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Haus Baden in KerpenKündigung sorgt für Unruhe

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Kerpen-Sindorf – Im „Haus Baden“ an der Augsburger Straße hängt der Haussegen schief. Bewohner der Seniorenanlage haben sich für ein Hausmeisterehepaar eingesetzt, dem aber dann dennoch vom Eigentümer, dem Unternehmen „Dr. Albert Speck & Haus Baden GbR“, gekündigt worden ist. Auch eine Unterschriftenliste habe nichts genützt, berichtet Bewohnerin Astrid Müller (Name geändert). „Schade, dass über die Wünsche der Bewohner so einfach hinweggegangen wird.“

Seit rund 35 Jahren gibt es die Seniorenwohnanlage mit rund 60 Wohnungen, die mit Steuergeldern gefördert worden ist. Auf seiner Internetseite wirbt der Eigentümer für seinen Bestand an Seniorenwohnungen, die es nicht nur in Sindorf, sondern auch in anderen Kommunen in der Umgebung gibt: „Als Senior(in) ein selbstbestimmtes Leben bei freier Verfügung über das eigene Einkommen mit kleinen Hilfen durch eine Hausmeisterin führen zu können, ist das Ziel, das wir seit 1965 mit Erfolg realisieren.“

Doch mit dem Tod von Jürgen Speck, Sohn des Firmengründers Albert Speck, vor wenigen Jahren , hätten die Probleme angefangen, berichtet Müller. Mal sei der Posten des Hausmeisters einfach vakant geblieben, mal habe der eine oder andere frühere Stelleninhaber es an Engagement oder Freundlichkeit mangeln lassen. Deshalb seien alle Bewohner froh gewesen, als im Sommer 2014 ein neues Hausmeisterpaar, die Eheleute Lieth, eingesetzt worden waren und die dafür vorgesehene Wohnung im Haus bezogen hatten. Die Familie Lieth habe sich auf Anhieb gut eingeführt. „Die waren so fleißig und haben sich uns mit einem Glas Sekt vorgestellt. Die Frau hat von oben bis unten geputzt, alles war blitzblank. Sie hat sogar Blumen gepflanzt.“

Umso größer sei die Enttäuschung gewesen, als dem Paar dann schon in der Probezeit wieder gekündigt wurde. „Hier haben alte Leute deshalb geweint und die Lieths gebeten, doch zu bleiben. Wir haben Unterschriften gesammelt. Doch alles hat nichts genützt.“ Nun soll die Stimmung im Haus schlecht sein, was sich auch an den Aushängen im Treppenhaus und an den Schreiben der Verwaltung an die Bewohner ablesen lässt.

Keine Stellungnahme der Eigentümerfirma

So wurden diese etwa in einem Schreiben vom 5. November von den Eigentümern aufgefordert, die Kündigung des Hausmeisterpaares Lieth „ohne Wenn und Aber zu akzeptieren“. Man erwarte, „von allen“, dass sie zu einem „guten Start und friedvollen Miteinander“ mit dem neu eingesetzten Hausmeisterpaar beitragen. Dabei vermutet der Eigentümer anscheinend noch Renitenz im Haus, wie sich aus dem Schreiben weiter entnehmen lässt. Dort heißt es: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass einige Mieter absichtlich den Hauseingang, die Loge und den Aufzug verunreinigen, um damit eine Art »Unzufriedenheit« zu bekunden. Ein solches Verhalten ist völlig inakzeptabel. Im Wiederholungsfalle werden wir die vorsätzlichen Verschmutzungen im Rahmen einer Sonderreinigung entfernen lassen. Die hierbei entstehenden Kosten werden wir auf alle Mieter umlegen.“

Von der Eigentümerfirma war zu den Vorgängen im Haus am Freitag keine Stellungnahme zu bekommen. So bleibt auch unklar, warum das Hausmeisterpaar Lieth in der Probezeit entlassen worden ist. Die beiden teilten selbst nur mit, ihre Kündigung stehe nicht mehr zur „Debatte“. Es habe sich um eine Art Intrige gehandelt. Empörend sei aber, dass die oft schon sehr alten und gebrechlichen Bewohner im Haus nun durch die rechtlich fragwürdige Androhung einer kostenpflichtigen Sonderreinigung eingeschüchtert würden.

Bei den Verschmutzungen könnte es sich um Erdnussschalen gehandelt haben, berichtet Müller: „Die wirft aber doch keiner absichtlich auf dem Boden.“

Wie auch immer. Auch der Deutsche Mieterbund weiß nicht, wie man den Bewohnern in dem Haus helfen kann. „Es gibt keine Mitwirkungsrechte im Mietrecht“, sagt Sprecher Ulrich Ropertz. Wie die Stelle eines Hausmeisters besetzt werde, sei allein Entscheidung des Vermieters. Einen Tipp an den Eigentümer hat er aber noch: „Ein vernünftiger Vermieter wird sich nicht ohne triftigen Grund gegen die Mehrheit der Mieter in einer Personalie stellen.“