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Ein Jahr UkrainekriegHürther Zahnarzt beschäftigt drei geflüchtete Ukrainerinnen

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Auf dem Foto ist das Zahnarztteam von Alexander Zalesski zu sehen. Er beschäftigt drei junge Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Dem Team von Zahnarzt Alexander Zalesski (mitte) gehören drei Zahnärztinnen aus der Ukrainean, rechts Maria Khariuk, neben ihr steht Yuliia Alieksieieva.

Geflüchteten zu helfen, empfinde er als Bürgerpflicht, sagt der Zahnarzt Dr. Alexander Zalesski: „Sie haben doch die gleichen Wünsche und Werte wie wir.“

„Ich bin hier angekommen“, sagt Yuliia Alieksieieva (28). Sie fühle sich in Hürth zu Hause: „Hier habe ich eine neue Familie gefunden, eine Arbeitsfamilie.“ Damit meint sie ihre Kolleginnen und Kollegen. Seit April 2022 arbeitet die Zahnärztin aus Kiew als Helferin in der Praxis von Dr. Svetlana und Alexander Zalesski in Fischenich.

Leicht sei der Neustart jedoch nicht gewesen. Sie kannte weder die Mentalität der Deutschen noch die Sprache, als sie am 25. Februar gemeinsam mit ihrer Tante, nur mit einem Rucksack auf dem Rücken, ihre Heimat verließ und in den Westen flüchtete. Ihre Welt und ihr Leben waren durch den Angriffskrieg Russlands aus den Fugen geraten. „Der Krieg hat mein Leben total auf den Kopf gestellt“, berichtet Alieksieieva.

Beim Gedanken an ihre Heimat hat sie gemischte Gefühle

Dass sie, eine ausgebildete Zahnärztin, als Helferin arbeitet, wolle sie schnell ändern. Alle Unterlagen habe sie bereits vor Monaten an die Bezirksregierung in Münster als zuständige Zulassungsbehörde geschickt: „Ich hoffe, dass ich die erforderliche Anerkennung bald bekomme.“

Schließlich seien die zahnärztlichen Gerätschaften und die Anatomie der Menschen in Kiew genauso wie die der Deutschen. „Einzig die Bürokratie ist hier anders“, erklärt sie. In der Ukraine gebe es keine Krankenkassen – nur Privatpatienten.

Beim Gedanken an ihre Heimat hat sie gemischte Gefühle. „Ich war Weihnachten bei meiner Familie – in der Ukraine“, erzählt sie. Die Menschen seien oft richtig fröhlich, „sie lachen viel“. Sie setzten ihr normales Leben fort und schienen sich mit der Situation abgefunden zu haben.

Ich finde es grausam, dass man sich an Luftangriffe und Bomben gewöhnt
Yuliia Alieksieieva

„Ich war in einem Supermarkt, als die Sirenen aufheulten“, berichtet sie. Während sie in Panik geraten sei und sich hilflos umgesehen habe, wo sie hinsollte, hätten die Menschen um sie herum gar nicht mehr reagiert. „Ich finde es grausam, dass man sich an Luftangriffe und Bomben gewöhnt.“

Mit Einschränkungen, mal ohne Wasser, Strom oder Internet, laufe das Leben in der Ukraine normal weiter – mit allem, was dazugehört. Aber: „Ich war froh, als ich nach Weihnachten wieder hier zurück in Hürth war.“ Die ständige Angst und Bedrohung durch Angriffe und Bombenbeschuss könne sie nicht ertragen.

Doch auch wenn der Krieg bald zu Ende wäre, zurück wolle sie nicht mehr. Natürlich habe sie oft  Heimweh. „Ich vermisse meine Familie und meine Freunde.“ Perfekt fände sie es, wenn alle zu ihr nach Deutschland kämen.

Vier Tage dauerte die Fahrt in einem Kleinbus aus Czernowitz nach Köln

Wenn Alexander Zalesski und seine Frau die Entwicklungen ihrer ukrainischen Mitarbeiterinnen sehen, dann wissen sie wohl, dass sie alles richtig gemacht haben. Inzwischen haben sie drei ukrainische Zahnärztinnen als Helferinnen im Team. Maria Khariuk (28) kam Anfang Juni.

Vier Tage lang ist sie in einem Kleinbus mit ihrer Tochter, ihrer Schwester und vielen Bekannten aus Czernowitz nach Köln geflüchtet. Drei Tage hat sie allein an der Grenze nach Polen im Stau gestanden. In einer Zeitung habe sie von der Ausschreibung der Zahnarztpraxis gelesen, dass ukrainische Zahnärzte willkommen seien. „Nach einem Praktikum arbeite ich seit Anfang September 2022 hier“, berichtet sie.

Die Menschen haben doch die gleichen Wünsche und Werte wie wir
Alexander Zalesski

So wie die dritte Ukrainerin im Team, Hanna Kotliarenko, sei auch sie in ihrer Heimat praktizierende Zahnärztin gewesen. Aber zurück will auch Maria Khariuk nicht. Ihrer fünfjährigen Tochter zuliebe hatte sie die Ukraine verlassen. „Anna wird dieses Jahr hier eingeschult“, sagt sie. Sie selbst wolle ihre Deutschkenntnisse noch weiter verbessern und dann zusehen, dass sie ihre Anerkennung in Deutschland bekomme, um bald wieder als Zahnärztin arbeiten zu können.

„Bevor der Krieg ausbrach, hatten wir hier kaum über die Ukraine nachgedacht“, erklärt Zalesski sein Engagement. Diesen Menschen zu helfen, empfinde er als Bürgerpflicht: „Sie haben doch die gleichen Wünsche und Werte wie wir.“

Doch die Hoffnung auf eine freie und friedliche Zukunft im eigenen Land sei ihnen durch den Angriffskrieg genommen worden. Zalesski: „Meine Frau und ich möchten einfach nur mithelfen, ihnen wieder die Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden und Freiheit zu geben.“