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Aufnahme mit Michael JacksonBei Produzenten aus Pulheim gingen Weltstars aus und ein

Lesezeit 5 Minuten
Zu sehen ist Dieter Dierks vor vielen goldenen Schallplatten.

Dieter Dierks hat zahlreiche Platten produziert, die zum Verkaufsschlager wurden.

Dieter Dierks aus Stommeln hat mit den Scorpions, den Toten Hosen und vielen internationalen Künstlern gearbeitet.

„Ich arbeite mit dem Sänger wie mit einem Schauspieler“, sagt Dieter Dierks, der in jungen Jahren einmal Theaterregisseur werden wollte. Berühmt geworden ist der 81-Jährige mit seinem Aufnahmestudio in Pulheim, in dem er mit den Größen des Musikgeschäfts Geschichte schrieb.

Für sein Lebenswerk wurde der gebürtige Stommelner jetzt ausgezeichnet. Bei der Aufnahme gehe es nicht allein darum, einen Text nach Noten „runterzusingen“, erklärt der Musiker, Tonmeister, Produzent, Verleger und Studiobetreiber. Jedes Wort müsse überzeugen: „Das Publikum muss spüren, muss glauben, was der Sänger vorträgt.“ Gute Produktionen zeichneten sich durch Ausdruck aus.

Entdecker der Band Scorpions

Sein Job sei es, Visionen zu entwickeln, Lehrmeister und Coach zu sein, „rauszuholen, was noch drin ist“, macht er klar. Da seien auch „psychologische Tricks“ erlaubt, sagt Dieter Dierks. Dabei wurde es in seinen Studios mitunter richtig laut, nicht nur musikalisch. Es habe so manches Mal mächtig geknallt, erinnert sich Dierks. Scorpions-Sänger Klaus Meine sei schon mal mit den Worten „Ich bring' dich um“ ausgerastet. „Ich hab es nicht so gemeint“, habe er freilich am nächsten Morgen eingelenkt.

Dierks ist der Entdecker der Scorpions. Der damals weitgehend unbekannten Band, die er in einer Essener Turnhalle vor nur 50 Leuten habe spielen sehen, hatte er versprochen, sie nach nur zwei Jahren international bekannt zu machen. Nach nur einem Jahr habe er die Band auf Japan-Tournee gebracht. Sein Vorhaben, die USA zu erobern, habe freilich länger gedauert. Mit Worten wie, „Du kannst nicht Coca-Cola nach Amerika verkaufen“ sei er zunächst dort abgeblitzt, schildert Dierks.

Bis heute sei die Band das Aushängeschild des Deutschen Metals. Ab und an treffe er die Jungs bei ihren Konzerten. Sei es in New York, Los Angeles, Athen oder Wacken.

Die Liste derer, die in seinen Studios Songs aufnahmen, ist lang. Es waren deutsche Musiker und Bands wie Klaus Doldinger, Herbert Grönemeyer, Wolf Maahn, Peter Maffay, Die Toten Hosen, Atlantis und international bekannte Interpreten wie John Mayall, Eric Burdon, Rory Gallagher, Sting, Harry Bellafonte und viele mehr. Viele Künstler wohnten auf dem Studiogelände, wurden von Dierks Mutter bekocht und gingen in der Kneipe nebenan abends einen trinken.

Auch der „King of Pop“ Michael Jackson tauchte 1996 nach seinem Konzert in Moskau mit Zwischenstopp in Amsterdam auf der Suche nach den „Diedödörks Studios“ in Stommeln auf und nahm den Song „Ghosts“ auf. Als „höflich, super konzentriert“ und als „Perfektionisten“, der das Glas Wasser nur genau temperiert zu sich nahm, hat Dierks ihn in Erinnerung.

Damals hatte Dierks längst die Audioaufnahmetechnik um Filmaufnahmen in High-Definition-Technik erweitert. Zwei Jackson- Konzerte der HIStory-Tour im Olympiastadion München schnitt Dierks mit Hilfe eines Aufnahmewagens mit. Es diente als Material für die DVDplus, mit Video auf der einen und Ton auf der anderen Seite, die Dierks sich hatte patentieren lassen. Eine Lizenz, die selbst Sony USA unter dem Namen DualDisc nutzte.

Zu sehen ist Dieter Dierks.

Dieter Dierks hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Größen der Musikwelt zu Gast gehabt.

Heute konzentriert sich Dieter Dierks neben dem Aufnahmegeschäft auf die Breeze Music. Als Musikverlag wolle er vor allem alte Musik beispielsweise aus seiner Anfangszeit, der Krautrockära, verfügbar machen. Auf alte Tonbänder aus dem Archiv wartet der Backofen, um die schmierig gewordenen Beschichtungen der Bänder für eine letzte Überspielung auf digitale Datenträger zu festigen.

Wie sich das überarbeitete Material anhört, demonstrierte er in seinem neuesten Studioraum auf der Großleinwand. Da führt er ein Musikvideo vor, das er seinerzeit in München aufgenommen hatte, ein Livemitschnitt von Motörheads Hit „Ace of Spades“.

Künstliche Intelligenz fördert musikalische Schätze zu Tage

Mittels KI ist es Dierks und seinem Team gelungen, die sonore Stimme von Ian „Lemmy“ Kilmister von einstreuenden Signalen wie Bass, Schlagzeug und Gitarren zu befreien. Was im Original dumpf und verwaschen klingt, ist so präsent, als wäre die Aufnahme gestern entstanden. Bei allen Erfolgen, einen großen Traum habe er noch, erzählte Dieter Dierks mit seinem ihm eigenen gewinnenden Lächeln, nämlich einmal mit Paul Mc Cartney zusammenzuarbeiten.


Große Ehrung beim Kult-Festival in Wacken

Beim diesjährigen 33. Wacken Open Air ehrte Festival-Mitbegründer Holger Hübner den Stommelner Dieter Dierks auf der Bühne für dessen herausragende Verdienste um den Heavy Metal und sein Lebenswerk. Im sogenannten „Legends Talk“ hatten Dieter Dierks und der Chefredakteur des „Metal Hammer“, Christof Leim, zuvor über die künstlerischen Leistungen des 81-jährigen Produzenten, Musikers, Toningenieurs, Verlegers und Studiobetreibers geplaudert.

Der Award, ein großformatiges Bild, das die Festival-Begründer Hübner und Thomas Jensen im Huckepack inmitten der Dierks Studios zeigt, hat einen Ehrenplatz am rustikalen Besprechungstisch von Dieter Dierks nicht weit von der Wand mit seinen zahlreichen Platin- und Goldschallplatten erhalten. „Ich habe mich riesig über die Auszeichnung gefreut. Als Produzent kriegt man nicht oft so ein tolles Feedback“, sagte Dieter Dierks im Gespräch am Stommelner Stammsitz der Dierks-Studios im Büro der Breeze Music.

Das Programm des Musikfestivals zeugte vom unverkennbaren Stempel, den Dieter Dierks der Sparte Rock und Heavy Metal aufgedrückt hatte. Über 30 Titel, die im Studio Dierks entstanden sind, wurden auf verschiedenen Bühnen gespielt. Die Heavy Metal Band Accept servierte ihren Hit „Balls to the Wall“. Die Scorpions, spielten Titel von ihrer CD „Love at first Sting“. „Jedes Stück ein Knaller“ empfiehlt Dierks das Album.