Willy Winkelhag ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft Köln/Rhein-Erft-Kreis. Bernd Woidtke sprach mit ihm über die Landwirtschaft im Kreis.
InterviewJeden Tag gehen 14 Hektar landwirtschaftliche Fläche in NRW verloren
Was für ein landwirtschaftlicher Betrieb ist Ihr Hof?
Schon vor dem Krieg hat mein Großvater angefangen, Tulpen anzubauen, wir bebauen damit einen Hektar. Wir vermarkten die Tulpen in unserem Shop an der Berrenrather Straße selber, die Leute freuen sich über die frischen Tulpen. Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln, Raps, Bohnen sind auch dabei, je nachdem, was der Markt verlangt.
Inwiefern ist die Landwirtschaft im Kreis vom Strukturwandel betroffen?
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Firmen wie Amprion kaufen Flächen auf, zum Beispiel um Stromtrassen zu verlegen, Straßen zu bauen oder Industriegebiete zu eröffnen, sie zahlen hohe Preise, damit steigt das Preisniveau auch für uns Landwirte, wenn wir Flächenbedarf haben. Das können wir aber betriebswirtschaftlich gar nicht realisieren. Jeden Tag gehen durch den Strukturwandel 14 Hektar landwirtschaftliche Fläche in unserer Gegend (NRW) verloren.
Landwirte befürworten laut Winkelhag Natur- und Klimaschutz
Wie sehen Sie das Spannungsfeld zwischen ökonomischen Interessen einerseits und dem notwendigen Einsatz gegen den Klimawandel andererseits aus der Sicht der Landwirtschaft?
Wir stehen dem Natur- und Klimaschutz sehr positiv gegenüber. Wir setzen uns zusammen mit der Bio-Station, dem Nabu, aber auch dem RWE und besprechen die Probleme. Das Projekt „Vertragsnaturschutz“, bei dem vor einigen Tagen 18 landwirtschaftliche Betriebe im Rhein-Erft-Kreis geehrt wurden, die seit 20 Jahren Naturschutz betreiben, ist ausgesprochen vorbildlich. Wir sehen auch die regionale Produktion und den Verkauf vor Ort als sehr wichtig an. Es werden landwirtschaftliche Produkte von nicht immer guter Qualität importiert, gleichzeitig werden hochwertige heimische Produkte exportiert, das ist ökologisch unsinnig!
Wie stehen Sie zum biologischen Anbau?
Natürlich ist das wünschenswert, dummerweise kaufen die Leute Bio-Produkte wegen des höheren Preises nicht oder zu wenig. Sinnvoll wäre eine staatliche Subvention, z.B. in Form von Lieferung an staatliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern – damit wäre allen geholfen!
Landwirt aus Hürth-Stotzheim mit viel Erfahrung
Herr Winkelhag, können Sie uns etwas über Ihren Werdegang erzählen?
Ich bin Hürth-Stotzheimer, haben den Hof meiner Eltern und Großeltern 1980 als Betriebsleiter übernommen. Inzwischen habe ich in meinem Sohn einen Nachfolger gefunden. Daher habe ich mehr Zeit, um mich für meinen Berufsstand einzusetzen. Ich bin außerdem in Stotzheim als Ortsbürgermeister tätig, bin im Karneval unterwegs, war Karnevalspräsident. Und nebenbei bin ich seit der Corona-Zeit als Nikolaus unterwegs, damals natürlich mit Mundschutz! Und an St. Martin bin ich in Kindergärten und Dorf aktiv.
Was haben Sie als Ortsbürgermeister bewegen können?
Wir haben inzwischen wieder eine Post, einen Tante-Emma-Laden und eine Kneipe. Und ich muss sagen, alles wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen! Die Prinzengarde, aber auch andere Leute haben tätig mitgeholfen, die alten Kneipe wiederzubeleben, ein Café kam noch dazu. Bei der Dritte-Orte-Förderung des Landes NRW haben wir jetzt eine Zusage über eine erste Förderphase in Höhe von 50.000 € bekommen und Anspruch auf eine Anschlussförderung für die nächsten 3 Jahre, um die Kultur im Ort zu unterstützen.