Noch 22 Haushalte gibt es in Alt-Manheim am Tagebau Hambach. Im Mai legt das Unternehmen RWE deren Kanalisation still.
UmsiedlungBald gibt es für 22 Haushalte in Kerpen-Manheim keine Kanalisation mehr
Der Tagebau Hambach kommt den letzten Häusern im alten Manheim immer näher. Gebäude stehen ohnehin kaum noch welche am Tagebaurand, viele Straßen sind bereits weggebaggert. Im Mai legt RWE außerdem die Kanalisation still. Für die letzten Bewohner von Manheim heißt das: Sie müssen sich selbst um die Entsorgung ihres Abwassers kümmern.
Schon im November haben die letzten Bewohner des alten Orts Manheim einen Brief der Stadtverwaltung erhalten, in dem auf die stillgelegte Kanalisation hingewiesen wird. Darin bittet die Verwaltung die Anlieger, für eine „autarke und ordnungsgemäße Schmutz- und Niederschlagswasserbeseitigung“ bis Ende Mai dieses Jahres zu sorgen. Mehrkosten erstattet RWE Power, wenn die Anlieger entsprechende Nachweise einreichen. Auch bietet das Unternehmen Anliegern Hilfe beim Bau von „technischen Ersatzlösungen“ an. Laut Kerpener Stadtverwaltung können Anlieger aber auch eigenständig Gruben anlegen und die Rechnung bei RWE einreichen.
Ende 2025 sollen alle Manheimer umgesiedelt sein
„Technische Ersatzlösungen“ sind zum Beispiel Gruben, in die das Schmutzwasser abgeleitet werden kann. Einfach anlegen dürfen Bürger sie aber nicht. Je nachdem, welche Lösung für sie in Frage kommt, ist eine Reihe von Anträgen bei der Stadtverwaltung nötig. Niederschlagswasser etwa darf in Manheim künftig ausschließlich auf dem Grundstück versickern. Nutzen Anlieger dafür eine Mulde oder Rigole, müssen sie einen Antrag auf Einleitung von Niederschlagswasser in das Grundwasser stellen. Außerdem ist ein weiterer Antrag gemäß Benutzungsgebührensatzung zur Entwässerungssatzung nötig.
Alles zum Thema RWE
- Tagebau Hambach Erste Rohre für Rheinwasserleitung nach Elsdorf sind eingetroffen
- RWE informiert Bürger So soll im Tagebau Hambach der zweitgrößte deutsche See entstehen
- Naturschutzprojekt Zwei Wildpferde von der Sophienhöhe nach Holland umgesiedelt
- Empfang in Bedburg Landwirte diskutieren über Herausforderungen der Branche
- 414 Bewerber Kunstverein Frechen zieht ein positives Fazit zu Internationalen Grafik-Triennale
- Waldvernetzung in Kerpen Entscheidung der Bezirksregierung in der Kritik
- Viktoria Köln Viel Lob und etwas Tadel von Trainer Olaf Janßen
Auf Anfrage der Redaktion wollten sich mehrere Bewohner von Manheim nicht zu dem Thema äußern. Annika Effertz, Vorsitzende der Grünen in Kerpen, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Sie scheinen alle dermaßen unter Druck zu stehen, dass sich niemand mehr öffentlich äußern möchte“, sagt sie.
Betroffen von der Stilllegung der Kanalisation sind nicht viele Menschen. Die Einwohnerstatistik führt zurzeit noch 32 Menschen in Manheim – Tendenz sinkend. 2022 waren es noch 38. „Die Manheimer verteilen sich auf 22 Haushalte“, sagt Harald Stingl, Sprecher der Stadtverwaltung. Die meisten lebten im Ort selbst, andere auf Höfen in der Umgebung oder im Forster Feld.
Die Umsiedlung Manheims soll Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein. So steht es im aktuellen Entwurf des Braunkohlenplans. Landwirte wie Heinrich Portz haben aber bereits angekündigt, den Ort nicht verlassen zu wollen. Geht es nach der Stadt Kerpen, soll RWE in Manheim keine Häuser mehr abbrechen – auch keine unbewohnten. Zumindest so lange nicht, bis feststeht, wie Manheim nach Ende des Braunkohlebergbaus genutzt werden soll.