Ruppichteroth – „Erst war es blöd, aber wenn die Karnevalsmusik läuft, gibt es kein Halten mehr“, die Eltern der Kinderprinzessin Amelie I., Markus und Kathrin Kolf, freuten sich mit Jacqueline und Steffan Peters, Mama und Papa von Prinz Piet I., über den Karnevalszug in Winterscheid.
Eine Woche nach Ostern, einen Tag vor der Kommunion trieb es nicht nur die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer raus auf die Straße. An Agathakapelle und Dorfweiher war die Hauptstraße dicht gesäumt von den Jecken. Und sie waren fast alle verkleidet.
„Das ist ein Supergefühl, es ist so warm“, meinte Eva Schmitz, die im WM-Outfit auf den Zoch wartete. „Wir sind halt karnevalternativ“, griff sie das Motto des Heimatvereins auf, der gemeinsam mit den Ortsvereinen die Brauchtumspflege zur ungewöhnlichen Zeit gestemmt hatte.
Zugleiter Frank Unglauben hatte zunächst zehn Anmeldungen für den Alternativtermin nach der Absage im Februar. Doch drei Vereine hätten dann noch abgesagt, wohl wegen des Ukraine-Krieges, vermutete er.
Der Männergesangverein Winterscheid war zwar nur mit drei Leuten unterwegs, die warfen aber reichlich. Dem Holenfelder Karnevalsverein waren die Spritpreise gleich mal drissejal, sie fördern ihr Öl jetzt illejal. Passend dazu kamen sie als Scheiche daher. Auch bei ihnen regnete es nur so herunter.
Aus Ruppichteroth quasi in Feindesland hatten sich die „Blue Girls“ und der Elferrat des Winterfest vom Turnverein Ruppichteroth aufgemacht. Sie wurden begeistert gefeiert. Ralf Löbach aus der Truppe hatte beim Start noch angemerkt: „Das ist das erste Mal, dass ich mich vor dem Karnevalszug mit Sonnenmilch einschmieren musste.“
Sein Präsident, Albert Brummenbaum, war zunächst noch nicht so ganz karnevalistisch drauf, aber: „Der Appetit kommt beim Essen.“ Viele, auch unter den Zuschauern, schwitzten in ihren Kostümen, die ja eigentlich auf Winterzeit ausgelegt sind.
„Das ist gewöhnungsbedürftig, aber es ist wunderschön“, meinte denn auch Carmen Preuß in ihrem Lappenclown-Kostüm. Nen Appel und nen Ei, symbolisch wie ganz real, gab es von der Lebensgemeinschaft Eichhof, die ihre Tollitäten im offenen Cabrio durchs Dorf kutschierten.
Hinter ihnen brach die Steinzeit an. Die Pfadfinder aus Winterscheid hatten aber bereits Feuer und Rauch entdeckt. Und dann kam die „ruut Raket“, ein mächtiger Traktor, der den Prunkwagen des Kinderprinzenpaares zog.
Die beiden sind nämlich echte Treckerfans. Ihr Motto prangte vorne dran: „Ob Homeschooling, Tests oder Quarantän, mir verjeeße keine Trän. Die Astronauten us de Hütt, nehmen et wie et kütt!“ Piet und Amelie jedenfalls strahlten bis über beide Ohren.