Pulheim/Frechen – Dass Musikbands auf Konzerttour gehen, ist in diesen Corona-Tagen eher die Ausnahme. Die Kölner Mitsing-Combo „Kölsch singe un drinke“ bekam jetzt die seltene Chance und nahm sie gerne wahr.„Wir sind froh, überhaupt mal wieder vor Menschen spielen zu können.
Und es ist für uns eine wunderbare neue Erfahrung zu sehen, wie viel Spaß gerade diese etwas andere Zuhörerschaft am gemeinsamen Singen hat“, freute sich Bandleader Andreas Münzel am Freitagabend nach dem vierten von insgesamt sechs Gartenkonzerten in den Paul-Kraemer-Häusern in Pulheim, Frechen und Köln.
Insgesamt sechs Gartenkonzerte
Schauplatz der vierten Station war der idyllische Garten des Paul-Kraemer-Hauses am Kattenberg in Stommeln. Dort sind, wie auch in den anderen fünf Einrichtungen der gemeinnützigen Gold-Kraemer-Stiftung, Menschen mit geistigen und teils auch körperlichen Behinderungen zu Hause. Zuvor hatten bereits Konzerte in Frechen-Buschbell und in Pulheim stattgefunden.
„Unsere 25 Bewohnerinnen und Bewohner im Alter von Ende 20 bis Mitte 60 erleben diese schwierigen Zeiten trotz oder gerade wegen ihrer geistigen Einschränkungen hautnah mit. Als sie gehört haben, dass wir Besuch von einer kölschen Musikgruppe bekommen, war die Vorfreude riesengroß.
Highlights im Alltag
Solche Begegnungen sind im Moment echte Highlights im nicht immer einfachen Alltag“, erklärte Lia Steinberger, die stellvertretende Hausleiterin in Stommeln, während es sich ihre auf der Terrasse und auf den Balkonen versammelten Schützlinge beim Kölsch-Konzert richtig gut gehen ließen. Dass sie Mund-Nasen-Bedeckungen tragen und auf Abstand zu den Musikern bleiben mussten, konnte die Stimmung kaum trüben.
Viele Bewohner, die in normalen Zeiten gern auch tüchtig im Dorfkarneval mitmischen und sich mit kölschen Liedern gut auskennen, stimmten fröhlich in die Refrains mit ein, als die Band Gassenhauer wie „Echte Fründe“, „Drink doch ene met“, „Viva Colonia“, das „Trömmelche“ oder „Hey Kölle“ auspackten.
Wohltat für die Seele
Auch Hans Josef Deutsch, der Vorstandsvorsitzende der Kraemer-Stiftung, war mit von der munteren Partie: „Hier kann man erleben, wie wohltuend Musik für die Seele ist. Beim gemeinsamen Singen breiten sich wie von selbst Zuversicht, Hoffnung und Freude aus.“
Derweil betont Lia Steinberger, dass auch der Alltag der gehandicapten Menschen in den vergangenen Monaten ziemlich auf den Kopf gestellt worden sei. „Normalerweise arbeiten unsere Leute tagsüber in verschiedenen Werkstätten“, berichtet die stellvertretende Hausleiterin, „diese Werkstätten sind jedoch seit Wochen geschlossen.
Einhaltung der Hygienevorschriften
Jetzt müssen alle von früh bis spät hier im Wohnhaus bleiben. Wir versuchen, die viele Freizeit mit zusätzlichen Bastel-, Spiel- und Kreativangeboten zu füllen. Das ist nicht immer einfach, zumal wir dabei ja auch auf Einhaltung der Hygieneregeln achten müssen.“
Und es wird viel miteinander gesprochen. Hier sei das Einfühlungsvermögen des Betreuerteams in besonderem Maße gefragt, so Steinberger: „Anfangs konnten viele kaum begreifen, warum sie plötzlich nicht mehr in die Werkstatt durften, weshalb lange kein Besuch mehr kam und wozu die Masken und der Abstand voneinander nötig sind.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mit der Zeit haben die meisten Bewohner auf ihre Art jedoch ein erstaunlich gutes Verständnis für diese Ausnahmesituation entwickelt. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass die Werkstätten bald nach und nach den Betrieb wieder aufnehmen und dass der vertraute Lebensrhythmus zurückkehren kann.“