Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Corona hat den passionierten Kunsthandwerker wieder zurück zur Kirchenmusik getrieben. Seit April ist Thomas Dieker katholischer Kirchenmusiker im Seelsorgebereich Bergheim-Süd.
Schon oft stand der gebürtige Essener an Scheidewegen. Studieren oder Orgelbauer werden? Orgel oder Cello als erstes Studieninstrument? Musik machen oder unterrichten? Durch die Weltgeschichte konzertieren oder Familie gründen? Musizieren oder Kunsthandwerkermärkte beschicken? Die letzte Entscheidung wurde ihm abgenommen, da die Märkte, auf denen er mit Erfolg selbstgedrechselte Tintenschreibgeräte anbot, seit mehr als einem Jahr nicht mehr stattfinden. Und so verschlug es Dieker „vom Steinkohle- ins Braunkohleland“, wie er sagt.
"Das hat mir die Welt geöffnet"
Dieker (61) ist in Essen aufgewachsen. Mit sechs Jahren ging er zu den Essener Domsingknaben, mit neun erhielt er ersten Klavierunterricht, mit elf zudem Cellounterricht, und mit 15 saß er erstmals an einer Orgel. „Der Domorganist hat mich mit seinem Spiel begeistert. Das wollte ich auch machen“, sagt er.
An der Folkwang-Musikschule verfeinerte er sein Cellospiel, als 16-Jähriger wollte er aber lieber Orgelbauer werden. „Vater war dagegen“, erinnert er sich. Also studierte er Kirchenmusik an der Folkwang-Schule, machte später eine zweite Aufnahmeprüfung im Fach Cello und wechselte zu dem Streichinstrument als Hauptfach. Mit einem Klaviertrio gab er nahezu weltweit Konzerte. „Das hat mir die Welt geöffnet, nachdem ich bis dahin fast nur Essen kannte.“ Daneben arbeitete er als Cello- und Musikdidaktiklehrer an der Folkwang-Schule, heiratete und wurde der Kinder zuliebe im ruhigeren Dülmen sesshaft.
Orgel rückt wieder in den Fokus
Vor zehn Jahren rückte die Orgel wieder in den Fokus. Er belegte Orgelkurse etwa in Leipzig und Paris, wo er Cavaillé-Coll-Orgeln kennenlernte, „die singen, statt zu dröhnen. Das begeistert einen Cellisten schon“.
Dieker bekam eine halbe Stelle bei der evangelischen Kirche in Gelsenkirchen-Erle. Nach dem Einbruch im Marktgeschäft, begab er sich auf die Suche nach einer vollen Kirchenmusikerstelle und wurde an der Erft fündig.
Bergheim: Mehrere Wechsel in jüngerer Vergangenheit
Nach mehreren Wechseln in der jüngeren Vergangenheit war die Stelle, zu der Quadrath, Ichendorf und Ahe gehören, gerade mal wieder vakant. Sofort begeistert war Dieker von der Orgel in Quadrath, die der Straßburger Orgelbauer Muhleisen vor 20 Jahren errichtet hat. „Darauf kann man französische Romantik wunderbar spielen.“ Für deutsche Romantiker sei die Seifert-Orgel in Ichendorf gut disponiert, und die Mönch-Orgel in Ahe runde als Barockorgel die Möglichkeiten ab.
Schlecht bestellt ist es zurzeit um die Chorarbeit. Den Kreuzchor wird Christoph Maria Wagner weiterhin leiten. In Quadrath will Dieker in den Kindergärten und Schulen aktiv werden und Kinder von Grund auf begeistern. Auch der Erwachsenenchor in Quadrath soll wieder belebt werden. Zudem kenne er aus seiner Zeit als Solocellist des Essener Jugendsinfonieorchesters viele Instrumentalisten und Sänger und plane Ensemble-Musik zu den Hochfesten.
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