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Bundestagswahl 2025Fritz Laser (Die Linke) aus Hürth: „Du zählst! Deine Stimme ist wichtig!“

Lesezeit 6 Minuten
Das Foto zeigt den Kandidaten im weiße Hemd mit Linken-Button vor dem Bürgerhaus.

Fritz Laser, hier vor dem Bürgerhaus in Hürth, tritt bei der Bundestagswahl für Die Linke an.

Sein Interesse für Politik wurde bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr geweckt. Fritz Laser (31) kandidiert für Die Linke bei der Bundestagswahl.

Am 23. Februar sind rund 350.000 Wahlberechtigte zwischen Bedburg und Wesseling aufgerufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. In den beiden Wahlkreisen des Rhein-Erft-Kreises bewerben sich 17 Kandidaten um ein Direktmandat. Der Wahlsieg in einem der Wahlkreise wird voraussichtlich für einen Einzug in den Bundestag reichen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Bewerber vor – diesmal Fritz Laser, der im Wahlkreis 90 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) für Die Linke antritt. Die Fragen stellte Andreas Engels.

Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?

Fritz Laser: Vor mittlerweile über zehn Jahren machte ich ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Malteser Hilfsdienst. Ich brachte alten Menschen das Essen nach Hause. Teilweise war ich der einzige Kontakt, den diese Menschen hatten. Dies hat mich damals unglaublich politisiert, und ich begann, mich für Politik zu interessieren. Ich begann jung und naiv zu schauen, und mein Interesse wurde noch größer, bis ich schließlich feststellte, dass Die Linke meine Positionen am ehesten vertritt, und ich beschloss einzutreten.

Welches politische Ereignis hat Sie in den vergangenen Jahren am meisten bewegt/berührt?

Ein Ereignis, dass mich wirklich unglaublich geprägt hat, war „Wir schaffen das“ von Angela Merkel zum Fluchtgeschehen um 2015. Die damaligen Bilder von Menschen, die einfach anderen Menschen geholfen haben. Es gab eine Zeit, da war die CDU christlich. Natürlich wird dieses Jahr unglaublich verklärt von rechts außen. Ich stellte mir die Frage: Wie kann es von so einer menschlichen Hilfsbereitschaft zu so einer unmenschlichen Diskussion über die aktuelle Migrationspolitik kommen?Für mich gilt ganz klar Artikel 16a Grundgesetz: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Dieses universelle Menschenrecht ist unteilbar, und ich verteidige dieses Grundrecht.

Welcher lebende Politiker/welche lebende Politikerin imponiert Ihnen? Welche/r hat Sie geprägt?

Mir imponiert Heidi Reichinnek sehr. Sie macht einen fantastischen Job als Spitzenkandidatin und Gruppenvorsitzende. Wir erleben derzeit auch dank ihr einen großen Aufschwung bei der Linken. Viele junge Menschen begeistern sich für eine neue linke Politik, die klare Kante gegen Rechts zeigt und eigene progressive Standpunkte zum Ausdruck bringt. Sie hielt vor Kurzem eine fantastische Rede gegen die Zusammenarbeit von CDU und AfD im Bundestag, welche, gemessen an Aufrufzahlen, eine der erfolgreichsten Bundestagsreden aller Zeiten ist.

Aber am meisten geprägt hat mich die „Silberlocke“ Gregor Gysi. Er ist einer der Gründe, warum ich bei den Linken bin. Seine Reden im Bundestag sind immer clever, immer pointiert und natürlich immer über der Redezeit. Gregor muss man zuhören. So viele linke Punkte bringt er konsequent zum Ausdruck.

Welcher Politiker hat am meisten für den Rhein-Erft-Kreis geleistet?

Annetta Ristow! Sie ist unser momentanes Mitglied im Kreistag und Fraktionsvorsitzende im Kerpener Rat. Sie macht einfach eine richtig gute Arbeit. Sie streitet ganz konkret für die linke Kommunalpolitik hier. Beispielsweise setzt sie sich ganz stark für die Frauenhäuser und für die Hebammenversorgung im Rhein-Erft-Kreis und für den sozialen Wohnungsbau und gegen die Erhöhung der Grundsteuer B in Kerpen ein. Außerdem steht sie mir auch als Sprecherin meines Kreisverbands in meinem Wahlkampf mit Rat und Tat zur Seite. Sie war der entscheidende Motivator, um mich für meine Kandidatur zu entscheiden.

Wie erklären Sie jemandem in Berlin, was der Rhein-Erft-Kreis ist?

Hier trifft alte Industrie auf neue Ideen, Tagebaulöcher auf blühende Natur, dörflicher Charme auf wachsende Städte. Jahrzehntelang hat der Braunkohleabbau hier alles bestimmt, jetzt wird umgebaut: raus aus der Kohle, rein in eine nachhaltige Zukunft! Während große Unternehmen von Fördergeldern profitieren, kämpfen viele Menschen mit steigenden Mieten und unsicheren Jobs. Doch hier gibt es auch jede Menge Mut und Zusammenhalt: Initiativen setzen sich für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und ein faires Miteinander ein. Der Rhein-Erft-Kreis zeigt, dass Wandel nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance sein kann.

Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin für den Rhein-Erft-Kreis erreichen?

Mit einem Mietendeckel und einem drastischen Ausbau des sozialen Wohnungsbaus werde ich für eine wirksame Verbesserung der Wohnsituation sorgen. Wir Linken haben ein ambitioniertes Ziel: 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr für kleine und mittlere Einkommen, in kommunaler oder genossenschaftlicher Verantwortung. Im Rhein-Erft-Kreis gibt es viele Städte mit Wohnraummangel und entsprechend hohen Preisen. Ich möchte hier ganz klar investieren und sehe damit auch wirtschaftlich ein Programm für die Zukunft der Region. Außerdem müssen endlich die kreisabhängigen Kommunen aus ihrer finanziellen Notlage durch Einführung einer Gemeindewirtschaftssteuer Entlastung finden, das Konnexitätsprinzip darf nicht mehr umgangen werden, und für überschuldete Kommunen wie etwa aktuell Kerpen muss ein bundesweiter Fond eingerichtet werden, um ihre Altschulden zu tilgen.

Mit wie vielen Wählerinnen und Wählern haben Sie seit Beginn des Wahlkampfs Kontakt gehabt und wie viele werden es schätzungsweise bis zum 23. Februar sein?

Auf Podiumsdiskussionen kommt man natürlich mit vielen Wählerinnen und Wählern in Berührung. Ich hatte schätzungsweise schon mit über 1000 Wählerinnen und Wählern Kontakt. Am Ende werde ich wohl mit 3000 Wählerinnen und Wählern gesprochen haben. Für mich ist das direkte Gespräch auf jeden Fall wichtig. Den momentanen Aufbruch in der Linken und die Freude darüber nach außen tragen zu können, macht mir unglaublich viel Spaß und treibt mich an, weiterzumachen.

Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?

Am Wichtigsten ist es, Nichtwählenden bei Ihren konkreten Problemen zuzuhören. Es gibt viele Menschen, die der Politik kein Vertrauen mehr zusprechen. Diesen Menschen ein konkretes Angebot zu machen, das sie interessiert und sie damit wieder in eine Handlungsfähigkeit bringt, sehe ich als wirksames Mittel, um jemanden zum Wählen zu überzeugen. Du zählst! Deine Stimme ist wichtig!

Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?

Wenn ich mich zwischen diesen beiden entscheiden muss, ist Scholz für mich der bessere Kanzler. Ich möchte keinen Mann an der Macht, der erst sagt, dass er keine Zufallsmehrheiten mit der AfD möchte. Danach aber mit dem All-In-Move doch über etwas abstimmt, was im Kern AfD-Forderungen sind. Wenn ich Anträge stelle mit AfD-Positionen, muss ich mich als CDU-Kanzlerkandidat doch nicht wundern, wenn die AfD zustimmt. Und das ist doch das eigentliche Problem. Es ist und war ein enormer Vertrauensverlust und einfach ein Wortbruch. Wer soll ihm denn noch glauben, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeitet?

Welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie den Einzug ins Parlament gönnen und fachlich zutrauen?

Am ehesten würde ich es Aaron Spielmanns gönnen und auch zutrauen. Durch die eine oder andere Podiumsdiskussion konnte ich ihn persönlich kennenlernen, und er würde, meiner Meinung nach, den Rhein-Erft-Kreis gut vertreten. Wir brauchen junge Menschen, die ein klares Verständnis von Politik und eine Vision für die Zukunft haben. Ich sehe beides in Herrn Spielmanns, obwohl wir uns inhaltlich unterscheiden.

Mit welchem Politiker/welcher Politikerin würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?

Mit Alexander Gauland würde ich kein Kölsch trinken wollen. Gauland ist in meinen Augen einer der Hauptverantwortlichen für den Wiederaufstieg autoritär-konservativer Ideen bis hin zum Faschismus in Deutschland und bereitete mit seiner Politik den Boden für eine weitere Verrohung der Gesellschaft. Zutiefst menschenverachtend!


Zur Person: Fritz Laser, Jahrgang 1993, stammt gebürtig aus Neuhaus am Rennweg in Thüringen. Er ist ledig und lebt in Hürth. Beruflich ist Laser als Fahrdienstleiter bei der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) auf dem Stellwerk in Hürth-Kalscheuren beschäftigt. In seiner Freizeit trifft er sich gern mit Familie und Freunden, wenn er Zeit habe, treibe er Sport. Für die Linke war Laser im Kreisvorstand aktiv. Als politische Themenschwerpunkte nennt er Wirtschaft für die Mehrheit und bezahlbares Wohnen.