Der ehemalige FC-Stürmer Matthias Scherz spricht über den Abgang des Kapitäns und blickt auf die kommende Partie gegen Freiburg.
Ex-FC-Stürmer Matthias Scherz„Jonas Hector zu ersetzen, wird schwer“
Mit dem angekündigten Abgang von FC-Kapitän Jonas Hector (32) stehen für den 1. FC Köln und seinen Fans in den verbleibenden drei Heimspielen sehr emotionale Partien auf dem Fahrplan Richtung Saisonende. Zum 30. Spieltag erwarten die Geißböcke heute den SC Freiburg im Rhein-Energie-Stadion (Beginn 15.30 Uhr).
Der ehemalige FC-Stürmer Matthias Scherz (51), der mittlerweile im Vertrieb der EFG-Rheinland-KG arbeitet und unterstützend die F-Jugendmannschaft seines Sohnes bei Germania Geyen mittrainiert, spricht im Interview mit Matthias Breuer über seine letzten Tage im Fußball-Geschäft und warum die FC-Spieler die letzten Saisonpunkte nicht kampflos hergeben sollten.
Herr Scherz, seit dem vergangenen Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim ist der Rücktritt von FC-Kapitän Jonas Hector das Thema am Geißbockheim. Haben Sie diesen Schritt von Hector kommen sehen?
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Matthias Scherz: Hinter vorgehaltener Hand habe ich das schon mitbekommen. Wenn so ein wichtiger Spieler seinen Vertrag nicht mehr verlängern möchte und bei keinem anderen Verein im Gespräch ist, rechnet man schon mit diesem Schritt. Von daher war das keine Überraschung für mich.
Welche Auswirkungen hat seine Entscheidung für die Geißböcke mit Blick auf die kommende Saison?
Aufgrund seines Stellenwerts ist das ein immenser Verlust für den Verein. Hector ist das Aushängeschild und hat mit den Bundesliga-Aufstiegen und den Qualifikationen für die internationalen Wettbewerbe wichtige Momente mitgeprägt. Ihn als Spieler und Kapitän zu ersetzen, wird schwer.
Sehen Sie im FC-Kader einen Spieler, der das Erbe des FC-Motors antreten könnte?
Dieses Erbe anzutreten, wird für jeden Spieler schwierig. Aktuell hat keiner das Gesamtpaket, welches Hector mitbringt. Er war Nationalspieler und ist geblieben, als der Verein in die 2. Liga musste. Ich sehe zudem noch keinen Spieler im Kader, der die gleiche Leidenschaft für den 1. FC Köln als Verein mitbringt.
Mit 38 Jahren haben Sie Ihre fußballerische Karriere erstmals beendet. Können Sie sich noch an Ihr Karriereende erinnern?
Dazu muss ich offen und ehrlich sagen: Eigentlich hat mein damaliger Trainer Christoph Daum meine fußballerische Karriere beendet. Unter Daum bekam ich keine Chance mehr auf dem Platz. Daraufhin habe ich mich dem Ende gebeugt und es langsam selbst eingeleitet.
Als es dann auf das Ende zu ging, war es für mich dennoch ein unfassbar schöner Moment, mich vor den Fans zu verabschieden. Aber als Spieler möchte man das ja selbst in der Hand haben. Und das hat Hector gerade.
Trainer Steffen Baumgart möchte seinem Kapitän über den Sommer hinaus die Tür für ein mögliches Comeback offen halten. Sie selbst haben nach Ihrem Ausscheiden beim 1. FC Köln in der Saison 2012/13 einen Comebackversuch bei Fortuna Köln unternommen. Was würden Sie Hector auf seinen Weg in den fußballerischen Ruhestand raten?
Es ist schwer, in dieser Situation Ratschläge zu geben. Er sollte auf jeden Fall Abstand zu allem gewinnen. Vielleicht bekommt er nochmals Lust. Aber es ist wichtig, dass er sich neue Aufgaben sucht. Mit 32 Jahren sollte man sich für die nächsten Jahre eine Aufgabe suchen. Vielleicht hat er schon eine gefunden.
Für die Spieler der Geißböcke ist die Saison praktisch schon gelaufen. Welche Gründe kann ein Fußballspieler in so einer Phase eigentlich noch haben, um sich voll aufzuopfern?
Natürlich gibt es Gründe. Es ist erstens der Beruf der Spieler, und zweitens bekommen sie Einsatzprämien, womit sie sich den Sommer versüßen können. Zudem ist die Verletzungsgefahr größer, wenn du als Spieler nicht mit vollem Einsatz zu Werke gehst.
Ich denke aber auch nicht, dass Trainer Steffen Baumgart eine laxe Spielweise zulassen wird. Es geht für den Verein ja auch um Fernsehgelder. Wenn einer die Motivation nicht haben sollte, kann er mit dem Trainer bestimmt auch über eine Pause reden.
Haben Sie persönlich es dennoch mal zu locker angehen lassen und die Sommerpause vorgezogen?
(lacht) Die FC-Fans könnten mir natürlich unterstellen, dass wir beim Aufstieg 2002/03 an den letzten vier Spieltagen als gesamte Mannschaft schon eine Pause eingelegt haben. Wir haben die letzten Spiele alle verloren und sind mit einem negativen Beigeschmack in die erste Liga aufgestiegen. Das war damals gar nicht so lustig, ist mir aber dennoch definitiv in Erinnerung geblieben.
Zu Hause empfängt der 1. FC Köln den SC Freiburg, für den es noch um die Champions-League-Plätze geht. Werden die Kölner gegen die Freiburger mögliche Punkte abschenken?
Nein, das wird ein richtig interessantes Fußballspiel. Zu Hause sind wir immer gut und versuchen, das Spiel an uns zu reißen. Mit dem SC Freiburg erwartet uns ein Gegner, der bei Standardsituation immer sehr gefährlich ist. Es wird kein 0:0 geben – ich tippe auf einen 2:2-Endstand.