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OberlandesgerichtDrei Jahre nach Hauseinsturz hat sich beinahe nichts geändert

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Drei Jahre nach dem Einsturz eines Wohnhauses Im Rauland steht die Ruine noch unverändert da.

Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Die Lücke klafft immer noch in der Bebauung der Straße Im Rauland. Am Sonntag ist es drei Jahre her, dass ein Wohnhaus in eine benachbarte Baugrube fiel. Seitdem beschäftigen sich Anwälte und Gerichte mit der Schuldfrage. Für Hausbesitzer Frank Muntz bleibt dagegen ein „beklemmendes Gefühl“, wenn er die Ruine sieht, in der er mit seiner damaligen Lebensgefährtin zuvor gewohnt hat.

Am 6. August 2014, beide Hausbewohner waren schon zur Arbeit aufgebrochen, rumpelte es gegen 8.45 Uhr in der Straße. Die aufgeschreckten Nachbarn mussten mit ansehen, wie der Giebel, in dem seitdem ein großes Loch klaffte, eine halbe Stunde später komplett einstürzte. Und mit ihm das halbe Haus samt Dachstuhl. Übrig blieb eine unbewohnbare Ruine.

Auf dem leeren Nachbargrundstück wollte ein im Hintergarten benachbartes Seniorenheim einen Erweiterungsbau errichten. Die Baugrube war offenbar nicht genug gesichert, eine Stützwand hatte nachgegeben und dadurch den Einsturz ausgelöst. So berichtete der Sohn des Betreibers der benachbarten Pizzeria damals. Er hatte den Einsturz ebenfalls beobachtet.

Verletzt wurde zum Glück niemand. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Stadt sicherten die Unfallstelle. Später half ein mit Muntz befreundeter Dachdecker mit Billigung der Ordnungskräfte mit seinem Hubsteiger, einige Habseligkeiten aus dem Haus, das wegen weiterer Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden kann, zu bergen. Frank Muntz und seine Partnerin kamen bei Bekannten unter.

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„Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich wieder komplett ausgestattet war“, sagt Muntz. „Das Fehlen kleinerer Dinge, wie einer Badehose oder Fahrradwerkzeug, habe ich erst nach einigen Monaten bemerkt“, sagt der heute 50-jährige Chemikant, dessen Großeltern früher das Haus besaßen, das ihm somit von Kindes Beinen an Heimat bedeutete.

Einbahnstraßenregelung

Wöchentlich kommt er an dem weitgehend in Trümmern liegenden Haus vorbei, wenn er die Eltern besucht. „Es ist immer noch ein beklemmendes Gefühl. Und die Nachbarn fragen oft, wann es weitergeht und besonders, wann die Einbahnstraßenregelung wieder aufgehoben wird.“ Im Schlagschatten des Hauses müsse die Straße auch Sicherheitsgründen nach wie vor halbseitig gesperrt bleiben, vertröstet die Stadt.

Auch der andere Nachbar der Baugrube, Kanagasabai Jenthra, ist wenig erfreut. Sein Kühlschuppen rutschte durch die Erdbewegungen ab, das Haus, in dem er seine Pizzeria betreibt, war einen Monat lang wegen Setzrissen gesperrt. Nach städtischen Sicherungsmaßnahmen konnten er und ein Mieter das Haus wieder nutzen. „Täglich fragen rund fünf Kunden nach der Situation. Das beschäftigt die Quadrather schon“, sagt er.

Ebenso wie Muntz hat auch er vor drei Jahren geklagt. Nach einem Verhandlungstermin im Oktober wurde die Schuld den am Neubau Beteiligten zugewiesen. Zwei Bauunternehmungen hätten, so Muntz, Einspruch eingelegt. Jetzt liegt das Verfahren beim Oberlandesgericht, wie Martin Stelzner, Rechtsanwalt des Seniorenhauses, bestätigt. Noch in diesem Jahr seien „erste Entscheidungen“ bei den mehreren anhängigen Verfahren, an denen auch diverse Versicherungen beteiligt sind, zu erwarten. Für die komplette Schadensermittlung könne man noch von bis zu zwei Jahren ausgehen. So lange wird auch die Stadt auf Erstattung der Sicherungskosten warten müssen.

Claudia Koch, Mitinhaberin des Seniorenheims Jagniatkowski, hätte es gerne schneller. Im Dezember 2014 hatte sie angeboten, das 1958 erbaute Haus auf ihre Kosten abreißen zu lassen, um mit ihrem Bau voranzukommen. Die bislang sieben Plätze für Vollzeitpflege bietende Einrichtung will um acht Plätze wachsen. Das Geldinstitut hatte jedoch nach dem Einsturz die Finanzierung auf Eis gelegt, wie Koch mitteilt.

Was mit dem Grundstück irgendwann geschieht, lässt Muntz offen. „Ob ich dort neu baue, hängt davon ab, ob ich genug Geld bekomme“, sagt er. Bislang habe er „keinen Pfennig“ gesehen.