Der Eintritt kostete zwei Mark, der Haartrockner zehn Pfennig: Vor rund 50 Jahren wurde die Schwimmhalle eröffnet. Seitdem erlebte sie eine wechselhafte Geschichte.
Schwimmbad feiert GeburtstagAquarena in Neunkirchen-Seelscheid stand schon mehrfach vor dem Aus
Die Benutzung des Haartrockners kostete zehn Pfennig. Der Eintritt für Personen über 17 Jahren zwei Mark. Für die Beseitigung einer übermäßigen Verunreinigung mussten zehn Mark bezahlt werden. Diese Preise verlangte die Schwimmhalle an der Prälat-Lewen-Straße vor 50 Jahren am 30. April an ihrem ersten Eröffnungstag.
„Bei dieser Schwimmhalle ist wirklich nicht immer alles glattgelaufen“, sagt Hans-Jürgen Parpart, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins. Für die Feierlichkeiten zum Eröffnungstag vor 50 Jahren hatte er im Frühjahr in alten Jahrbüchern recherchiert. Nun steht am 18. August mit dem Tag der offenen Tür die nächste Veranstaltung im Jubiläumsjahr bevor.
Schon im Jahr 1965 beschloss die Gemeinde, ein Schwimmbad zu errichten. Doch erst im Herbst 1969 konnte der Bau beginnen, nachdem die Finanzierung gesichert war. Dabei basierte die Entscheidung der Politik auf eine Spende in Höhe von 760.000 Mark, die dann aber nur teilweise floss. Die Folge: Der Bau stoppte.
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In den 1990er Jahren war eine Renovierung dringend überfällig
Dann zahlte das Erzbistum Köln die fehlenden Mittel. Domkapitular Peter Lewen, der am Antoniuskolleg tätig war, hatte hier wohl entscheidend vermittelt. Viereinhalb Jahre später stand die mittlerweile 2,5 Millionen Mark teure Schwimmhalle. Die damalige Dammstraße wurde in Prälat-Lewen-Straße umbenannt und Peter Lewen zum Ehrenbürger ernannt.
Die Schulen und Vereine waren ab Mai 1974 die ersten Nutzer. Das Kinderschwimmen kam erst 1977 hinzu. Zu Beginn waren es mit den Schwimm-Abteilungen des TV Neunkirchen und des TSV Seelscheid sogar noch zwei Vereine. „Dann verlieren sich die Spuren der Seelscheider Schwimm-Abteilung irgendwann“, schildert Parpart.
In den 1990er Jahren waren dringende Reparaturen und eine Renovierung überfällig, so dass sogar der Gedanke an eine Schließung im Raum stand. Man hatte Sorge um den Beton, die sich aber als unbegründet herausstellte. Stattdessen gründete sich ein Förderverein, der sich für den Erhalt der Halle einsetzte. „Mit Geld und weiteren Aktionen wurde der Halle wieder zu mehr Akzeptanz verholfen“, berichtet der Vorsitzende.
Die neue Leitung organisierte ein 24-Stunden-Schwimmen
Anfang der 2000er Jahre belebte der Schwimmverein unter neuer Leitung und mit neuem Trainerteam das Leistungsschwimmen. Ab 2005 wurde der Wettkampf strukturiert aufgebaut. Die Schwimmer des TV Neunkirchen starteten ab 2006 regelmäßig und erfolgreich auf Bezirks- und Landesebene.
Die neue Leitung organisierte in den Folgejahren ein 24-Stunden-Schwimmen, 2008 folgte sogar eine Gemeinde-Meisterschaft. Zum Dienstag und Donnerstag als Trainingstage kam der Samstag hinzu.
Kernsanierung kostete 5,1 Millionen
Am 22. November 2008, am Tag des Fest-Kommerz zum 100-jährigen Bestehen des TV Neunkirchen, wurde nach leichtem Schneefall die Halle geschlossen, weil die Hallendecke einzustürzen drohte. Erst zwei Jahre zuvor war die Decke der Eissporthalle im bayrischen Bad Reichenhall nach Schneefällen eingestürzt, entsprechend sensibel reagierte die Politik.
Eine aufwendige Kernsanierung wurde beschlossen, die 5,1 Millionen Euro kostete und bis September 2010 dauerte. Die Schwimmabteilung begann am 14. September 2010 mit 120 Mitgliedern wieder mit dem Training. Während der Schließung und den Umbaumaßnahmen hielten 80 Mitglieder der Abteilung die Treue.
Grund dafür war laut Parpart eine Startgemeinschaft mit dem TSV Much und eine enge Freundschaft mit der SG Sieglar sowie dem HTV Hennef. Auch die Gemeinde Much und der Sportpark Nord in Bonn habe den Verein unterstützt, so dass es die gesamte Zeit der Schließung über Möglichkeiten zum Training gegeben habe, berichtet Parpart.
Seit 2012 bietet der TVN Anfängerschwimmen an. Die Erstschwimmarten sind Rücken und Kraul. „Man kann den Kindern kein Schwimmen beibringen, wenn man nicht eine Schwimmhalle hat“, betont Parpart.
Auch wenn die Halle wie viele Bäder defizitär sei, so müsse die Politik alles daran setzen, das Bad zu erhalten. Heute beinhaltet das kommunale Gebäude neben der Aquarena einen Fitnessclub und eine Sauna, die demnächst wieder öffnen soll. Diese musste Anfang 2022 aus Kostengründen geschlossen werden.
Geburtstagsfeier am 18. August
Unter dem Motto „100 Jahre fit und gesund“ lädt die Aquarena mit der Volkshochschule Rhein Sieg zum Tag der offenen Tür ein. Dabei werden sowohl 50 Jahre VHS Rhein-Sieg aks auch 50 Jahre Aquarena am 18. August von 9 bis 16 Uhr in der Schwimmhalle und in den Fitness- und Wellnessräumen gefeiert. Es gibt kostenfreie Kursangebote im Wasser und auf dem Trockenen, für Sport und zur Entspannung.