Insbesondere während des Wintertraum-Programmes im Freizeitpark kommt es laut Vereins immer wieder zu verstopften Straßen.
Forderungen formuliertBovivo beklagt Verkehrschaos rund um das Phantasialand in Brühl

Drei Mitglieder des Vereins Bovivo übergaben die gesammelten Unterschriften an Ralf Ritter (r.), den Technischen Beigeordneten in Brühl. Sie fordern Maßnahmen gegen das wiederkehrende Verkehrschaos rund um das Phantasialand.
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Dr. Michael W. Müller und die übrigen Mitglieder des Vereins Bovivo haben in den zurückliegenden Monaten immer wieder zum Smartphone gegriffen, um die verstopften Straßen rund um das Brühler Phantasialand mit Fotos und Screenshots von Navigations-Apps zu dokumentieren. Ihr Ärger ist dadurch nicht kleiner geworden. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Müller, der in Badorf, nur einen Steinwurf vom Freizeitpark zu Hause ist.
Nicht nur vor der Autobahnabfahrt Brühl-Süd staue sich regelmäßig der Verkehr, auch die übrigen Zufahrtsrouten und selbst die Seitenstraßen in den Wohngebieten seien stark frequentiert. Wer im Umfeld des Phantasialands lebe, müsse immer wieder Geduld beweisen, um mit dem Wagen zum Einkauf, Job oder zurück nach Hause zu kommen, so Müller. Das sei im Normalbetrieb so, „aber vor allem an späten Vormittagen, wenn das Wintertraum-Programm läuft“, sagt Müller. Auch würden Anwohnerparkplätze sowie Wanderparkplätze oftmals von Besuchern des Parks belegt.
Krankenwagen musste zuletzt einen Umweg fahren
Hinnehmen möchten das die rund 120 im Verein Bovivo, der sich dem Umwelt- und Lärmschutz verschrieben hat, organisierten Menschen nicht. „Die Verkehrsbelastung rund um das Phantasialand hat für die Brühler Bürger ein unerträgliches Ausmaß erreicht“, teilt der Verein mit, der im Kern aus Anwohnern des Parks, aber auch vielen anderen Brühlern besteht. Zuletzt habe ein Krankenwagen einen Umweg nehmen müssen, weil es kein Durchkommen gab, schildert Müller. „Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen, aber wenn doch mal etwas passiert, werde man juristisch vorgehen, kündigt er an.
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Adressat des Unmuts ist die Stadt. „Die Verwaltung steht in der Pflicht, etwas zu ändern“, macht Müller klar, dessen Verein seinem Anliegen nach vielen „ergebnislosen Hinweisen und Beschwerden“ mit einer Unterschriften-Aktion Nachdruck verleihen will. Mehr als 200 Menschen haben das Schreiben unterzeichnet, das nun dem Technischen Beigeordneten Ralf Ritter übergeben wurde.
Gefordert wird „eine rasche und nachhaltige Lösung, für die durch den Besucherstrom verursachten Verkehrs- und Umweltprobleme“. Gerne unterstütze man die Verwaltung bei der Entwicklung eines intelligenten Verkehrslenkungskonzepts, so Müller. Bovivo plädiert für eine Stärkung des ÖPNV-Angebots und einen Shuttle-Service direkt zum Phantasialand, sowie finanzielle Anreize zur Nutzung, um den Individualverkehr zu reduzieren.
Gewünscht wird auch ein modernes Verkehrsleitsystem, das den Besucherverkehr effizienter regelt und den Durchgangsverkehr von Wohngebieten fernhält. Eine schnellere Ableitung des Besucherverkehrs von der Autobahn in Richtung der Parkplätze durch Optimierung der Fahrbahnen und eine intelligente Ampelschaltung sowie regelmäßige Informationsveranstaltungen und Bürgerdialoge mit Stadt und Phantasialand werden ebenfalls gefordert.
Brühl: Erweiterung des Phantasialands sieht man bei Bovivo kritisch
Ritter äußerte Verständnis für den Unmut. Er kündigte an, die Anliegen und Vorschläge zu prüfen und in den Austausch mit dem Phantasialand zu gehen. Im Anschluss wolle er sich gegenüber Bovivo äußern. Kritisch sieht man bei Bovivo eine mögliche Erweiterung des Freizeitparks. Einen Ausbau auf Kosten eines teils unter Naturschutz stehenden Geländes hält Müller für „aus der Zeit gefallen“. Man müsste eine Erweiterung so gestalten, dass es für Mensch und Umwelt verträglich sei – sie sehe man sehr kritisch. Zumal mögliche Folgen von Starkregenereignissen und der Kampf gegen den Klimawandel in den Planungen vor mehr als einem Jahrzehnt nicht ausreichend gewürdigt worden seien.