Im Schneechaos müssen alle auf die Winterdienste zählen. Warum sich alle auf freie Straßen am Morgen verlassen können, erzählt Markus Kleff.
SchneechaosWer sorgt eigentlich für die freien Straßen am Morgen? Ein Besuch beim Winterdienst in Much
Sie sorgen dafür, dass die Straßen morgens frei sind. Die Winterdienste haben besonders in dieser verschneiten Woche viel zu tun, um berufstätige Autofahrer mit einem sicheren Gefühl auf die Straßen zu lassen. Wir haben den Winterdienst in Much für einen Morgen begleitet. Um 4:30 Uhr ging es los.
Die Mitarbeiter haben sich am frühen Morgen auf dem Gelände des Baubetriebshofs der Gemeinden Much und Neunkirchen-Seelscheid versammelt. Unter der Einsatzleitung von Reiner Kettwig öffnen sich die Hallentore pünktlich und die großen Räumfahrzeuge fahren raus auf die Straßen. In einem der Lkw sitzt Markus Kleff. Er arbeitet seit 2008 beim Bauhof und hatte am frühen Donnerstagmorgen Dienst.
3,50 breiter Schneeschild und vier Kubikmeter Streusalz
Ausnahmesituationen mit starkem Schneefall wie in diesen Tagen habe er immer wieder mal erlebt. „Aber so stark wie jetzt... Das ist lange her“, sagt Kleff nach kurzer Denkpause. Mit einem 3,50 Meter breiten Schneeschild vor dem LKW und vier Kubikmeter Streusalz hinter dem Führerhäuschen fährt er durch die Straßen und räumt die massiven Schneemengen beiseite. An diesem extrem verschneiten Morgen verteilt Kleff das Streusalz mit einer Menge von 25 Gramm pro Quadratmeter. „Das ist schon relativ viel. Normal sind es nur 15 bis 20“, erklärt der 39-jährige.
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Auch 2000 Liter Flüssigsalz führt das große Fahrzeug mit sich. Dieses greife laut Kleff besser an und wird zu etwa 20 Prozent dem Streusalz beigemischt. Der Flüssigsalz-Anteil sei bei Blitzeis und sehr niedrigen Temperaturen daher deutlich höher.
Kleff hat sein Fahrzeug merklich im Griff. Mit einem teils hauchdünnen Abstand von wenigen Zentimetern fährt er an Straßenschildern und parkenden Autos vorbei. Seine rechte Hand bedient den Hebel für den Schneeschild, die Steuerung für den Salzstreuer und schalten muss er auch noch.
Markus Kleff fährt seit zwölf Jahren seine Stammstrecke
„Es dauert lange bis man sein Fahrzeug kennt. Die Kollegen, die erst seit kurzem dabei sind, fahren daher einfach etwas vorsichtiger“, erläutert Kleff. Im Grunde dauere die Einarbeitung in den Winterdienst ein paar Wochen. Erfahrene Kollegen begleiten dann die Neulinge im Führerhaus. „Ungünstig ist es, wenn man nur sporadisch Einsätze hat, dann dauert das Anlernen länger“, bemerkt der 39-jährige.
Markus Kleff kennt seine Strecke in- und auswendig. Seit mehr als zwölf Jahren fährt er sie schon. An einer Stelle hebt er den Schneeschild leicht an. „Hier steht ein Schachtdeckel von der Fahrbahn ab, da würden wir mit dem Schild sonst gegenknallen“, erklärt er. Kleff kennt diese Stellen quasi blind, da die Fahrbahn natürlich dicht mit Schnee bedeckt ist.
Viel Anerkennung für den Winterdienst, aber auch Ärgernisse
Auf der morgendlichen Tour sind bereits einige zu sehen, die ihre Einfahrt mit Schneeschaufeln freimachen. Alle grüßen freundlich, auch viele Daumen nach oben bekommt Kleff zu sehen. Die Anerkennung bekam er auch letztens an einer Tankstelle zu spüren, wie er erzählt: „Eine Frau hat mein Einsatzfahrzeug gesehen und meinte, das wäre so klasse, dass die Straßen dank uns morgens immer frei wären. Sowas ist schön zu hören.“
Doch Kleff bekomme auch regelmäßig Negatives zu hören: „Viele motzen rum, wenn sie den Schnee vor ihre Einfahrt geräumt bekommen. Manchmal ist es aber nicht anders möglich, wir können den Schnee nicht in Luft auflösen.“ Zusätzlich ärgere ihn die Parksituation in engen Wohngebieten. Es komme immer häufiger vor, dass er manche Wohnstraßen wegen zu vieler parkender Autos einfach nicht befahren könne. „Da komme ich nicht durch. Pech gehabt“, kommentiert er. Auch komme es viel zu häufig vor, dass die Anwohner die beiseite geräumten Schneemassen wieder zurück auf die Straße schippten.
Als Kleff die Wahnbachtalstraße oder die Bundesstraße 56 befährt, hebt er seinen Schneeschild an, denn übergeordnete Straßen werden nicht vom Bauhof geräumt. Diese sind im Verantwortungsbereich von Straßen.NRW, konkret die Straßenmeistereien von Eitorf und Lohmar.
25 Einsatzkräfte versorgen zwei Gemeinden: Höchste Priorität haben Schulbusstrecken
Der 39-jährige ist Teil eines großen Teams. Mit ihm sind etwa 25 Personen unterwegs und sorgen für Sicherheit: 18 Großfahrzeuge für die Straßen und drei jeweils zweiköpfige Fußtruppen für Treppen, Fußgängerwege und sonstige Wege, die mit Fahrzeugen nicht erreichbar sind. Bei den mitunter achtstündigen Fahrten werden als erstes Schulbusstrecken und steile Straßen freigeräumt. Danach folgen Ortsverbindungsstraßen und zuletzt werden Nebenstraßen und Anwohnerstraßen vom Schnee befreit.
Einsatzleiter Kettwig verschafft sich in der Regel nachts um 2:30 Uhr in einer Kontrollfahrt eine Übersicht über die Winter-Wetterlage. Je nach Bedarf aktiviert Kettwig dann gegen 3:30 den Winterdienst. Bei andauernden Wetterlagen, wie etwa diese Woche, wird der Winterdienst schon am Vortag angeordnet.
Die Mitarbeiter werden sofort kontaktiert und machen sich auf den Weg. „Das frühe Aufstehen schlaucht schon. Nach so einer langen Dienstwoche ist es dann auch schön, wenn der Kollege übernimmt“, gibt Kleff zu. Alle sieben Tage wechselt der Bereitschaftsplan. Für die Anreise sind die Mitarbeiter übrigens selbst verantwortlich. „Viele haben Schneeketten“, erzählt Kettwig.