnerstadt seines Landkreises und Nümbrecht. Er berichtete von Familienangehörigen, die sich an die Shoah, den Holocaust, erinnerten und blickte zugleich auf die junge Generation. Für sie gelte es, an die Vergangenheit zu erinnern und auch angesichts der aktuellen Ereignisse in der Ukraine die Zukunft aktiv zu gestalten. Sein Fazit aus der Geschichte: „Sieben Millionen Tote in Deutschland, sechs Millionen tote jüdische Menschen, der Zweite Weltkrieg war schlecht für alle“ – „was bad for everyone“, sagte er wörtlich.
Ruppichterother Juden besuchten bis in die 1920er Jahre elf Kilometer entfernte Synagoge
Geknüpft wurden die Verbindungen zu Mateh Yehuda von Nümbrecht im Nachbarkreis aus. Dort besteht seit 2008 eine Partnerschaft zu dem israelischen Landkreis. Die Beziehungen zwischen jüdischen Mitbürgern in Ruppichteroth und Glaubensgenossen in Nümbrecht sind viel älter. So gingen Ruppichterother bis in die 1920er Jahre zum Gottesdienst in die elf Kilometer entfernte Synagoge. Erst 1921 wurde dort das eigene Gotteshaus eingeweiht.
An die Geschichte der jüdischen Mitbürger in Ruppichteroth erinnerten Ehrenbürgermeister Ludwig Neuber und Wolfgang Eilmes beim Besuch der Delegation. Sie blickten zurück in die Geschichte und erinnerten an die Verbrechen der Deutschen während der Nazi-Herrschaft. Und fast hätte Eilmes sogar den Blick in die Zukunft und auf die Pläne vergessen, die er und Neuber in einem Arbeitskreis der Gemeinde aktiv vorantreiben.