Ruppichteroth – Es ist Freitag, der 13. März. Ein schwarzer Tag für Amelie, denn in der Schule verkündet die Rektorin, dass die Kinder zu Hause lernen müssen und die heiß ersehnte Klassenfahrt ausfällt. Das gilt auch für die Party, die Amelie zu ihrem zehnten Geburtstag geplant hat. Und weil sie gerade mit Jakob und Linh ihren geheimen „Kleeblatt“-Klub gegründet hat, ist die Enttäuschung um so herber. „Konnte das bescheuerte Virus nicht ein paar Wochen später auftauchen?“, schimpft Amelie.
Die beginnende Corona-Pandemie wirbelt das Leben kräftig durcheinander, doch für die Heldin aus dem Buch von Jenny Zeuner bietet sie auch eine Chance.
Früher war die Autorin Lehrerin an einer Grundschule in Waldbröl
„Schaffst du es, Amelie?“ heißt der Roman, den die pensionierte Grundschullehrerin Ulrike Wessel-Fuchs veröffentlicht hat. Ihren eigenen Namen fand sie zu sperrig, deshalb hat sie als Pseudonym Jenny Zeuner gewählt. „So hieß meine Großmutter“, sagt die aus Paderborn stammende und in Köln aufgewachsene Pädagogin (Jahrgang 1959), die an einer Grundschule in Waldbröl Deutsch, Mathe, Sport und Sachkunde unterrichtet hat.
Seit fast 30 Jahren lebt sie in Ruppichteroth auf dem Land – mit Mann, zwei Hunden, fünf Katzen und vielen Fröschen, die im Teich darauf warten, ihr Frühlingskonzert anzustimmen. Ihre Hommage an die Bröltalgemeinde hat Wessel-Fuchs in den Figuren versteckt, die fast alle Nachnamen von Ruppichterother Ortsteilen tragen, zum Beispiel Winterscheid, Hardt und Kammerich.
„Die Idee zu dem Buch kam mir im ersten Lockdown. Mir taten Kinder und Eltern sehr leid, und ich wollte von den Nöten erzählen, die mit den Kontaktbeschränkungen und dem Homeschooling verbunden sind“, erzählt Ulrike Wessel-Fuchs über ihr Debüt. Ihre kleine Heldin plagen viele Sorgen: Die Eltern haben sich getrennt, die geliebte Oma, die so fantastisch Apfelkuchen backen kann, erkrankt an Corona.
Und dann hat sich Amelie auch noch mit ihrem besten Freund gestritten. Doch sie wächst über sich hinaus und erweist sich in der Krise als kreativ.
Viele Beobachtungen sind in das Buch eingeflossen, das anschaulich nicht nur aus dem Schulalltag erzählt. Um Linh, die neue vietnamesische Schülerin, machen einige Kinder zunächst einen großen Bogen. Das Virus kommt aus China, mit dem die Nachbarstaaten in einen Topf geworfen werden.
Doch die Lehrerin klärt auf und animiert auch zu lustigen Versen, die während des Händewaschens gesprochen werden. Die Autorin hat inzwischen ein pädagogisches Begleitbuch verfasst, das Anregungen für den Unterricht gibt. So können die Kinder ein Quiz lösen, Lesezeichen basteln oder die Geschichte weiterspinnen.
Für Ulrike Wessel-Fuchs ist das Schreiben „ein schönes Hobby, befriedigender als die Gartenarbeit. Ich versinke geradezu darin.“ Das Buch mit den Zeichnungen von Kristina Gehrmann hat sie im Selbstverlag herausgebracht, doch in der Pandemie ist der Vertrieb schwierig. „Ohne Corona gäbe es das Buch nicht, mit Corona lässt es sich kaum verkaufen“, meint Wessel-Fuchs, die nach dem Lockdown auf Lesungen in Schulen hofft.
Dann wird dem jungen Publikum vielleicht auch Jakobs Ausruf „Ach, du grüngestreifter Hamster“auffallen. Reden Kinder so? „Das ist meine Erfindung“, gibt die Autorin zu.