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Ein Fiasko drohtKerpener und RWE streiten über Umsiedlung aus Manheim

Lesezeit 3 Minuten

Dirk Schnitzler sammelt im Umsiedlungsort Manheim Oldtimer und gebrauchte Auto-Ersatzteile.

Kerpen-Manheim – Bis Anfang 2022 läuft offiziell noch die Umsiedlung der Manheimer. Mittlerweile sind fast alle der einst 1700 Dorfbewohner – Eigentümer, Mieter und auch Gewerbebetriebe – des alten Ortes weggezogen. Die Umsiedlung gilt im Großen und Ganzen als Erfolg.

Doch es gibt auch Ausnahmen: Für den 49-jährigen Karosseriebaumeister Dirk Schnitzler zum Beispiel droht die Umsiedlung zu einem Fiasko zu werden. Er hat seit mehr als 20 Jahren auf einem Aussiedlerhof bei Manheim-alt Hallen gemietet, anfangs bei den privaten Eigentümern des Aussiedlerhofes.

Kerpen-Manheim: RWE muss bei Umsiedlung helfen

Als der Hof in das Eigentum des Unternehmens RWE überging, wurde der Mietvertrag verlängert. Dadurch hat Schnitzler den offiziellen Umsiedlerstatus. Das bedeutet: RWE muss ihm bei der Umsiedlung helfen und womöglich sogar Entschädigungen zahlen.

Dirk Schnitzler sammelt Oldtimer, gebrauchte Auto-Ersatzteile und andere Dinge, die viele für Schrott halten würden, aus seiner Sicht aber durchaus noch ihren Wert haben. „Ein Faltdach-Käfer von 1967, ein Kübelwagen, ein alter Bully“, zählt er auf. Ein Gewerbe hat er nicht angemeldet.

Kerpener hat gigantische Mengen gesammelt

Die Mengen, die er gesammelt hat, sind gigantisch: Neben drei offiziell angemieteten Hallen soll er zehn Garagen sowie eine weitere 700 Quadratmeter große Halle „ohne bestehenden Mietvertrag in Eigenregie genutzt haben beziehungsweise anderen Personen überlassen haben“, steht in einem Schreiben von RWE. Insgesamt geht das Unternehmen von rund 500 bis 600 Kubikmetern Material und 30 Fahrzeugen aus.

Autoteile und Reifen türmen sich stellenweise bis unter die Decke.

Schnitzler berichtet, er habe im Gewerbegebiet Manheim-neu bereits eine neue Halle gebaut, für die RWE das Grundstück besorgt habe. Sie sei zwar erst halb fertig, habe aber schon rund 350 000 Euro gekostet, sagt er. Ihm sei im Zuge der Umsiedlerberatung der Firma RWE und der Bezirksregierung der Bau der neuen Halle „aufgeschwatzt“ worden. Nun wisse er nicht, wie er die Halle finanzieren solle.

Kerpener gegen RWE: Anwälte verhandeln

Die Anwälte beider Seiten verhandeln derweil weiter über die Umzugsmodalitäten, gegenseitige Vorwürfe inklusive. So sagt Schnitzler, er habe in den vergangenen Jahren in den Hallen keinen Strom zur Verfügung gehabt und deshalb etwa seine Hebebühnen nicht nutzen können. So sei es für ihn nicht möglich gewesen, den Umzug zu bewerkstelligen.

Im Gegenzug werfen ihm die RWE-Anwälte vor, bislang „nicht einen eingelagerten Gegenstand“ entfernt zu haben, was Schnitzler bestreitet. Auch sei die Frage, wohin der Umzug gehen soll, bis heute nicht beantwortet.

Halle in Manheim-neu ist schon wieder voll

RWE bietet an, auf die entgangenen Mieten für die angeblich illegal genutzten Flächen zu verzichten und den gesamten Umzug „aller auf den Flächen und Hallen eingelagerten Gegenstande“ vorzunehmen, wenn Schnitzler bis 5. Oktober knapp 5000 Euro zahlt und die formelle „Freigabe“ für den Umzug gibt. Problem dabei ist aber, dass auch die neue Halle in Manheim-neu schon voll ist. „Sollte die vorbezeichnete Frist fruchtlos verstreichen, gehen wir davon aus, dass die Angelegenheit gerichtlich geklärt werden muss“, erklären die RWE-Anwälte.

Ob Schnitzler das Angebot annehmen wird, ist noch offen. Er räumt ein, dass er in der Sache selbst Fehler gemacht habe. Andererseits sei er auch falsch beraten worden und nun in einer aussichtslosen Situation. Nach und nach stelle sich heraus, dass die neue Halle für seine Zwecke gar nicht geeignet sei. „Ich darf dort viele Sachen, die ich brauche, gar nicht unterbringen: Gasflaschen, Flüssigkeiten, Lacke zum Beispiel.“ Die Sache sei „total verfahren“.

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RWE betont, Schnitzlers Umsiedlung habe man „fürsorglich“ und gemeinsam mit einem neutralen Berater der Bezirksregierung begleitet. Man habe viele Versuche unternommen, eine einvernehmliche Lösung zu finden und biete weiterhin Hilfe an. Es sei Schnitzlers eigene Entscheidung gewesen, eine neue Halle in Manheim zu bauen. Man habe ihn lediglich bei der Suche nach einem Grundstück unterstützt.