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InfrastrukturBauarbeiten für neue Kreisstraße in Bergheim beginnen – Straße endet im Nirgendwo

Lesezeit 3 Minuten
Eine rot-weiße Absperrbake, im Hintergrund ein Stück Straße, das an einem Weg endet.

Die Kreisstraße K 22n über das Fortunafeld von Oberaußem nach Kenten wird jetzt gebaut.

Die K 22n wird im Nirgendwo enden. RWE baut sie dennoch so weit wie möglich, um nicht noch weitere Kostensteigerungen erleben zu müssen.

Es sind zwei wichtige Achsen, die Bergheim seit Jahrzehnten schmerzlich fehlen. Jetzt geht die eine, die Kreisstraße 22n von Oberaußem nach Kenten, in Bau – zumindest bis zum Kreisverkehr an der Kreuzung mit der L 361n, die es aber so bald noch nicht geben wird. Die Stadtpolitik und auch der Kreistag haben im Zuge der Fortschreibung der NRW-Straßenbedarfsplanung bei der Landesregierung erneut die Dringlichkeit dargestellt.

Auch für die Niederaußem/Rheidt-Hüchelhoven-Umgehung der B 477 und die Umgehungen von Büsdorf und Fliesteden (L 93n) sowie Glessen (L 91n). Gute Nachrichten gibt es zur K 22n: Vom neuen Kreisel an der Bergheimer Straße in Oberaußem wird sie jetzt in Bau gehen. Am Dienstag, 13. August, rücken die Baumaschinen an, eine Woche später geht es los.

Bergheim: Neue K22n endet im Nirgendwo

Doch wohin wird die Straße führen? Die L  361n befindet sich derzeit laut Bauherr Straßen NRW in der technischen Planung, ebenso wie die L  93n von Stommeln bis Büsdorf. Nach Fertigstellung der technischen Planung könne die landschaftspflegerische Begleitplanung erarbeitet werden, „unter den Voraussetzungen, dass freie Ressourcen verfügbar sind“, teilt Straßen NRW mit.

Bis zur Fertigstellung wird es also noch eine Weile dauern, und bis dahin endet die K 22n im Nirgendwo, denn auch die Unterführung unter der Bahnstrecke zum Anschluss an die Kölner Straße unweit der Feuerwehr kann noch nicht gebaut werden. Die Bahn ist offenbar noch nicht fertig mit der Planung der leicht veränderten Streckenführung, die für die geplante S-Bahn benötigt wird.

Politiker sind ratlos

Denn für das höhere Tempo der S-Bahn muss der Kurvenradius angepasst werden. Im Herbst soll es erste Ergebnisse geben. „Wir bauen die Straße jetzt so weit, wie wir kommen, um nicht noch weitere Kostensteigerungen erleben zu müssen“, sagt RWE-Sprecher Guido Steffen. Die Niederaußemer Umgehung (B  477n) läuft dagegen unter „ferner liefen“, und auch die Glessen-Umgehung L 91n hat den Weg in den Bedarfsplan noch nicht gefunden.

Helmut Paul (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Klima, Umwelt und Mobilität des Bergheimer Stadtrats, wird deutlich: „Die durch den jahrzehntelangen Kohleabbau entstandenen Lücken im überörtlichen Straßennetz in Bergheim müssen endlich geschlossen und enge Ortsdurchfahrten entlastet werden.“

Bürgerinitiative kämpft seit Jahren für neue Straße

Auch CDU-Fraktionschef Christian Karaschinski macht Druck: „Bergheim darf für die zwangsläufigen Rückstände, bedingt durch den Kohleabbau, nicht weiter benachteiligt werden“, fordert er. Besonders die fehlende L 361n führt zu hohem Verkehrsaufkommen auf der Heer-, Neusser und Kirchstraße sowie in der Innenstadt. Seit Jahren setzt sich auch eine Bürgerinitiative aus den genannten Straßen für den Neubau ein, auf den die Anwohnenden sehnlichst warten.

Geschätzte 4500 Fahrzeuge könnten sich täglich andere Wege suchen, die für alle angenehmer wären. „Straßen und Vernetzung sind auch künftig notwendig, unabhängig davon, ob ein Kfz mit Benzin, Elektro- oder Wasserstoffantrieb unterwegs ist“, sagt Paul. Auch sein Ratskollege Hermann-Josef Falterbaum (CDU) ist ratlos.„ Ich weiß nicht mehr, was ich den Bürgern, die mich fragen, noch sagen soll.“

„Zumal der Verkehr durch das wachsende Baugebiet an der Heerstraße zurzeit deutlich weiter zunimmt. Ich frage mich, ob wir Bürger zweiter Klasse sind. Ich habe für die jahrzehntelange Verzögerung kein Verständnis mehr.“ Verständnis müssen die Wanderer und Spaziergänger auf dem Fortunafeld aufbringen: Im Zuge der jetzt beginnenden Straßenbauarbeiten für die K 22n werden einige Wegeverbindungen gesperrt, Umgehungen sollen ausgeschildert werden.