Bergheim – Schon normalgroße Familien haben morgens Probleme im Bad. In den Übergangshäusern an der Kentener Heide müssen sich 16 Asylbewerber ein Bad und eine Küche teilen. „Das gibt ständig Streitereien“, klagt Sharom. Der 42-jährige Iraner lebt mit dem Sohn, der das Erftgymnasium besucht, seit zwei Jahren in einem Zimmer eines der sechs Doppelhaushälften. Wenn der Sohn für die Schule büffeln muss, stören der Fernseher ebenso wie Gespräche und oft lautstarke Diskussionen im Hausflur und den übrigen Zimmern. Im zweiten Stock steht eine Kochplatte auf einer Holzkommode im engen und verwohnten Flur. Die Dusche sieht ebenso wenig einladend aus wie die Wände. Auf dem Herd köchelt kaum beachtet eine Suppe.
Kontakte nach außen gibt es wenige. Man bleibt unfreiwillig unter sich. Auch die Nachbarhäuser sind von Asylbewerbern und Obdachlosen bewohnt. Zumindest das könnte sich bald ändern.
Angeregt durch ein Modell in Leverkusen hat die CDU beantragt, die Stadt solle prüfen, ob eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber und Obdachlosen auch in Bergheim sinnvoll sei.
Die CDU sieht mehrere Vorteile in weiterer Dezentralisierung. So könnten die Asylbewerber besser Fuß fassen in einer gewachsenen und idealerweise hilfsbereiten Nachbarschaft. Und die Kosten durch ständiges Renovieren könnten sinken, wenn die Bewohner längerfristig in dezentralen Wohnungen wohnen bleiben.
„Ein völliger Verzicht auf Übergangswohnheime ist nicht möglich“, teilte die Stadtverwaltung mit. Zudem sei die Unterbringung schon „relativ dezentral organisiert“.
Zurzeit gibt es drei Heime. Das an der Priamosstraße in Quadrath-Ichendorf verfügt über 58 Plätze, belegt sind lediglich fünf. An der Kentener Heide stehen 141 Plätze zur Verfügung, hier wohnen 56 Menschen. Am alten Sportplatz in Quadrath-Ichendorf bietet ein Häuserblock 96 Plätze, die aktuell von 49 Personen belegt sind. Ähnlich stellt sich die Lage bei den Obdachlosen dar. In drei Gebäuden in Quadrath-Ichendorf und Kenten verfügt die Stadt über 78 Plätze, die von 35 Menschen bewohnt sind.
Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass für zwei der drei Standorte bei Aufgabe eine Rückzahlung der Landesförderung in Höhe von 22 000 Euro pro Haushälfte zu leisten sei. „Das rechnet sich durch die Einsparungen wieder ein“, ist CDU-Fraktionschef Johannes Hübner sicher. Zudem sollen nicht alle Unterkünfte abgeschafft werden.
Der Hauptausschuss erteilte der Verwaltung einstimmig den Auftrag, Kosten und Möglichkeiten auszuloten, auch um für „vermehrte Inanspruchnahme des Asylrechts, die sich abzeichnet“ (Hübner), gerüstet zu sein.