Bergheim-Glessen – Die Schulpflegschaft der Glessener Rochusschule hat genug. Genug von Eltern, die ihre Kinder morgens mit ihren Autos zur Schule bringen und dabei „rücksichtslos“ auf der Straße oder auf dem Bürgersteig Am Wierichskamp parken.
Für die kommende Woche ruft die Schulpflegschaft um die Vorsitzenden Ricarda Zabel und Simone Harf-Hensen und die Schulleitung um Astrid Kleine und Arian Wilke Eltern dazu auf, morgens mit Bannern auf dem Bürgersteig zu stehen, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Die Straße Am Wierichskamp ist eine schmale Einbahnstraße. Und wenn am Morgen Eltern, Schulbusse, Lehrkräfte und Fußgänger zusammenträfen, sei einfach zu viel los. „Ab 7.40 Uhr beginnt der Korso von Eltern, die ihre Kinder »nur mal schnell rauslassen« wollen“, berichtet Harf-Hensen. In Corona-Zeiten sei das Problem noch größer geworden, weil die Eltern ihre Kinder aus Angst vor einer Infektion nicht mit dem Bus fahren lassen.
Die Eltern parkten dann auf dem Bordstein, den aber auch die Kinder benutzten. Oder sie blockierten die Lehrerstellplätze. Manchmal würden die Eltern sogar auf fremde Grundstücke auffahren, was wieder für Ärger bei den Anwohnerinnen und Anwohnern sorge. „Und mit Schulbussen kollabiert das System komplett“, sagt Harf-Hensen. Eltern würden den Bus sogar über den Gehweg überholen.
Schulleiterin Astrid Kleine, im fünften Jahr an der Rochusschule, berichtet, dass es deshalb manchmal zu gefährlichen Situationen komme. Es gebe keine Ausweichmöglichkeiten. „Viele Eltern haben Verständnis“, betont sie. Sie ließen ihre Kinder außerhalb der Einbahnstraße raus. Aber in Gesprächen reagierten manche Mütter und Väter regelrecht ungehalten, wenn sie darauf angesprochen würden, berichtet die Schulleiterin.
Bergheim: Kiss-and-Ride-Platz ist nicht die Lösung
Es gibt einen Kiss-and-Ride-Parkplatz, also einen Platz neben der Schule, der dafür gemacht ist, dass Eltern kurz anhalten, um ihre Kinder abzusetzen. Aber der ist recht klein und nur von einer Seite zu erreichen. Stau gibt es also auch dort.
Die Schulpflegschaft fordert nun mittelfristig „bauliche Lösungen“, zum Beispiel ein elektronisch versenkbares Hindernis, das es nur bestimmten Personengruppen ermöglicht, in einer gewissen Zeit in die Straße zu fahren. „Es sind unsere Kinder, die auf ihren Schulwegen gefährdet werden“, formuliert die Schulpflegschaft in ihrem Anschreiben an die Eltern.
Bürgermeister Mießeler benennt Hotspots in Bergheim
Wie Bürgermeister Volker Mießeler mitteilt, „finden bereits mehrfach am Tag Kontrollen statt, auch Ordnungswidrigkeitsverfahren werden bei Verstößen eingeleitet“. Das Problem brenne auch der Stadt auf den Nägeln. Auch an der Rilkestraße vor der Grundschule am Tierpark oder an der Remigiusschule an der Füssenichstraße gebe es das Problem. „Es wird alles an Manpower und Kapazitäten eingesetzt, was möglich ist, um die Situation zu entzerren und zu verbessern“, sagt Mießeler. Eine ständige Überwachung sei aber nicht zu leisten.
Aber auch die Polizei sei immer wieder zur Stelle. Außer der Füssenichstraße schätzt die Verwaltung die Lage Am Wierichskamp als „Hotspot“ ein. Der Bürgermeister kündigt an, dass die Verkehrskommission für Kinder, Senioren und mobil Eingeschränkte die Situation noch mal prüfen werde. Als mögliche Maßnahmen bringt Mießeler „die Einrichtung von Eltern-Kind-Haltestellen“ in der Nähe von Schulen und Kitas ein, außerdem Elternbefragungen sowie Anpassungen von Schulwegen. „Auch bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung“ müssten angedacht werden. Außerdem werde die Stadtverwaltung diesbezüglich noch mal auf die Eltern zugehen.
Gerade in Glessen sei das wichtig, weil die Schülerzahl dort stark gestiegen sei. Die Schule müsse erweitert werden. Eine Verkehrsuntersuchung habe es dazu bereits gegeben, teilt die Verwaltung mit.