Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Quadrath – was für ein ungewöhnlicher Ortsname. Was mag er bedeuten? So leicht, wie man Bergheim ableiten kann – Siedlung auf dem Berg eben –, geht es mit Quadrath auf den ersten Blick nicht, jedenfalls nicht für einen Laien.
Viele Forscher sind sich einig: Quadrath heißt so viel wie „schlechte Rodung“ oder „schlechtes Land“. Ortschaften, deren Namen auf -rath enden, seien nämlich durch Rodungen entstanden, und das Wort „kott“ bedeute so viel wie böse.
Heinz Boecker, ehemaliger Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Quadrath-Ichendorf, kann sich mit dieser Deutung allerdings gar nicht anfreunden. Er ist der festen Überzeugung, dass der Ortsname römischen Ursprungs ist. „Der Name Quadrath leitet sich von der römischen Bezeichnung des 14. Meilenpunkts ab“, sagt der 79-Jährige. Und die laute: ad quartum decimum.
Seine These vertritt er schon seit Jahren, nun hat er sie noch verfeinert. Denn: Dort, wo heute eine Kopie eines römischen Meilensteins steht, an der Straße Im Rauland, befand sich zu römischer Zeit keine Siedlung. Eigentlich ein Widerspruch zu Boeckers Deutung des Namens. Doch eine an der Römerstraße gelegene Siedlung gab es hingegen dort, wo heute die Rote-Kreuz-Straße verläuft, also ein paar Hundert Meter entfernt.
Für Boecker passt das wunderbar zu seiner Theorie. „Die Römer haben die Straße mehrfach vermessen“, sagt Boecker. Die erste Messung habe 38 vor Christus stattgefunden, Startpunkt sei das Forum in Köln gewesen. Heute befindet sich dort die Kreuzung Hohe Straße/Gürzenichstraße. Bei dieser Messung habe der 14. Messpunkt – 13 Meilen vom Startpunkt entfernt – an der heutigen Rote-Kreuz-Straße gelegen. Bei der zweiten Vermessung im Jahr 50 nach Christus sei dann vom Westtor des römischen Kölns aus gemessen worden. Boecker: „Damit verschoben sich die Messpunkte um 750 Meter in Richtung Jülich.“
Vom Nachtlager zur Siedlung
Gemäß der ersten Messung sei jedoch am 13. Messpunkt in römischer Zeit eine Siedlung entstanden. „Von Jülich nach Köln waren es für die römischen Truppen zwei Tagesmärsche“, sagt Boecker. „Am 14. Stein wurde übernachtet und gerastet.“ Schließlich habe es zwischen der Siedlung und der bei Königsdorf gelegenen sogenannten Heidenburg, einer römischen Befestigung, auf einer Distanz von anderthalb Meilen einen Höhenunterschied von 43 Metern geben, ein Anstieg, der mit Lasten laut Boecker nur mit einem Gespann zu bewältigen war.
„Die Tiere wurden vor Ort benötigt und waren nicht weit entfernt stationiert“, sagt Boecker. „Die Straße wurde stark frequentiert, denn an der Heidenburg waren zu beiden Seiten Standspuren – die Breite der Straße mit Standspuren betrug 24 Meter.“
Für die Existenz der Siedlung an der Rote-Kreuz-Straße spreche an Vielzahl von Fundstücken, die in den vergangenen 100 Jahren etwa bei Hausbauten ans Tageslicht gekommen seien. Für Boecker steht fest, dass die Siedlung ihren Namen „ad quartum decimum“ im Kern bis heute behalten habe, allerdings in veränderter Form. „Ein solches Wort ist zu lang, um sich unverstümmelt über fast zwei Jahrtausende im Volksmund zu erhalten, zumal wenn das Volk selbst kein Latein mehr versteht“, sagt Boecker. Eine spätere Schreibung des Ortsnamens als Kotterot bezeichnet Boecker als „Sprechfaulheit“.