AboAbonnieren

Rehkitz starb qualvollJagdpächter aus Bergheim richtet dringenden Appell an Hundehalter

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt ein Rehkitz im hohen Gras.

Jungtiere ruhen tagsüber oft nur wenige Meter vom Gehweg im Gras. Auch Bodenbrüter haben dort ihre Nester. Hunde sollten deswegen auf den Wegen, am besten an der Leine, bleiben.

Das Jungtier hatte keine Chance. Revierinhaber Hubert Raths beobachtet eine zunehmende Sorg- und Gleichgültigkeit bei Hundehaltern.

Wieder hat ein freilaufender Hund ein Rehkitz im Wald aufgespürt, gehetzt und dann totgebissen. Revierinhaber Hubert Raths (70) ist außer sich. „Dem Kitz wurde die ganze hintere Keule abgebissen“, sagt er. Er wolle sich gar nicht vorstellen, wie dieses Tier gelitten habe.

Raths ist seit 2022 Jagdpächter eines Waldgebiets an der Fischbachhöhe bei Quadrath-Ichendorf im Rekultivierungsgebiet der ehemaligen Tagebaufläche. Seine Aufgaben dort sind, das Wild gesund zu halten, kranke Tiere herauszunehmen und den Bestand so zu begrenzen, dass weder der Wald noch die angrenzenden Felder oder gar Wohnsiedlungen durch das Wild zu Schaden kommen.

Hundehalter müssen verhindern, dass ihre Vierbeiner in den Wald laufen

Öfter streift er durch sein Revier. Und oft muss er innerlich den Kopf schütteln, wenn er die Hundehalter mit ihren Vierbeinern sieht. „Viele Hundehalter sind sich gar nicht darüber im Klaren, welche Schäden ihre Tiere anrichten“, ist Raths überzeugt. In der Gesetzgebung sei zwar deutlich dargestellt, dass Hunde ohne Leine auf den Wegen laufen dürfen. „Aber sie müssen dann auf dem Weg bleiben“, erklärt er.

Auf gar keinen Fall dürften es die Hundehalter zulassen, dass ihre Tiere auf die angrenzenden Felder oder in den Wald hineinlaufen. „Wenn jedoch ein Hund erst einmal eine Fährte aufgenommen hat, dann ist er ruckzuck weg“, sagt Raths. Und: „Wir haben zurzeit Brut- und Setzzeit, das Wild zieht zurzeit im Wald und auf den Wiesen seinen Nachwuchs auf und sollte dabei auch nicht gestört werden“.

Deswegen wissen sie vielleicht gar nicht, dass Hunde nicht abseits der Wege laufen dürfen
Revierinhaber Hubert Raths

Schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie beobachte er, dass sich viele Menschen Hunde angeschafft haben, viele ohne ausreichende Erfahrungen. „Deswegen wissen sie vielleicht gar nicht, dass Hunde nicht abseits der Wege freilaufen dürfen“, vermutet er.

Inzwischen spricht er so gut wie jeden Hundehalter beziehungsweise Hundehalterin an, denen er auf seinen Reviergängen begegnet. „Ich lobe alle, die ihren Hund angeleint führen“, sagt er. Allen anderen versuche er zu erklären, warum die Hunde besser an die Leine sollten.

„Doch die Wenigstens sind wirklich einsichtig“, resümiert Raths und ergänzt: „Viele reagieren uneinsichtig, oft sogar frech“. Wenn dann bei einem solchen Gespräch der Hund angeleint werde, müsse er leider feststellen, dass die Tiere oft schon nach wenigen 100 Metern wieder abgeleint werden. „Viele Hundehalter machen einfach doch das, was sie wollen.“

Dazu gehöre auch, dass sie ihre Hunde auch an den Wirtschaftswegen frei über die Felder laufen lassen. Nicht nur, dass dabei mitunter Pflanzen und vielleicht auch Abdeckfolien zerstört werden. „Die Hunde kacken dann auch auf oder an die in den Feldern wachsenden Lebensmittel“, erklärt Raths.

„Bitte Leinen sie ihre Hunde im Wald und auf den Wirtschaftswegen an“, appelliert er deswegen an die Hundehalter. Das von dem Hund totgebissene Rehkitz habe einen ganz grausamen Tod und absolut keine Chancen gehabt, dem hinterherhetzenden Hund zu entkommen. Rehe seien Fluchttiere. „Hunde hetzen ihnen so lange hinterher, bis sie an ihm dran sind“, erklärt er.

Im vergangenen Jahr habe es auch ein erwachsenes Reh in seinem Bezirk erwischt. „Ich stelle eine Häufung solcher Vorfälle fest aber auch eine Steigerung der Hundehalter“, sagt Raths. Umso mehr sei es wichtig, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Ein Miteinander von Menschen, Hunden und den Tieren im Wald funktioniere jedoch nur im gegenseitigen Respekt.