Kerpen-Horrem – Vor zwei Jahren wurde über seinen 80. Geburtstag noch berichtet. Doch danach hatte man von Josef Kings wenig gehört. Vor ein paar Wochen aber rief er noch einmal in der Redaktion an und legte einem die Berichterstattung über den Horremer SV ans Herz. In dem Fußballclub war Kings mehr als 70 Jahre lang Mitglied. Nun ist der Horremer, den viele einfach mit „Jupp“ ansprachen, nach schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren gestorben.
Als „bunter Hund“ im Kreis bekannt
Nicht nur in Horrem, im ganzen Kreis war Kings bekannt wie ein „bunter Hund“: Als Politiker saß er für die SPD jahrzehntelang im Kreistag und im Kerpener Stadtrat: „Er zählt zu den Gründungsvätern der Stadt und hat sich viele Verdienste erworben“, sagt etwa Kerpens Stadtsprecher Erhard Nimtz. Kings war ein politisches Urgestein, ein Politiker zum Anfassen, wie sie heute selten geworden sind. Zehn Jahre lang war er Ortsvorsteher in Horrem und Götzenkirchen, vorher 17 Jahre lang dort Bezirksausschussvorsitzender. Täglich drehte er seine Runden durch den Ort und freute sich, wenn er um Rat und Tat gefragt wurde.
An Anerkennung für seine Arbeit fehlte es nicht: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Ehrenbrandmeister der Feuerwehr, Polizeiehrenkommissar des Rhein-Erft-Kreises, die Ehrennadel des Fußballverbandes Mittelrhein, die Eberle-Medaille in Gold des deutschen Sparkassenwesens – das alles waren Auszeichnungen, die Kings stolz machten: Denn er stammte aus einfachen Verhältnissen, der Weg nach oben war ihm nicht in die Wiege gelegt worden.
Die Mutter stammte aus Götzenkirchen, der Vater aus Alt-Mödrath. Aufgewachsen als Halbwaise, musste sich Kings um seine vier Geschwister kümmern, während die Mutter putzen ging. Eine Maurerlehre bei der Horremer Brikettfabrik ermöglichte den Einstieg in die Politik: Er trat in die IG Bergbau und in die SPD ein, wurde erst Juso-, dann Ortsvereinsvorsitzender. Schließlich lernte er über die Partei auch seine Frau Evi kennen, die beim SPD-Bezirk Mittelrhein arbeitete.
Als Politiker setzte Kings besonders in Horrem Akzente: Ob es um die Umgestaltung des Bahnhofes ging, um das Neubaugebiet Wahlenpfad oder den Lärmschutz entlang der Autobahn. Kings nutzte seine guten Kontakte zu Landes- und Bundesministern, um die Themen im Sinne der Horremer voranzubringen. Akribisch sammelte er alle Unterlagen dazu in 27 Aktenordner, so dass er immer wieder den einen oder anderen Beleg für sein Engagement zücken konnte.
Sein Tod wird nun nicht nur beim HSV betrauert. Man verliere nicht nur einen „Ehrenvorsitzenden, ständigen Unterstützer, Mitgestalter und tatkräftigen Helfer“, teilt der Verein per Facebook im Internet mit: Josef Kings sei auch ein „toller Mensch“ gewesen, „der neben all seinen politischen und vereinsseitigen Aufgaben stets die Leidenschaft für die Entwicklung und Förderung unserer Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund stellte“.