Der ehemalige Ratsherr Peter Neu beantragte, die Türme als Zeugnisse der Industriegeschichte zu erhalten. Doch Denkmalschützer winkten ab.
Kein DenkmalschutzAuch die Türme der alten Malzfabrik in Hürth dürfen abgebrochen werden

Die Malzfabrik C. Thywissen in Kalscheuren wird abgerissen. Große Teile liegen bereits in Schutt und Asche.
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Große Teile der alten Malzfabrik C. Thywissen in Kalscheuren liegen bereits in Trümmern. Seit Wochen frisst sich der Abrissbagger durch die alten Fabrikgebäude und Silos an der Ursulastraße. Mit einem Bürgerantrag versuchte der ehemalige SPD-Stadtverordnete Peter Neu jetzt, zumindest die beiden markanten, 30 Meter hohen Silotürme aus Stahl und Beton, in denen früher Getreide und Malz gelagert wurden, noch zu retten und als Baudenkmäler für die Nachwelt zu erhalten. Doch die Stadtverwaltung sieht dafür keine Möglichkeit.
Produziert wird in der Malzfabrik, die früher Bäckereien, Backmittelproduzenten und Brauereien beliefert hat, bereits seit 2012 nicht mehr. 2021 stellte Thywissen auch den Betrieb der Malzmühle ein. Nun will die Inhaberfamilie das rund drei Hektar große Betriebsgelände abräumen und die Fläche vermarkten. Bis zum Sommer sollen auch die beiden markanten Türme dem Erdboden gleichgemacht werden. Die Malzmühle und eine Lagerhalle sollen dagegen nach Unternehmensangaben zunächst stehenbleiben.
Für den Hürther ist die Malzfabrik ein Stück Zeitgeschichte
„Mit dem Abriss der Thywissenschen Fabrik droht schon wieder ein Stück Industrie- und Wirtschaftsgeschichte unserer Stadt zu verschwinden“, beklagt Neu, der sich schon als Stadtverordneter bis 2014 für den Schutz von Denkmälern eingesetzt hatte. Errichtet wurde die Fabrik 1902 von der Firma Winter & Salomon, 1936 wurde sie an das Unternehmen Caspar Thywissen verkauft. Die Fabrik sei „bedeutend für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse“ und zugleich „ein Stück Zeitgeschichte, als sie 1936 von Carl Winter wohl verkauft werden musste“, meint Neu.
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Der Eingeber plädierte dafür, zumindest die Türme als Landmarken zu erhalten, er kann sich dort einen Umbau in Wohnungen vorstellen, von denen aus man eine gute Aussicht auf die Umgebung habe. „Das städtebaulich nicht verwöhnte Kalscheuren hat mehr als Abrisslärm verdient“, so Neu.
Denkmalpfleger halten die Hürther Fabrik nicht für erhaltenswert
Ob die alte Malzfabrik denkmalwürdig ist, hat die Stadt allerdings bereits im Zusammenhang mit einem Abrissantrag im Jahr 2012 geprüft. Das Bauordnungsamt fragte seinerzeit beim zuständigen Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) nach. Zwar bescheinigten die LVR-Denkmalpfleger dem Haupthaus eine „beeindruckende Backsteinarchitektur“, doch das alte Fabrikgebäude sei über die Jahrzehnte derart stark verändert worden, „dass eine Einstufung als Bau- und Industriedenkmal nicht mehr gerechtfertigt erscheint“.
Auch die anderen Produktionsgebäude seien nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand gewesen. Ein Ortstermin im Juli 2012 habe zudem ergeben, dass sich „im Innern der Gebäude keine denkmalwerte technische oder maschinelle Ausstattung befindet“. Vor dem Hintergrund dieser Beurteilung des Fachamts sei damals kein Denkmalschutzverfahren eingeleitet worden, teilte die Stadtverwaltung jetzt mit. „Der aktuelle Abbruch der Malzfabrik konnte nicht untersagt werden“, heißt es in der Stellungnahme zu dem Bürgerantrag, der im Hauptausschuss dann auch zurückgewiesen wurde.