Ein Hürther wird beschuldigt, seine Ehefrau, seine schwangere Lebensgefährtin sowie deren Großmutter mit Thallium vergiftet zu haben. Jetzt wurde bekannt, dass Ermittler verspätet wichtige Laborbefunde weitergegeben haben.
Hürther Thallium-ProzessRechtsmediziner kritisiert Vorgehen der Polizei und Staatsanwaltschaft
Schlampige Ermittlungen der Polizei in Düsseldorf kamen am achten Verhandlungstag im Thallium-Prozess zur Sprache. Angeklagt ist ein Hürther, der seine Ehefrau, seine schwangere Lebensgefährtin und deren Großmutter mit Thallium vergiftet haben soll. Die Ermittler sollen eindeutige Laborbefunde verspätet weitergegeben haben, kam jetzt in der Verhandlung heraus.
Ehefrau des Angeklagten starb am 29. Mai 2020 in der Uniklinik Düsseldorf
Zumindest ein Opfer hätte eine Überlebenschance gehabt, hätten Ermittler eindeutige Blutanalysen, die für einen Giftanschlag sprachen, rechtzeitig weitergegeben, hieß es vor Gericht. Die Ehefrau des Angeklagten war am 29. Mai 2020 im Uniklinikum Düsseldorf gestorben. Fünf Tage später stand das Laborergebnis aus dem Marienhospital fest, in dem die Frau zuvor behandelt worden war.
Sie hatte 1700 Mikrogramm Thallium pro Liter in ihrem Blut – eine tödliche Dosis. Die Polizei hatte zwar sofort am Folgetag bei der Rechtsmedizin ein toxikologisches Gutachten in Auftrag gegeben, ohne jedoch über den Laborbefund zu informieren. „Da ist ein Befund nicht beachtet worden“, kritisierte der Düsseldorfer Rechtsmediziner im Zeugenstand die Beamten bei Polizei und Staatsanwaltschaft.
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„Unvorstellbar“, kommentierte die Vorsitzende Richterin den Vorgang. Der Rechtsmedizin lag die Laboranalyse erst sechs Monate später vor. Daraufhin wurden die Untersuchungen unverzüglich abgebrochen: „Anhand dieser Werte stand die Todesursache doch fest“, das zusätzliche Gutachten hatte sich erübrigt. Laut Anklage soll der Krankenpfleger die Großmutter seiner Lebensgefährtin im April 2021 vergiftet haben.
Hürther sprach immer von einer glücklichen Beziehung
In seiner polizeilichen Vernehmung wurde der Angeklagte nicht müde, über seine „perfekten, glücklichen Beziehungen“, und dem gemeinsamen Wunsch nach Familiengründung zu schwärmen. Was ihn offensichtlich nicht davon abhielt, regelmäßig Prostituierte aufzusuchen. „Das mache ich seit mehr als 20 Jahren“, sagte er dazu achselzuckend, das sei „Stressbewältigung und Entspannung“. Und: „Ich bin doch nicht der Einzige, der so was macht.“ Zur Rechtfertigung schob er noch nach: „Ich brauch’ diese Abwechslung, da kann ich abschalten, wenn ich so verzweifelt bin.“
Mit seinen jeweiligen Partnerinnen habe das nichts zu tun. „Das ist doch rein körperlich.“ War zunächst lediglich von „erotischen Massagen“ die Rede, die er regelmäßig „bei den Damen im Internet“ buche, räumte er später auch Geschlechtsverkehr mit Prostituierten für 120 Euro pro Einsatz ein.
Seine verstorbene Ehefrau habe angeblich davon gewusst und es toleriert: „Sie wollte, dass ich glücklich bin.“ Seine schwangere Freundin habe ihn sogar dazu animiert, weil sie sich zuletzt zum Sex nicht mehr in der Lage gesehen habe. Sie kämpfte im Krankenhaus um ihr Leben, als ihr Partner eine Woche vor seiner Verhaftung das letzte Mal in den Genuss einer erotischen Massage kam.