Trotz Rückschlagventilen und Vorkehrungen zum Hochwasserschutz hat das Unwetter wieder Unternehmer und Privatleute getroffen. Schäden auch in Türnich.
GewitterfrontNach dem Starkregen steht in Wesseling das große Aufräumen an
Die Unwetterfront, die am Dienstagnachmittag (13. August) über das Rheinland gezogen ist, hat auch dem Rhein-Erft-Kreis tüchtig zugesetzt. „Dass es jedoch so heftig kommt, hätte ich nicht gedacht“, sagt tags darauf Sven Helbach aus Wesseling. Immer noch standen große Wasserpfützen in seinem Fitnessraum. Einige Tage, wahrscheinlich bis Sonntag, müsse er die Sportstätte erst einmal geschlossen halten.
Er war mit seinen Kindern gerade in Wesseling unterwegs, als der Regen wie aus einer Schleuse vom Himmel fiel. Als er wenig später an seinem Arbeitsplatz im Sport- und Gesundheitszentrum an der Keldenicher Straße zurück war, lief das Wasser bereits vom Hinterhof in den Trainingsraum im Keller. „Ich konnte nur dastehen und zusehen“, sagt er.
Es sei einfach entsetzlich gewesen. Ein Glück sei jedoch, dass nur Regenwasser in den Sportraum lief. Zuletzt 2017 sei das Wasser aus der Toilette in den Keller gesprudelt. „Danach haben wir das Rückschlagventil eingebaut – und das hat gehalten.“
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Doch trotz Rückschlagventile und Vorkehrungen zum Hochwasserschutz hat das erneute Unwetter auch in Wesseling wieder mehrere Unternehmer und etliche Privathaushalte getroffen. Ein Restaurant in Wesseling muss wegen Hochwasserschäden vorrübergehend schließen. Viele Keller mussten von der Feuerwehr leergepumpt und von den Eigentümern ausgeräumt werden.
In Wesseling sprudelte das Wasser am Kreisel Mühlenweg/L300 wie eine Fontäne aus der Kanalisation, und schnell stand dort auch wieder das Wasser recht hoch im Kreisverkehr. Diesmal blieben dort gleich drei Fahrzeuge in den Fluten hängen. Anders jedoch als beim Unwetter vor knapp drei Wochen, als eine Person von der Feuerwehr gerettet werden musste, haben es die Fahrzeugführer am Dienstagnachmittag alleine geschafft, sich in Sicherheit zu bringen.
Feuerwehr rückte allein in Wesseling 169 Mal aus
Laut Kreisleitstelle der Feuerwehr wurde aufgrund des Starkregens und Sturms niemand. Insgesamt wurden die Feuerwehrwehrleute am Dienstagnachmittag zu 208 Einsätzen gerufen – 169 mal alleine in Wesseling. Schwerpunkte des Unwetters seien Wesseling, Erftstadt, Brühl und Kerpen gewesen. In Kerpen sei es zudem zu einem Stromausfall gekommen, bei dem auch Ampelanlagen und Straßenbeleuchtungen für etwa 30 Minuten ausfielen. Zumeist seien Bäume umgestürzt und Keller voll Wasser gelaufen.
Immer noch ist Severin von Hoensbroech (52), Schlossherr von Schloss Türnich, richtig fassungslos. Eine gewaltige Windböe habe im Schlosspark mehrere Bäume umgehauen. Da sei die etwa 50 Jahre alte Goldrubinie gewesen. „Sie wurde mit der Wurzel aus dem Erdreich gerissen“, berichtet er. Eine Tragödie sei jedoch, dass auch die große uralte Ulme mitten im Stamm umgeknickt ist.
Sie sei mit mehr als 35 Metern Höhe eine der höchsten und mit rund 200 Jahren auch eine der ältesten Ulmen im Rhein-Erft-Kreis. „Die hängt jetzt noch halb in einer Buche“, merkt von Hoensbroech an. Noch wisse er nicht, wie der Baum da rauzukriegen ist. Damit nicht genug – auch eine große Sommerlinde sei umgeknickt. „Unsere Lindenallee sieht völlig gerupft aus, da hat der Sturm sehr viele Äste abgebrochen.“ Auch dort sei eine Linde in der Mitte durchgebrochen.
„Die Lindenallee bleibt deswegen auch erst einmal gesperrt“, sagt von Hoensbroech. Da müsste jetzt erst einmal aufgeräumt, und die losen Äste müssten aus den Baumkronen gesammelt werden. Das Café sei aber wie gewohnt an den Wochenenden geöffnet. Richtig froh sei er über die Baumpaten, die es jetzt möglich machen, die Aufräumarbeiten zu finanzieren.
Auf Landes- und Bundesstraßen gab es kein Durchkommen mehr
Doch nicht nur im Schlosspark wütete das Unwetter. Gegen 15 Uhr wurde die Polizei auch zur L163 nach Kerpen gerufen, wo ein Ast auf die Scheibe eines Pkw gefallen war. Bei Türnich mussten die Beamten zeitweise sogar die L496 zwischen dem Kreisverkehr der L162 und B264 sowie Abschnitte der L163 und L469 sperren, weil abgeknickte Äste Straßen wetterbedingt derartig verschmutzt hatten, dass sie nicht mehr befahrbar waren.
Wetterbedingt musste sogar die Autobahnanschlussstelle Kerpen-Türnich zur A61 gesperrt werden. Erst nachdem Mitarbeitende der zuständigen Autobahnmeisterei die Fahrbahn von den Ästen gereinigt hatte, konnte sie gegen 18.30 Uhr wieder freigegeben werden.
Insgesamt sprach die Polizei von 17 Einsätze in Erftstadt, Wesseling sowie in Kerpen, die sie wahrgenommen habe. In Erftstadt haben die Beamten Gegenstände, die auf die Fahrbahn geraten waren, weggeräumt. Sie waren aber auch in Wesseling im Einsatz – unter anderem an der Straße „Sudermannweg“ in Keldenich, wo ein Baum auf ein Auto gestürzt war.