Brühl – Hinter Wolfgang Figura und seiner Familie liegen unruhige Tage. Der schlechten Nachricht, dass sein Sohn keinen Platz am städtischen Max-Ernst-Gymnasium bekommen sollte, folgten ein gehöriger Schrecken und dann Telefonate, Gespräche und das Verfassen von E-Mails und Briefen. Schließlich bekam der Junge doch eine Zusage.
„Wir konnten es zunächst kaum fassen“, sagt der Badorfer. Angesichts der uneingeschränkten gymnasialen Empfehlung des Juniors habe man fest mit einer Zusage gerechnet. Auch beim genauen Durchlesen der angesichts der Pandemie eingeschränkten Informationen über das Anmeldeverfahren habe man von diesem Risiko nichts erfahren.
„Es fehlte jegliche Vorwarnung sonst hätten wir uns zeitig auch bei der Gesamtschule oder dem St.-Ursula-Gymnasium um einen Platz bemüht“, erklärt der Vater.
13 Schüler am Brühler Max-Ernst-Gymnasium abgelehnt
Am Freitag vergangener Woche eröffnete ein Schreiben des Schulleiters den Figuras und den Familien weiterer zwölf Kinder, dass man wegen zu vieler Anmeldungen ein Losverfahren habe anwenden müssen. Für 13 Kinder – darunter eben Figuras Sohn – sei bedauerlicherweise kein Platz. Man habe bereits sechs Eingangsklassen geschaffen, mit 180 künftigen Fünftklässlern seien die Möglichkeiten der Schule ausgereizt. Das Land NRW gebe die Kriterien für die Auswahl vor.
„Nach gründlicher Abwägung haben wir uns entschieden, gerade in der jetzigen Situation das Kriterium Geschwisterkinder heranzuziehen. Die Kriterien Wohnortnähe und Nähe der zuletzt besuchten Grundschule dürfen wir nicht verwenden, da wir Kinder aus Kommunen aufnehmen müssen, in denen kein Gymnasium existiert“, hieß es seitens der Schule.
Figuras und auch die übrigen betroffenen Eltern können das nach wie vor nicht nachvollziehen. „Es kann doch nicht sein, dass Brühler Kinder keine Plätze bekommen, aber Kinder aus Nachbarstädten oder solche mit eingeschränkter gymnasialer Empfehlung bekommen welche“, sagt er. Die zunächst vorgeschlagenen Alternative, seinen Sohn an Gymnasien in Erftstadt-Liblar, Wesseling oder Hürth anzumelden, sei genauso undenkbar wie der Gang zur Brühler Erich-Kästner-Realschule. „Diese jahrelange Fahrerei hätte unseren Alltag auf den Kopf gestellt, und die Realschule ist nicht die zu unserem Sohn passende Schulform“, betont er.
Figura und die übrigen Eltern kontaktierten Politiker aller Couleur, die Stadt als Träger der Schule und auch Bürgermeister Dieter Freytag, der dem Schulamt direkt vorsteht. CDU und FDP sprangen den Betroffenen mit der Ankündigung von Anträgen für den nächsten Hauptausschuss zur Seite. „Wir haben keine funktionierende Schulentwicklungsplanung, obwohl wir seit einigen Jahren darauf drängen. Das ärgert mich sehr“, sagt CDU-Fraktionschef Holger Köllejan dazu.
Brühler Vater nimmt die Stadt in die Pflicht
Mitte der Woche kam die Wende. Den Eltern wurde mitgeteilt, dass die Klassen nun doch vergrößert würden und alle Kinder aufgenommen seien. Die Stadtverwaltung teilte mit, dass es zum ersten Mal viel mehr Anmeldungen als Plätze und deshalb auch Absagen gegeben habe. In der Vergangenheit habe es daher auch kein Losverfahren gegeben.
Wolfgang Figura zeigt sich in eigener Sache erleichtert. Doch er fordert, dass sich so etwas nicht wiederholen dürfe. Die Stadt als Schulträger müsse für Transparenz und für genügend Plätze für Brühler Kinder Sorge tragen.