Pulheim-Stommeln – Große Ereignisse beginnen oft mit einer kleinen Idee. Zum Beispiel beim Kartenspielen. „Einer von uns legte plötzlich die Karten auf den Tisch und sagte: Wollen wir nicht beim Karnevalszug in Stommeln mitgehen?“, erinnert sich Gebhard Harter (64). „Da war ich sofort dabei.“ Seine Frau Helmi Harter (62) und ihre Schwester Karla Richert (68) fingen gleich an, Kostümpläne zu schmieden. „Es durfte ja nichts kosten, daher haben wir von Anfang an alles selbst genäht und gebastelt. Sogar die Perücken“, erzählt Helmi Harter.
Also zogen 1980 getreu dem damaligen Motto der Karnevalsgesellschaft Stommeler Buure „Lachen ist die beste Medizin“ rund 30 Medizinflaschen am Karnevalssonntag stolz durch den Ort. Die Kostüme waren aus Bettlaken gefertigt. „Na ja, wir waren ja Anfänger und richtig durchdacht war das Ganze nicht“, sagt Karla Richert und lacht. „Unten am Bettlaken waren nämlich Eisenringe befestigt, an die wir beim Gehen immer stießen. Wir hatten abends alle blaue Beine.“ Aber auch gute Laune. Daher beschloss die lustige Truppe, fortan als Gossemösche, frei übersetzt mit Straßenspatzen, den Karnevalszug zu unterstützen.
Legendär waren dabei immer ihre Kostüme, auch wenn es oft Rätselraten gab, worum es sich dabei handeln könnte. „Mit Erde auf dem Kopf, darauf die Stommelner Mühle und ein Bärenkostüm. Was ist das?“, fragt Helmi Harter. Ganz klar, Stommelner Erdbären. Mal gingen die Gossemösche mit einem gedeckten Tisch auf dem Kopf, mal als Clownfische. Aber am liebsten natürlich als Zug-Vögel, anfangs als lustige Spatzen, später als stolze Pfauen.
Halbleere Säle, vergebliche Suche nach Tollitäten – Karneval zu organisieren ist nicht immer lustig. Und doch gibt es Menschen, die mit Mut und frischen Ideen dafür sorgen, dass das Brauchtum nicht verstaubt, sondern eine Zukunft hat.
Wir stellen Vereine, Initiativen, Gesellschaften und Menschen aus dem Kreis vor, die durchstarten oder neue Wege gehen – sei es in Sachen Integration oder Inklusion, mit jungen Leuten in Vorständen oder Elferrat und mit Frauenpower. (uj)
Hauptsache, wir haben Spaß, lautet das Motto seit 40 Jahren. Am meisten Spaß hatten die Gossemösche 1992/93. Da stellten sie mit Prinz Manfred, Bauer Rudi und Jungfrau Henriette das Dreigestirn. „Wir haben alle lange daraufhin gespart. Das war eine tolle Zeit“, versichert Helmi Harter. Besonders der damalige Pulheimer Bürgermeister Clemens Kopp bereitete ihnen Freude. Die Familiengemeinschaft hatte ihn kurzerhand zur Ehrengossemösch ernannt und so ging Kopp mit ihrer Truppe im Zug mit. Vor lauter Begeisterung warf er allerdings mitsamt der Kamelle seinen Autoschlüssel unters Narrenvolk. „Wir haben ihn später nach Hause gefahren“, erzählt Gebhard Harter lachend.
„Mal sehen, was in dieser Session passiert“, sagt Karla Richert. Diesmal werden die Mösche in selbstgenähten Pierrot-Kostümen durch den Mühlenort ziehen. Mit 35 Straßenspatzen, darunter ein winziges Spatzen-Kind, am Karnevalssonntag, 23. Februar.