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Wegen enormen KostensteigerungenHürther Stadwerke-Chef quittiert Dienst vorzeitig

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Mit Abwärme aus der Rußfabrik soll das Fernwärmenetz künftig hauptsächlich gespeist werden. Die erforderliche Umrüstung der  Anlage wird teurer als geplant. 

  1. Der Stadtwerkevorstand Dr. Dirk Holger Ahrens-Salzsieder verlässt auf eigenen Wunsch seinen Chef-Posten frühzeitig.
  2. Hintergrund ist die enorme Kostensteigerung beim Umbau des Fernwärmenetzes, die einer Sonderprüfung unterzogen wird.
  3. Sozialdemokrat Ahrens-Salzsieder bleibt aber als Erster Beigeordneter und Kämmerer in der Verwaltungsspitze, gewählt ist er bis zum Jahr 2022.

Hürth – Stadtwerkevorstand Dr. Dirk Holger Ahrens-Salzsieder räumt sein Chefbüro im fünften Stock des Rathauses vorzeitig. Anfang der Woche wurden die Mitarbeiter des kommunalen Tochterunternehmens darüber informiert, dass der 64-jährige Diplom-Ingenieur auf eigenen Wunsch für den Rest seiner Amtszeit, die bis zum Jahresende dauert, beurlaubt werde.

Hintergrund ist offenbar die Sonderprüfung zur Kostensteigerung beim Umbau des Fernwärmenetzes. Sozialdemokrat Ahrens-Salzsieder bleibt aber als Erster Beigeordneter und Kämmerer in der Verwaltungsspitze, gewählt ist er bis zum Jahr 2022. Nach Informationen dieser Zeitung kam Ahrens-Salzsieder mit seinem Rückzug einem Antrag von CDU und Grünen im Verwaltungsrat der Stadtwerke zuvor, der zum Ziel hatte, den langjährigen Vorstand bis zu seinem Ausscheiden aus der Chefetage freizustellen.

Rechtliche Konsequenzen für Ahrens-Salzsieder möglich

Beschlossen wurde, dass geprüft werden soll, ob Ahrens-Salzsieder im Zusammenhang mit dem Fernwärmeausbau rechtlich in die Haftung genommen werden kann. Offiziell bestätigen will das alles mit Verweis auf die nichtöffentliche Sitzung niemand. In der Verwaltungsratssitzung am Donnerstag vergangener Woche hatten die Gutachter den mehr als 300 Seiten starken Prüfbericht vorgestellt. Zwei Stunden lang soll der Vortrag der fünf anwesenden Experten zu der hochkomplexen Materie gedauert haben.

Anlass für die Sonderprüfung war, dass die Kosten beim Umbau des Fernwärmenetzes aus dem Ruder gelaufen sind. Die rund 7000 angeschlossenen Haushalte und Gewerbebetriebe sollen künftig hauptsächlich mit Abwärme der Orion-Rußfabrik bei Kalscheuren beheizt werden. Das Goldenberg-Kraftwerk von RWE auf dem Knapsacker Hügel, zuvor Hauptlieferant der Fernwärme, wird dann nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

60 Millionen statt 42 Millionen Euro

Die Kosten für den Netzumbau waren zunächst mit 42 Millionen Euro kalkuliert worden, inzwischen ist von 60 Millionen Euro die Rede. Kostentreiber ist eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage an der Rußfabrik. Dennoch sollen, so hatte es Ahrens-Salzsieder zuletzt betont, die Beschaffungskosten für die Fernwärme aus der Rußfabrik weiter deutlich unter dem Angebot von RWE liegen.

Zu welchen Ergebnissen die Gutachter kommen, darüber will sich bislang niemand öffentlich äußern. Die Mitglieder des Verwaltungsrats mussten Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben. Dem Vernehmen nach geht es unter anderem um Fehler bei der Auftragsvergabe, unzureichende Information des Verwaltungsrats und um die Rechnungsprüfung.

Rüdiger Winkler, CDU-Sprecher im Verwaltungsrat, äußert sich zurückhaltend: „Der Prüfbericht stellt Tatsachen fest. Die Sachverhalte müssen jetzt juristisch bewertet werden.“ Für CDU und Grüne war der Bericht aber offenbar Anlass genug, Ahrens-Salzsieder, der die Stadtwerke fast zweieinhalb Jahrzehnte lang geführt hatte, knapp zweieinhalb Monate vor dem Ende seiner Amtszeit zu beurlauben.

Stefan Welsch ab 2020 alleiniger Vorstand

Schon im September hatte das schwarz-grüne Bündnis in einer Sondersitzung des Verwaltungsrats durchgesetzt, dass Vorstand Ahrens-Salzsieder die Zuständigkeit für die Fernwärme entzogen wurde. Dafür ist nun Vorstandssprecher Stefan Welsch verantwortlich, der die Stadtwerke seit Jahresbeginn übergangsweise gemeinsam mit Ahrens-Salzsieder führt und ab 2020 alleiniger Vorstand ist.

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Bürgermeister Dirk Breuer, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats ist, sprach von einer „sehr schwierigen Situation für die Stadtwerke“. Weil es sich um vertrauliche Vorgänge handele, könne er sich derzeit nicht äußern. Ahrens-Salzsieder und Welsch waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Unterdessen schlagen auch die Sonderprüfung und die Neuorganisation der Fernwärmeversorgung erheblich zu Buche. Der Verwaltungsrat hat dafür 585 000 Euro bereitgestellt.