Die Kirmes in Ruppichteroth bildet im Kreis den Saisonabschluss. Schausteller ziehen Bilanz und erklären das Kaufverhalten der Kirmesgänger.
SaisonbilanzWarum am Auto-Scooter der Ruppichterother Kirmes kein Deutschrap mehr läuft
Die „X Force“ schleudert die Fahrgäste herum, Junggesellenvereine und Maiclubs kommen in Tracht auf den Kirmesplatz an der Sankt Florian-Straße und schießen an der Schießbude den Besten aus, Familien ziehen gemächlich am Entenfangen und den Losständen vorbei – es ist wieder Döörper Kirmes in Ruppichteroth. Dazu passt das Wetter, mal stürmisch, mal mild, mal regnerisch.
Außer dem verregneten August war 2023 eine gute Saison
„Es ist eine sympathische, kleine Kirmes“, freute sich denn auch Eveline Alexius. Mit ihrem Mann und den beiden Söhnen betreibt sie den Auto-Scooter. Mit dem Geschäft am Freitag und Samstag waren die Dauergäste des Veranstalters, des Bürgervereins, zufrieden. Der Sonntag war halt ein bisschen verregnet. Aber das kennt Alexius schon aus dem August. Insgesamt aber bilanziert sie: „Wir hatten eine gute Saison. “
Sie sei zwar nicht so stark gewesen wie die im vergangenen Jahr, als die Menschen ungeheuren Nachholbedarf gehabt hätten. „Die Leute, die auf die Kirmes kommen, sind preisbewusst. Sie haben ihr Budget vorher beschlossen. Das geben sie dann aber auch aus“, so die Schaustellerin aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Nach Ruppichteroth gehen sie und ihre Familie ins Winterquartier.
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Ganz anders Mike Klinge. Er zieht noch, ebenfalls mit dem Familienbetrieb, zum Volksfest nach Köln-Deutz. Im Anschluss geht es mit dem Weihnachtsmarkt in seiner Heimatstadt Koblenz weiter. Erst am 6. Januar steht Urlaub an, im März startet dann die Kirmessaison wieder. Nach zwölf Jahren ist er wieder in Ruppichteroth und hat sein „X Force“ mitgebracht.
„Das war nicht so berauschend, gerade der Sonntag“, meinte er. Der Oktober vorher habe mit Traumwetter geglänzt, die Menschen müssten sich erst an Herbstwetter gewöhnen. „Insgesamt war 2023 besser als 2019“, resümiert er nach dem„ extrem starken Jahr 2022“. So langsam pendele es sich zum Normalen ein. „Wir haben die Fahrpreise wie 2019 gehalten“, erklärte der 55-Jährige.
Die Strompreisbremse ist bei den Schaustellern auf den Kirmessen nicht angekommen
Doch die Energiekosten schlagen zu Buch. So habe er für einen Vier-Tage-Platz früher 800 Euro bezahlt, in diesem Jahr dagegen 1800 Euro. „Die Strompreisbremse ist bei uns nicht angekommen“, so Klinge. Dazu kämen die Transportkosten für seine Fahrgeschäfte von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort. „Aber ich will doch meine Kunden nicht bestrafen“, sagte der Chef über mehrere Attraktionen und Buden.
In Schaustellerkreisen ist er bekannt, hatte kurz nach dem Lockdown Klage erhoben gegen die Bundesrepublik Deutschland. Rund 400 Kolleginnen und Kollegen schlossen sich an. In Karlsruhe wurde sie zunächst angenommen, später aber nicht verhandelt. Er war aber auch bei den ersten Pop-up-Kirmes-Veranstaltern dabei. Und hat Kirmes neu erlebt. Denn im beschützten Rahmen kamen wieder Familien.
Deutsch-Rap läuft beim Auto-Scooter nicht mehr als Begleitmusik
Das hat auch Alexius erlebt, es waren nicht mehr nur die Jugendlichen, die ihre Auto-Scooter umlagerten. Daraufhin hat sie bei der Musik nachgesteuert. Deutsch-Rap, so hat sie erlebt, macht junge Menschen noch aggressiver an ihrem Fahrgeschäft. Den gibt es jetzt nicht mehr, stattdessen schon mal Schlager, aber auch Pop und Techno. „Die Gäste akzeptieren das, wenn wir es von vornherein klar machen.“
Es ist aller teurer geworden, die Leute haben weniger Geld, beschrieb Sonja Löffelhardt ihr Erleben. Sie betreibt, natürlich in der Familie, eine Bude, an der Ente aus einem Bach gefangen werden können. Wer genug sammelt, darf sich was aus den vielen Spielsachen aussuchen. Und doch: „Die Saison war ganz ok, etwa so wie vor der Corona-Pandemie.“ Natürlich sei das Wetter maßgebend. Sie erlebt darüber hinaus, dass Veranstalter wegen höherer Auflagen ihre Feste absagen. „Die Vorschriften machen uns das Leben schwer.“