50 Jahre Rhein-Sieg-KreisRekorde, Zahlen und Fakten zu Ruppichteroth
Lesezeit 5 Minuten
Vor 50 Jahren wurde mit der Kommunalen Neuordnung der Rhein-Sieg-Kreis gegründet.
Zu diesem Anlass stellen wir Ihnen die einzelnen Gemeinden etwas genauer vor.
Dieses Mal: Beeindruckendes aus Ruppichteroth, gesammelt von Annette Schroeder.
Ruppichteroth – Der heutige Rhein-Sieg-Kreis entstand bei der letzten großen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen im Jahr 1969. Interessante und verblüffende Details über die Gemeinde Ruppichteroth hat Annette Schroeder gesammelt.
169 Menschen
leben in Ruppichteroth auf der Fläche eines Quadratkilometers. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 232 Einwohnern pro Quadratkilometer. Mit 10.424 Einwohnern ist Ruppichteroth die kleinste Kommune im Rhein-Sieg-Kreis. Die Gemeinde liegt 30 Kilometer östlich von Bonn, die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz ist 18 Kilometer entfernt. In früheren Jahrhunderten wurden Kupfer und Eisenerz abgebaut. 60 Prozent der Gemeindefläche besteht aus Wald, die „Wälder auf Kalk“ westlich von Schönenberg gelten als bedeutendster Orchideenwald des Bergischen Landes. Der Hauptort Ruppichteroth mit seinem malerischen Fachwerkensemble errang 2016 beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ die Silbermedaille.
liegt auf dem Gemeindegebiet: Die Burg Herrnstein erhebt sich auf einem Felskegel zwischen Ingersau und Bröleck. Die Anlage geht zurück auf ein Landhaus der Herren „vam Steyne“ um das Jahr 1300. Durch Heirat gelangte die Burg Ende des 14. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Nesselrode zu Ehrenstein.
Heute lebt Maximilian Graf von Nesselrode als Burgherr in der 18. Generation mit seiner Familie auf dem Anwesen.
209 Meter
hoch ist die Stachelhardt. Die steilen Südhänge des Hügels wurden in früheren Jahrhunderten für den Weinanbau genutzt, wie Dokumente bezeugen. Seit 1979 nutzt der Delta-Club die Anhöhe als Startrampe für die Drachenflieger.
Die Schneise auf der Kuppe bietet dafür die idealen Bedingungen. Doch zieht der zwischen Leuscheid und Nutscheid gelegene Hügel ebenso auch Wanderer und Radfahrer an, die den grandiosen Ausblick auf den Ölberg und ins Siegtal genießen. Vor 2000 Jahren führte an dieser Stelle übrigens ein Handelsweg entlang, auf dem die Römer von Köln aus Richtung Siegen zogen.
20 Tonnen
wiegt die Teufelskiste. Das ist ein Felsbrocken, der rund fünf Meter lang, etwa zwei Meter breit und 1,20 Meter hoch ist. Der Block aus Schieferfels liegt abseits der Waldwege am Nordhang des Bröltals. Vermutlich ist er das Relikt aus einem früheren Steinbruch. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Stein.
So sollen die Siedler auf der Beierter Höhe zum Kampf gegen den Satanssohn angetreten sein, der sich dort niederlassen wollte. Mit Hilfe des Erzengels Michael konnte er überwältigt, angekettet und in einem Loch festgesetzt werden. Schließlich wälzte man einen großen Stein über den Widersacher – von da an war Ruhe.
2 Bäche
kommen in Ruppichteroth zusammen: In Bröleck fließt nach Unterqueren der Bundesstraße 478 der Waldbrölbach in die Bröl, auch Homburgische Bröl genannt. Dieser Zufluss der Sieg führt nach dem Entspringen der Quelle auf dem Gebiet von Waldbröl 45,1 Kilometer in meist südwestlicher Richtung durchs Bergische Land und die ehemalige Reichsherrschaft Homburg. Das Wasser der Bröl wird von 46 Zuflüssen gespeist; der längste davon ist mit über 20 Kilometern der Waldbrölbach, der ebenfalls bei Waldbröl entspringt.
