In den zehn Städten leben 5000 aus der Ukraine geflüchtete Menschen – offiziell. Es dürften mehr sein.
Kommentar zu den Folgen des Ukrainekriegs für Rhein-ErftWenn aus Gästen Freunde werden
Der Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat uns in den vergangenen Tagen beschäftigt – und so war es uns als Redaktion wichtig, die Auswirkungen dieses Konflikts auf lokaler Ebene abzubilden.
Das kann angesichts der Vielzahl an Facetten immer nur ansatzweise und bruchstückhaft gelingen; gleichwohl konnten wir berührende, aber auch beklemmende Geschichten über Menschen erzählen, die vor Putins Kriegsmaschinerie viele tausend Kilometer zu uns geflohen sind. Fast 5000 sind es, die offiziell im Rhein-Erft-Kreis leben.
Hier in unseren zehn Städten haben viele Frauen und Kinder Schutz gefunden, ein neues Zuhause, eines auf Zeit, so zumindest die Hoffnung des überwiegenden Teils der aus ihrer vom Krieg gezeichneten Heimat Geflüchteten.
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Städte stoßen bei der Aufnahme von Flüchtlingen an ihre Belastungsgrenzen
Viele von ihnen sind jedoch weitaus mehr als nur Gäste auf Zeit. Erika und Dieter Weidenbrück haben eine Ukrainerin mit ihren beiden Töchtern bei sich in Wesseling aufgenommen. Und sie sagen einen Satz, der eigentlich eingerahmt gehört: „Sie gehören längst zu unserer Familie, und wir sind wirkliche Freunde geworden.“
Nun soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass die finanziellen Belastungen infolge der Zuwanderung für die Städte nicht ohne Weiteres zu stemmen sind. Noch sind die Hilferufe aus den Rathäusern recht verhalten; aber bei einem längeren Andauern des Krieges und weiterer Aufnahme von Geflüchteten könnte sich dies rasch ändern.
Traumatisierte Menschen werden in Turnhallen untergebracht
Und natürlich läuft das Miteinander nicht immer geräusch- und reibungslos. Vereine haben nicht „Hurra!“ geschrien, weil mancherorts Hallen wieder in Erstunterkünfte für Geflüchtete umfunktioniert worden sind – auf Kosten des Sports oder von Veranstaltungen, so wie zuletzt im Karneval.
Die Geflüchteten sind da aber der falsche Adressat von Kritik. Einige Städte haben aus der ersten Flüchtlingsbewegung vor einigen Jahren keine Lehren gezogen – und sind nun in der Situation, traumatisierte Menschen in provisorischen Unterkünften unterzubringen.
Beziehen Geflüchtete dann Wohnungen, ruft dies auch so manchen Besserwisser auf den Plan. Vor allem in sozialen Netzwerken kann man nachlesen, dass diese Menschen es ja viel besser haben als Deutsche.
Gegen den Krieg in den Köpfen ist man mitunter machtlos.