Wolfgang Jenke war keiner aus der vorderen Reihe. Die Gründe für seinen Austritt bringen seinen Ortsverein und die Parteispitze dennoch in Verlegenheit.
Jenke beklagt AusgrenzungSPD-Parteispitze von Austritt eines Kerpener Genossen kalt erwischt
Mit einem Parteiaustritt muss sich am Freitagabend der SPD-Kreisvorstand beschäftigen. Nach mehr als 27 Jahren hat Wolfgang Jenke Ende Mai sein Parteibuch zurückgegeben. Er fühle sich durch den Vorstand des Ortsvereins Horrem/Neu-Bottenbroich ausgegrenzt und werde politisch isoliert, sodass ihm „jede aktive Parteiarbeit unmöglich gemacht werde“, schreibt er in einer E-Mail an seinen Ortsverein, den Stadtverband Kerpen und die Kreispartei. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor.
Der Kerpener hatte noch vor wenigen Jahren den Ortsverein kommissarisch geleitet und war 2022 über Kerpen hinaus in Erscheinung getreten, als er eine Kampfkandidatur gegen den damaligen Kreisvorsitzenden Daniel Dobbelstein ankündigte. Seine Bewerbung war ebenso überraschend wie sein Verzicht auf die Kandidatur: Zunächst sagte er, er halte Dobbelstein für einen fähigen Politiker und wünsche, dass er gewählt wird – „aber ich will die Alternative sein“. Als Dr. Thomas Thielemann ebenfalls den Vorsitz anstrebte, zog Jenke zurück. Der Frechener sei besser als er geeignet, die SPD zu führen.
Am Ende wurde es keiner, auch Dobbelstein nicht. Seit 2022 führt Heike Steinhäuser aus Bedburg die Sozialdemokratische Partei im Rhein-Erft-Kreis.
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Jenke beklagt, er werde seitdem systematisch ausgegrenzt und durch den Vorstand des Ortsvereins vom Informationsfluss abgeschnitten. Dem gehören neben Dobbelstein selbst auch dessen Frau und dessen Schwiegereltern an. „Diese Ausgrenzung hat nichts mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und mit der SPD von Willy Brandt, Herbert Wehner oder Helmut Schmidt, die ich alle bei meiner Arbeit für das deutsche Fernsehen mehr als einmal kennenlernen durfte, zu tun“, schreibt er.
In einer Partei, die so mit ihren Mitgliedern umgehe, wolle und könne er nicht bleiben. Jenke spricht von einer Hinterzimmerpolitik. Erst nachdem er die Kreispartei eingeschaltet habe, seien ihm Sitzungstermine mitgeteilt und Protokolle ausgehändigt worden.
Diese Entwicklung sei umso bedauerlicher, da nach den aktuellen Wahlprognosen die SPD jede Stimme benötige und es sogar sein könne, dass die SPD bei den Landtagswahlen im Osten Deutschlands zum ersten Mal an der Fünf-Prozent-Hürde scheitere.
Die SPD-Kreisvorsitzende Heike Steinhäuser teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, sie bedauere es grundsätzlich, wenn ein Parteimitglied austrete. Sie habe zur Kenntnis genommen, dass Wolfgang Jenke Kränkungen und persönliche Verletzungen empfunden habe. Die Ortsvereinsvorsitzenden hätten jedoch alles unternommen, „um Probleme zu lösen und Missverständnisse auszuräumen. Insoweit genießen sie mein volles Vertrauen.“
Steinhäuser räumt ein, dass sie von Jenkes Austritt erst durch dessen E-Mail vom 9. Juli erfahren habe. „Üblicherweise sind Parteiaustritte Angelegenheiten der örtlichen Gliederung“, teilt sie mit. Wolfgang Jenke selbst habe zu keinem Zeitpunkt Kontakt mit ihr aufgenommen.