Ein 36-Jähriger steht wegen einer angeblichen Vergewaltigung in einem Hotelzimmer im Phantasialand vor Gericht. Er hatte behauptet, das Opfer hätte ihn vergewaltigt.
Angeklagter gab sich als Opfer ausWesselinger soll in Hotel in Brühl vergewaltigt worden sein
Er war nur der Ersatzmann auf dem Viererticket, das eine Gruppe junger Männer für die Silvesterparty 2022 im Phantasialand gebucht hatte. Jetzt muss sich der 36-jährige Sachse wegen Vergewaltigung eines heute 34-jährigen Wesselingers vor dem Landgericht Köln verantworten.
Als die Polizei am frühen Neujahrsmorgen 2023 im Ling Bao-Hotel eintraf, fand sie ein blutverschmiertes Bett und einen stark alkoholisierten Wesselinger vor, der sich an die Ereignisse der Nacht kaum erinnern konnte. Er wurde mit zur Wache genommen, weil ihn sein später ermittelter wahrer Peiniger einer Vergewaltigung bezichtigt hatte. Erst nach Auswertung der Spurenlage stellte sich heraus, dass tatsächlich der Wesselinger das Opfer war, so die Anklage.
Wesselinger bricht im Gerichtssaal in Tränen aus
Beim Prozessauftakt machte der Angeklagte zunächst lediglich Angaben zur Person. Der Lagerlogistiker aus Borna war in einem Chatroom homosexueller Männer, deren Fetisch Hundemasken („Puppyplay“) sind, zu der Gruppe gestoßen. Im Laufe des gemeinsamen Abends in dem Vergnügungspark fiel er wiederholt durch Zudringlichkeiten gegenüber dem Wesselinger auf.
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Bis ihm der Angeklagte auf die Toilette folgte, maß er den unerwünschten Avancen jedoch kaum Bedeutung bei. Nichts sollte den Spaß verderben zusammen mit dem Lebensgefährten selbst Silvester feiern zu können. „Auf keinen Fall wollte ich Sex mit dem Angeklagten, und das habe ich auch klar zu verstehen gegeben“, betonte der Geschädigte am Mittwoch vor Gericht.
Laut Anklageschrift war dem Beschuldigten bewusst, dass der Wesselinger aufgrund erheblicher Alkoholisierung kaum noch seinen Willen äußern konnte. Der Geschädigte selbst sprach von einem „Filmriss“. Die letzte Erinnerung an die Silvesternacht, die der Vorsitzende Richter Benjamin Roellenbleck aus ihm herauszuholen vermochte, war eine Panikattacke, die er auf dem Vierbettzimmer erlitten haben will. Auch während seiner Aussage im Gerichtssaal hyperventilierte der junge Mann und brach in Tränen aus, als der Suizidversuch im Rhein zur Sprache kam.
Abschiedsbrief am Rheinufer geschrieben
Nach der Blut- und Speichelprobe sowie Befragung auf der Polizeiwache am Neujahrstag 2023 war es dem Wesselinger verboten, für die kommenden zehn Tage in seine Wohnung zurückzukehren, da er zu dem Zeitpunkt noch als Tatverdächtiger galt. So rief er seine frühere Chefin an, die ihn einlud, sich bei ihr in Brühl auszuruhen. Am nächsten Tag fuhr sie ihn auf seinen Wunsch nach Wesseling, damit er sich eine vorläufige Bleibe suchen könne.
Nicht ahnend, dass er vorhatte, seinem Leben ein Ende zu setzen, glaubte sie seinen Beteuerungen, es gehe ihm gut. Am Rheinufer verfasste er noch einen Abschiedsbrief an seinen Freund. Unter Tränen fasste er den Inhalt vor Gericht sinngemäß so zusammen: „Ich kann nicht mehr, ich fühle mich schuldig an dem, was passiert ist, weil ich zu viel getrunken habe.“ Der Prozess wird fortgesetzt.