Die Anzahl der Windräder in Rhein-Erft wird drastisch steigen: Eine Kommune will zwölf Prozent ihrer Fläche für die Windkraft zur Verfügung stellen.
Erneuerbare EnergieWo in Rhein-Erft die Windkraft auf dem Vormarsch ist
Bis 2030 soll doppelt so viel Strom wie bisher aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. So will es die Bundesregierung. Das heißt: Vor allem Windräder werden deutlich mehr Fläche in Anspruch nehmen — auch im Rhein-Erft-Kreis. Bisher gibt es aber große Unterschiede, was den Ausbau der Windkraft in den Kommunen angeht. Einige gehören im Landesvergleich zu den Vorreitern, andere wollen aufholen, und in zwei Städten gibt es noch gar keine Windräder.
Im Rhein-Erft-Kreis gibt es laut Kreisverwaltung aktuell 87 Windkraftanlagen. Deren Anzahl soll in den nächsten Jahren deutlich wachsen. 41 Anlagen hat der Kreis genehmigt. Über weitere diskutieren Fachausschüsse und Stadträte. „In jüngster Zeit wird versucht, den Ausbau der Windenergie auf allen Ebenen zu forcieren“, erläutert Uwe Zaar, Umweltdezernent des Rhein-Erft-Kreises. „Das führt zu einer stark gestiegenen Anzahl an Genehmigungsverfahren.“ Der Kreis arbeite sie zeitnah ab.
Bedburg ist Windkraft-Spitzenreiter
Wie schnell ein solches Verfahren läuft, zeigt ein Beispiel aus 2020. Sieben Genehmigungsverfahren hat der Kreis 2020 bearbeitet. Im Schnitt brauchte er für eines sechs Monate. Ein schnelles Genehmigungsverfahren bedeutet aber nicht automatisch, dass die Anlagen sofort errichtet werden. Für Verzögerungen sind aber dann die Betreiber verantwortlich.
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Windkraft-Spitzenreiter im Kreis ist die Stadt Bedburg. Dort stehen 39 Windräder. Auf Platz zwei folgt Erftstadt mit 14 Windrädern. Erftstadt verzeichnet in den nächsten Monaten das größte Plus: Den Bau von 26 weiteren Windrädern hat die Stadt genehmigt – mehr als die Hälfte der im Kreis genehmigten Anlagen.
Im Mittelfeld liegen Bergheim mit 13, Elsdorf mit acht und Hürth mit fünf Windrädern. In Kerpen gibt es vier, in Pulheim und Wesseling jeweils zwei Anlagen. Schlusslichter bei der Windkraft sind Brühl und Frechen. Dort wurden bisher keine Anlagen errichtet. In Frechen sind drei genehmigt.
In Bergheim und Pulheim entstehen die höchsten Windräder
Bei den bislang genehmigten Windrädern bleibt es aber nicht – es könnten noch deutlich mehr hinzukommen. In Bedburg zum Beispiel stimmte der Stadtentwicklungsausschuss im März zu, den Windpark Königshovener Höhe um 250 Hektar zu erweitern. Damit würde Bedburg fast zwölf Prozent seines Stadtgebietes für Windkraft zur Verfügung stellen.
Zum Vergleich: Allein die Erweiterung des Windparks ist viermal so groß wie die Fläche, die Bedburg für Naturschutzgebiete bereitstellt. Bei diesen hingegen ist Windkraft-Nachzügler Kerpen im Kreis Vorreiter. Mehr als 1000 Hektar Naturschutzgebiete gibt es in der Kolpingstadt.
Windkraft ist nicht gleich Windkraft. Mehr als die Hälfte der Anlagen ist seit 2013 in Betrieb gegangen — und unterscheidet sich erheblich von ihren Vorgängern. Die installierte Leistung und die Bauhöhe haben nämlich deutlich zugelegt.
Aktuell steht die höchste Anlage in Bedburg. Sie ist rund 239 Meter hoch. Bergheim und Pulheim wollen das demnächst toppen. Dort genehmigte Anlagen sollen 241 Meter hoch werden. Damit kommen die beiden Anlagen dem höchsten Windrad Deutschlands — es steht bei Stuttgart und ist 246 Meter hoch — ziemlich nah.
RWE betreibt die meisten Windparks im Kreis
Windkraft ist ein profitables Geschäft. Das zeigt auch die hohe Anzahl an Betreibergesellschaften im Kreis. 23 gibt es. „Die hohe Zahl resultiert aus der Tatsache, dass für viele genehmigte Winderenergieanlagen eigene Betreibergesellschaften gegründet werden“, erläutert Zaar. Die größten Betreiber von Windparks im Rhein-Erft-Kreis sind RWE, seine Tochtergesellschaften und die Bremer Aktiengesellschaft Energiekontor.
Viel ungenutztes Potenzial für Windkraft vermutet das Beratungsunternehmen Evety vor allem im Westen des Kreises. Hierfür haben die Ingenieure Daten des Energieatlas NRW und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) ausgewertet. Das Ergebnis: In Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Kerpen und Erftstadt ist noch viel möglich.
Im Osten des Kreises — in Brühl und Wesseling etwa — gibt es nicht mehr viel zu holen. Die Ausnahme ist Frechen. Für Zaar steht fest: Es lasse sich nicht erkennen, dass der Windenergieausbau im Kreis bald an seine Grenzen stoße. Wie viel Nennleistung installiert werden könne, hänge aber von Faktoren wie Turbulenzen, Lärmemissionen und Schattenwurf ab, sagt Zaar.
Köln hat wenig Potenzial für Windkraft
4430 Hektar stehen im Rhein-Erft-Kreis laut einer Studie des Lanuv für Windenergie zur Verfügung. Das entspricht etwa sechs Prozent der Kreisfläche. Im Vergleich mit seiner Nachbarschaft liegt der Rhein-Erft-Kreis damit im Mittelfeld. 8665 Hektar hat der Kreis Euskirchen zur Verfügung, 6433 sind es in Düren. 2574 Hektar im Rhein-Sieg-Kreis und 1796 im Rhein-Kreis Neuss. Und Köln ist auf Strom aus dem Umland angewiesen, wenn es erneuerbare Energien nutzen will. Dort gibt es nur 146 Hektar für Windkraft.