Erftstadt-Blessem – Die Sicherung der Abbruchkante an der Blessemer Kiesgrube hat begonnen. „Erste Häuser zwischen Blessemer Eck und Abbruchkante scheinen gesichert“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung. Das Unternehmen Rhiem und Sohn habe Material aufgeschüttet und verdichtet. Die Reste des Hauses, dessen drei Nachbargebäude in die Grube gestürzt sind, seien am Donnerstag abgebrochen worden, vier weitere seien akut einsturzgefährdet und müssten deshalb abgerissen werden.
Eines davon gehört Thomas Hillebrandt. Mit dem Mieter, der seit Jahren im Obergeschoss gewohnt hat, stand er Freitagmorgen auf der Radmacherstraße, um zuzuschauen, wie sein Haus in Trümmer fällt. Der Mieter sei „völlig fertig“ gewesen: „Seine Sachen waren quasi zum Greifen nah, und er kam nicht dran.“ Das Haus zu betreten, wäre viel zu gefährlich gewesen. Dass man den Bewohnern nicht habe erlauben können, die Häuser nochmal zu betreten, bedauerte Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Doch die Sicherheit von Leib und Leben habe Priorität.
Blessemer: „Irgendwann will man nur noch, dass es vorbei ist“
Das Haus stand dann aber auch am Mittag noch. „Jetzt heißt es, es werde am Nachmittag, am Wochenende oder am Montag abgerissen“, erzählt Hillebrandt. Das Hin und Her zerrt an seinen Nerven: „Das ist wie ein vereiterter Backenzahn. Irgendwann will man nur noch, dass es vorbei ist.“ Wobei er Verständnis für die Verzögerung hat: In der Straße lägen Kanalrohre frei, die müssten erst mit einer Sandschicht geschützt werden. Denn es stehe zu befürchten, dass das Nachbarhaus zusammenbreche und zumindest Teile der Fassade mitreiße.
Hillebrandt selbst wohnt seit einigen Jahren nicht mehr in dem Haus, das rund 100 Jahre alt ist, hat dort aber lange mit seinen Kindern gelebt. Vor zwei Jahren habe er es aufwendig renoviert, erzählt er, es „fit für die Zukunft“ gemacht.
Immerhin sieht er Licht am Ende des Tunnels. Am Freitag seien ein Geologe und ein Statiker vor Ort gewesen, beide hätten gesagt, dass das Grundstück wieder bebaut werden könne. Das Grundstück erstrecke sich 65 Meter weit nach hinten, da könne er mit einem Neubau ein gutes Stück Abstand von der Straße halten. Die solle ja wieder hergestellt werden.
„Blessem wird nie wieder so aussehen wie vor dem Unglück“, sagt Hillebrandt. Aber wenn die Häuser wenigsten auf der einen Seite der Radmacherstraße wieder aufgebaut würden, seien die Narben nicht ganz so tief.