8 Gaststätten
gibt es in Ruppichteroth. Das Angebot war schon üppiger: 26 Lokale waren Mitte des 20. Jahrhunderts kommunikative Anlaufstellen für die Einwohner. In allen Ortsteilen (damals 18) stand eine Kneipe, selbst in Weilern wie Herrenbröl oder Kuchem.
Weil Bier teurer war als Schnaps, wurde nach Feierabend vor allem Hochprozentiges konsumiert. Zu essen gab es ein kleines Angebot wie Soleier, Frikadellen, Rollmöpse und Bratheringe aus der Dose – es fehlte das Personal für die Zubereitung. Einen Koch konnte sich der Wirt in der Regel nicht leisten.
13 Stolpersteine
hat der Künstler Gunter Demnig Anfang August 2018 zum ersten Mal im historischen Ortskern verlegt. Die Gemeinde gehört zu den Orten und Städten, die dazu beitragen, dass die Stolpersteine das größte begehbare Mahnmal der Welt bilden: Die Messingplättchen erinnern an die Opfer des Holocaust. In Ruppichteroth lebten 50 Juden, 23 wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Ruppichteroth gilt als der Ort im Kreis mit den meisten Spuren jüdischen Lebens, wie die ehemalige Synagoge, der jüdische Friedhof und das Bröltalhaus als jüdische Bildungsstätte bezeugen.
621 Meilen
sind es bis nach Longdendale: Diese Entfernung signalisiert ein Schild neben dem Rathaus in Schönenberg. Seit 1974 unterhält Ruppichteroth die Beziehung zur britischen Stadt Longdendale (heute Tameside) in der Nähe von Manchester.
Auch der Longdendale-Platz rückt die Städtepartnerschaft ins Bewusstsein, ebenso die aus London importierte rote Telefonzelle, die vor einem Jahr zu einem öffentlichen Bücherschrank umfunktioniert wurde. Außerdem existieren noch Partnerschaften zu Caputh und Schenkendöbern (beide im Bundesland Brandenburg).
400 Jahre
alt ist die Esskastanie, die im Weiler Rotscheroth steht. Mit einem Stammumfang von fast sieben Metern gilt der Riese, der etwa 30 Meter groß ist, als dickster Baum in NRW. Die Stürme der Zeit hat er überstanden – vom Dreißigjährigen Krieg über Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Regime. An ihm vorbei führt der 1080 Kilometer lange Weg der Deutschen Einheit von Görlitz nach Aachen. Damit der Blick auf das Naturmonument frei ist, werden andere Bäume in der Nachbarschaft regelmäßig zurückgeschnitten.
3 Mitfahrerbänke
gibt es in Schönenberg, aufgestellt und blau angestrichen vom dortigen Bürgerverein. „Nimm mich mit“ ist auf dem passenden Schildern zu lesen: an der Bergstraße vor dem Friedhof, unten an der Bundesstraße 478 und am Spielplatz „Auf dem Gleichen“. Autofahrer werden freundlich gebeten, anzuhalten und Fußgänger mitzunehmen – beispielsweise zum Einkauf oder Arztbesuch. Ein unkonventioneller Beitrag zur Nachbarschaftshilfe und zur Steigerung der Mobilität älterer Menschen.
82 Holzhäuschen,
festlich geschmückt und erleuchtet, werden zur Döörper Weihnacht aufgestellt. Diese findet traditionell immer am Wochenende des zweiten Advent statt und ist der schönste Weihnachtsmarkt in der Region. Davon ist der Bürgerverein Ruppichteroth überzeugt, der den Markt mit viel Liebe ehrenamtlich organisiert. 350 Tannen schmücken den Markt. Zur gemütlichen Stimmung trägt auch das historische Ambiente im Oberdorf bei. Die Veranstaltung, die in diesem Winter ihr 25-jähriges Bestehen feiert, ist so beliebt, dass es immer eine lange Warteliste an Ausstellern gibt.