Kerpen-Brüggen – „Die machen uns hier platt“, empört sich Landwirtin Irmgard Bremer. Auch ihre Nachbarn Gerda-Maria und Hans-Werner Jansen sind über die Ausbaupläne des Landesbetriebes Straßen in Euskirchen für die Raststätte Ville an der Autobahn 1 zwischen Köln und Erftstadt empört. Denn nicht nur im Osten der Raststätte, auf Hürther Gebiet, sollen rund 100 neue Lkw-Stellplätze angelegt werden, was da aufgrund des freien Geländes relativ unproblematisch sein soll. Westlich der Raststätte, auf Kerpener Gebiet, sind ebenfalls 91 zusätzliche Stellplätze geplant. Die Raststätte mit ihren Parkanlagen würden sich dann bis auf wenige Meter an den Weiler Brüggen heran ausdehnen.
Die dortigen Bauernhöfe befürchten für diesen Fall Einschränkungen ihres Betriebes. Die CDU versucht nun auf verschiedenen Ebenen die Pläne abändern zu lassen und hat hierfür den Bundestagsabgeordneten Oliver Wittke eingespannt, der mit anderen Vertretern der Partei, darunter Willy Zylajew, Georg Kippels MdB, Gregor Golland MdL und Klaus Ripp, mit Bewohnern des Weilers Lösungsmöglichkeiten diskutierte. „Wir brauchen zusätzliche Stellplätze für Lastwagen an unseren Autobahnen, aber nicht unbedingt hier “, sagte Wittke.
Die Frage sei, welche Alternativen es gebe. Am Weiler Brüggen jedenfalls sind die Stellplätze nicht gewollt: Der Weiler, der um das Jahr 1985 auf Rekultivierungsgebiet insbesondere mit landwirtschaftlichen Umsiedlern aus dem Raum Garzweiler gefüllt wurde, sei seinerzeit bewusst in einem größeren Abstand zur Autobahnraststätte angelegt worden, berichtet Jansen. So sollte vermieden werden, dass es gegenseitige Belastungen, etwa durch Stallgeruch oder Lärm, gibt. „Nun soll uns die Raststätte auf die Pelle rücken“, meint Bremer. Aufgrund der geringen Abstände und der dann gesetzlich vorgeschriebene Restriktionen wäre es in Zukunft nicht mehr möglich, die Betriebe weiterzuentwickeln. „Wir können dann keine neuen Hallen oder Ställe mehr bauen.“
Wer genau für die Planungen des Landesbetriebes weisungsbefugt ist, war auf dem Ortstermin nicht zu klären. Wie die Anwohner berichteten, seien sie bei ihren Einsprüchen vom Land immer an den Bund verwiesen worden und umgekehrt. Klar wurde jedoch, dass es sich bisher nur um Vorplanungen handelt, bei denen die Bürger, aber auch Städte wie Kerpen, Hürth oder der Rhein-Erft-Kreis noch ihre Bedenken geltend machen können. So wird es zum Thema am Dienstag, 29. November, 19 Uhr eine Bürgerversammlung in Hürth geben. Das Planfeststellungsverfahren soll im nächsten Jahr eingeleitet werden. Mit dem Bau könnte dann vielleicht 2020 begonnen werden, heißt es.
Es soll Alternativen geben: So verwies Wittke auf einen noch nicht voll genutzten Autohof in Frechen-Marsdorf. Die Bewohner des Weilers selbst regten an, neue Stellplätze nur auf der östlichen Seite der Raststätte zu schaffen, dann aber doppelt so viele als dort bislang geplant sind. Die Lastwagen, die in Richtung Eifel fahren, könnten dann an der Abfahrt Hürth-Knapsack die A 1 verlassen und durch eine schon bestehende Autobahnunterführung auf die östliche Seite und so zu den dort neu geschaffenen Parkplätzen gelangen, ohne dass dafür eine neue Brücke nötig wäre.
Gerhard Decker, Leiter des Landesbetriebes Straßen in Euskirchen, betonte auf Anfrage dieser Zeitung: „Die Planungen sind nicht abgeschlossen.“ Anregungen und Einwände würden innerhalb des Planfeststellungsverfahrens geprüft.