Pulheim-Stommeln – Gerade hat Obstbauer Heinz Becker (63) mit den Baumschnittarbeiten in seiner Obstplantage begonnen. Auf insgesamt vier Hektar hat er Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche und Oliven im Anbau. Und damit die Obstbäume im Sommer und Herbst auch reichlich Früchte tragen, müssen sie im Winter ordentlich zurückgeschnitten werden. „Wir schneiden unsere Obstbäume ab Mitte Januar bis Ende Februar“, erklärt Heinz Becker. Generell sei es allerdings möglich, schon im November mit dem Baumschnitt zu beginnen. Geschnitten werden könne, je nach Fruchtart, dann bis kurz vor der Blüte im April. Der Schnitt selbst erfolgt nach festen Kriterien.
Heinz Becker führt den Betrieb, den sein Vater 1958 in Stommeln-Rosenhof aufgebaut hat, zusammen mit seinem Bruder Michael. Der Baumschnitt ist allerdings Sache von Heinz Becker. Meistens zusammen mit einem Mitarbeiter streift er täglich durch die Plantage, um Baum für Baum zu stutzen. „Maschinen dafür wurden bisher noch nicht erfunden“, sagt er und lacht.
Zunächst sind die Apfelbäume an der Reihe. Damit die Früchte im Herbst auch bequem vom Boden aus geerntet werden können, lässt Becker seine sogenannten Spindelbäume maximal 2,20 Meter hochwachsen. Deswegen werden die Bäume zunächst in ihrer Höhe gekappt. Dabei gilt es, auch sogenannte Wassertriebe, also alle steil nach oben gewachsenen Ruten, abzuschneiden. „Man erkennt sie an ihrer dünnen und glatten Struktur“, erklärt Becker.
Auch im Hausgarten können jetzt die Bäume geschnitten werden. Heinz Becker empfiehlt, die Äste nicht übermäßig in ihrer Länge zu kürzen. Besser sei es, stattdessen einzelne Äste bis zum Stamm aus dem Baum zu schneiden. Auch im Hausgarten sollte man mit dem Baumschnitt ältere Äste ganz abschneiden, damit junge Äste nachwachsen können und die Früchte beim Wachstum viel Licht und Sonne bekommen. (mkl)
Beim zweiten Durchgang werden die dickeren älteren Äste möglichst bis zum Stamm gekappt. So schaffe man Platz für neue Äste, die im Frühjahr unmittelbar neben der Schnittfläche austreiben. „Besonders ertragreich sind die zwei und drei Jahre alten Äste“, sagt der Fachmann. Die älteren Äste erkenne man an ihrem kräftigen Umfang.
Sind alle dicken Äste raus, folge der Qualitätsschnitt. „Dabei werden die jüngeren Äste zum Teil um die Hälfte gekürzt“, erklärte der Obstbauer. Auch bei diesem Schnitt gehe es darum, Licht in den Baum zu bringen. Denn auf jüngeren Ästen wachsen weniger Blätter, die Äpfel bekommen dann im Wachstum mehr Sonnenlicht ab. „Und je mehr Licht auf die Früchte fällt, desto besser schmeckt die Frucht“, weiß der 63-Jährige. Zudem bekämen die Äpfel durch die Sonne eine schönere Färbung.
Der dritte und letzte Schnitt erfolgt erst ein paar Wochen später, kurz vor der Baumblüte. „Mit diesem Schnitt, bei dem durch das weitere Kürzen der Triebe vor allen Dingen die Zahl der Blüten reduziert wird, nehmen wir auch direkten Einfluss auf die Erntemenge“, sagt der 63-Jährige. Ideal sei, wenn maximal 15 Kilogramm – das sind 80 bis 100 Äpfel – auf einem Baum reifen.
Insgesamt haben die Becker-Brüder acht Apfelsorten im Anbau. Und im Prinzip werden aber auch alle anderen Obstbäume nach den gleichen Kriterien geschnitten. „Allerdings handelt es sich bei unseren Pflaumen-, Pfirsich- und Aprikosenbäume um halbhohe Büsche, die insgesamt auch buschiger und höher wachsen dürfen.“
Maximal 18 Jahre bleiben die Bäume in der Regel in der Obstplantage stehen. „Aber unsere Pflaumenbäume hier sind schon älter als 35 Jahre“, sagt Becker und deutet auf die ein wenig knöchern wirkende Baumreihe, denen ihr Alter auch gut anzusehen ist. „Sie tragen aber immer noch prächtig“, betont er. In Sichtweite wachsen inzwischen aber auch schon junge Pflaumenbäume, die die alten Bäume irgendwann einmal ersetzen sollen.
Erst seit ein paar Jahren haben die Becker-Brüder zudem Aprikosen und Pfirsiche ins Programm aufgenommen. „Und genauso wie unsere Olivenbäume entwickeln sich auch die Aprikosen- und Pfirsichbäume am Südhang unserer Plantage geradezu prächtig“, schwärmt Heinz Becker. Neu im Anbau seien jetzt auch Feigen. „Aber das bleibt zunächst einmal nur ein Experiment“, betont er.
Alle Erzeugnisse aus eigenem Anbau vermarkten Heinz und Michael Becker im Übrigen in ihrem Hofladen, wo aktuell noch die im Kühlraum gelagerten Äpfel und Birnen der letzten Ernte zu haben sind.