Zunächst musste die Feuerwehr vorsichtig vorgehen, da gefährliche Chemikalien aus den Behältern hätten austreten können.
13 Stunden AusnahmeeinsatzFeuerwehr und THW bergen zwei Tanks aus der Sieg
Windeck/Hamm. Am Ende eines 13-stündigen Einsatzes lagen „Julia“ und „Jacqueline“ am Ufer. Zu Party-Booten umgebaut schwammen die beiden Plastiktanks in der Sieg und beschäftigten ob der drohenden Umweltgefahr das THW und die Feuerwehr. Den ganzen Samstag (20. Mai) über hatten die Einsatzkräfte versucht, die Behälter aus dem Wasser zu holen.
Der ungewöhnliche wie langwierige Einsatz begann am Samstagmorgen: Gegen 10 Uhr hatte jemand die beiden Tanks in der Sieg entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Sie lagen in der Nähe der Ortschaft Fürthen, das bereits zu Hamm gehört.
Vom Ufer der Landzunge, um die die Sieg hier einen riesigen Bogen macht, waren die Tanks am besten zu sehen. Jedoch bildet der Fluss an dieser Stelle die Landesgrenze und die beiden Bottiche lagen ein Stück näher am Windecker Ufer, an dem sich aber ein 200 Meter hoher Steilhang befindet.
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Feuerwehr agiert behutsam, aus Angst vor Chemikalien
Der Wehrführer der Feuerwehr Hamm übertrug die Aufgabe der Windecker Feuerwehr, die ebenfalls von rheinland-pfälzischer Seite an die Tanks heran fuhr. „Das Problem war, dass die Einsatzkräfte nicht wussten, ob womöglich eine umweltgefährdende Flüssigkeit in den Behältern war. Deswegen mussten sie behutsam vorgehen“, sagte Marco Brauner, Pressesprecher der Windecker Feuerwehr.
Auch die Angehörigen der Löscheinheit Rosbach wussten nicht weiter. Doch wenn alle Stricke reißen, gibt es einen Mann, der für alles eine Lösung hat: Ralf Beyer. Er ist Fachberater des Technischen Hilfswerks (THW) und dachte nach seiner Begutachtung am Nachmittag darüber nach, sie mit einem Schreitbagger zu bergen.
THW alarmiert Bergungstaucher, um Tanks aus Wasser zu holen
Von diesem Spezialgerät gibt es nur zwei Stück in ganz Deutschland, der eine steht in Berchtesgaden, der andere in Remscheid. „Diese Option haben wir aber nicht verfolgt, weil die Tanks dabei hätten zerbrechen können. Nacheinander haben wir alle Möglichkeiten verworfen, bis nur noch eine übrig blieb, um die Kuh vom Eis zu holen“, sagte er.
Beziehungsweise die Tanks aus dem Wasser. Beyer rief die Fachgruppe Bergen des THW Waldbröl hinzu, außerdem die Bergungstaucher des THW aus Bonn-Beuel. Es dämmerte bereits, als sie eintrafen. Die Einsatzkräfte bauten einen mobilen Lichtmast auf, der die Tanks im Fluss beleuchtete.
Tanks hohl: Es sind wohl umgekippte Party-Boote
Mit einer Leine gesichert stieg einer der Taucher ins Wasser, um den Inhalt der Behälter zu überprüfen. Die Vermutung, dass sie bloß mit Wasser vollgelaufen waren, lag nahe, konnte aber eben nicht ausgeschlossen werden. Das THW spannte einige Meter weiter eine Ölsperre über dem Fluss. In dem knietiefen Wasser stellte der Taucher fest, dass die Tanks innen hohl waren – die Bergung konnte beginnen.
Er befestigte das Stahlseil des Rüstwagen an den miteinander verbundenen Tanks, der sie ans Ufer zog. Erst jetzt wurde sichtbar, welchem Zweck die beiden Behältnisse dienten. Sie waren relativ flach und hohl, jemand Holzvorrichtungen zum Sitzen angebracht.
Es handelte sich wohl um zwei Party-Boote, die bei einer Vatertagstour umgekippt waren. Für Gelächter bei den Einsatzkräften sorgte auch der Bierhalter aus Holz, mit dem bis zu vier kühle Getränke ins andere Boot gereicht werden können. „Julia“ und „Jacqueline“ hatte jemand die beiden Boote getauft.
Feuerwehr und THW waren mit rund 50 Einsatzkräften vor Ort
„Uns hat das sehr viel Spaß gemacht – das ist unser Ehrenamt, die Arbeit machen wir gerne“, sagte Katharina Wolff, Grüppenführerin des THW aus Bonn. Die Seilwinde sei eine vernünftige Option gewesen, denn von Hand hätten die Behälter nicht aus dem Wasser gezogen werden können. „Zusammen mit der Strömung lag die Zugkraft bei fünf Tonnen.“
Vor Ort waren insgesamt rund 50 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW, auch das Umweltamt des Kreises war vor Ort. Gegen 23 Uhr war der Einsatz beendet.