Viele kleine Schritte geplantStadt Bergheim stellt neues Klimaschutzkonzept vor
Lesezeit 3 Minuten
Bergheim – 15 Jahre lang ist Christian Brink, ohne groß darüber nachzudenken, mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Seit gut 15 Monaten hat er bei der Stadtverwaltung den Posten des Klimaschutzbeauftragten inne – und schwingt sich seitdem regelmäßig aufs Fahrrad, um von seiner Wohnung in Kerpen-Horrem zum Bergheimer Rathaus zu kommen. In fast anderthalb Jahren sei das Rad nur an sieben Arbeitstagen in der Garage geblieben, erzählt er stolz. „Vor allem aber habe ich ganz konkret gelernt, dass Klimaschutz im Kleinen beginnt und dass er richtig Spaß machen kann. Ich fühle mich besser und gesünder; der Umstieg aufs Rad bedeutet für mich persönlich nicht Verzicht, sondern Zugewinn an Lebensfreude und Lebensqualität.“
Möglichst viele Menschen durch Anregungen, Tipps und Hilfestellung dazu zu bewegen, sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun, ist eines von vielen Zielen im Klimaschutzkonzept der Stadt. Rund 200 Seiten stark ist der Entwurf, der das Vorgängerkonzept aus dem Jahr 2010 fortschreibt und an dem ein Team um Christian Brink und Dr. Ruth Laengner als Leiterin der Stabsstelle „Strukturwandel & Klimaschutz“ mit einem Essener Fachbüro neun Monate lang gefeilt hat.
Um Fördergeld bewerben
„Die Stadt Bergheim geht beim Thema Klimaschutz schon seit langem voran, und mit dem neuen Konzept unterstreichen wir, dass wir bei diesem existenziell wichtigen Thema auch in Zukunft eine Vorreiterrolle übernehmen möchten“, gibt die Technische Beigeordnete Claudia Schwan-Schmitz die Zielrichtung vor, „wir haben beim Klimaschutz vor Ort schon einiges erreicht, wollen das Tempo aber noch einmal forcieren.“
So umfasst das Konzept 41 kleine und große Maßnahmen für ein klimafreundliches Bergheim. Beispielsweise soll der städtische Gebäudebestand weiter energetisch saniert, die Stadtbegrünung intensiviert und Photovoltaik ausgebaut werden. Den öffentlichen Personennahverkehr will man optimieren, die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger verbessern, die Flächenversiegelung verringern und die gesamte Stadt- und Bauplanung noch stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten. Auch sind mehrere Klimaschutzkampagnen geplant. Denn man ist sich bewusst, dass vieles nur funktionieren kann, wenn die Bürgerinnen und Bürger detailliert informiert und am Prozess beteiligt werden.
Klimaschutzmanagerin soll eingestellt werden
Dass das alles viel Geld kosten wird, ist klar. „Andererseits gibt es aber auch eine Vielzahl von Förderprogrammen auf EU-, Bundes- und Landesebene, von denen die Kommunen enorm profitieren können. Um diese Gelder werden wir uns sehr gezielt bewerben“, verspricht Laengner. Auch um schneller an die Fleischtöpfe heranzukommen, ist als einer der ersten Schritte die Einstellung einer städtischen Klimaschutzmanagerin oder eines Klimaschutzmanagers geplant.
Das Klimateam betont, dass das Konzept zunächst nur den großen Rahmen vorgebe. Dieser müsse permanent konkretisiert werden. „In sechs, sieben Jahren werden wir dann eine Zwischenbilanz ziehen und sehr genau analysieren, wie weit wir auf den einzelnen Handlungsfeldern gekommen sind“, sagt Brink.
Zunächst ist die Politik am Zuge. Die Ratsgremien werden den Entwurf nun beraten und sollen das Konzept noch vor der Sommerpause verabschieden. „Bald wird das Konzept natürlich auch in Gänze veröffentlicht“, sagt Schwan-Schmitz, „denn alle Bürgerinnen und Bürger sollen uns an dem messen können, was dort geschrieben steht.“