Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Es summt und sirrt, wenn Iris Remen den Bienenstock öffnet. Zurzeit tragen ihre vier Bienenvölker den Wintervorrat in die Waben ein. Seit zwei Jahren betreibt die 41-Jährige auf dem Quadrather Sonnenhang ihr Hobby.
„Ich wollte mit 40 noch mal was neues anfangen“, sagt Remen. Da kamen ihr die Bienen gerade recht. Sohn Niklas (15), deutscher Vizemeister der Schüler im Bogenschießen, hat einen Sportsfreund, der auf dem Kerpener Vereinsgelände Bienenstöcke, fachmännisch Beute genannt, stehen hat. Im April 2016 hat der Imker ihr ein Volk überlassen. Eigentlich sollten die fleißigen Tiere den Kirschbaum auf dem Remens elterlichem Grundstück im Gewerbegebiet Sonnenhang bestäuben. Dort wohnt auch die alleinerziehende Altenpflegerin, die seit vielen Jahren im Martinushaus in Elsdorf-Niederembt tätig ist. Die Eltern hatten zwei Kinderkarussells, die sie dort im Winter abstellten. Ende der 90er-Jahre haben sie auf der großzügigen Parzelle ein Chalet gebaut.
Die Bienen beschränkten sich freilich nicht auf die Arbeit im Kirschbaum, sondern flogen in die blühenden Rapsfelder auf der nahen Fischbachhöhe. Zur Freude der Imkerin, denn da gibt es viel mehr an Nektar und Pollen zu holen. Inzwischen arbeiten knapp 250 000 Bienen in vier Völkern. Alle paar Tage sieht Remer die Stöcke durch und entfernt Weiselzellen. Die bauen die Bienen, um darin eine Königin schlüpfen zu lassen. „Danach würde die Hälfte des Volkes ausschwärmen mit der zweiten Königin“, sagt Remen. Das ist ihr auch in einem Stock schon passiert. Die Bienen hätten sich dann in einem Pflaumenbaum niedergelassen. Mit Wasser und einem Kübel hat sie das neue Volk damals eingesammelt und in einem neuen Stock untergebracht. „Alternativ hätte ich die Königin töten können, dann wären alle anderen in ihren alten Stock zurückgekehrt.“
Ausschwärmen zur Blütezeit
Ausschwärmen sollen die Bienen zur Blütezeit. Dann fliegen Kundschafter los auf der Suche nach den besten Sammelplätzen. In der Beute führen sie dann einen Tanz auf, der den anderen Bienen zeigt, wo sie hinfliegen müssen. In der Frühlingstracht sammeln sie Raps- und Kirschblüten ab, durch ihre Honigblase werden die Pollen zu Honig verdaut und in die Waben gepresst. Bis zu 30 Kilogramm je Stock kann Remen dann aus den Wabenrahmen herausschleudern. Die zweite Tracht im Jahr orientiert sich an der Lindenblüte. Ende Juli oder Anfang August produzieren die vier Völker insgesamt weitere etwa 80 Kilogramm, in diesem Jahr deutlich weniger, weil das Wetter nicht passte, wie die Imkerin sagt.
Nach dem zweiten Schleudergang lässt die Imkerin die Bienen weitgehend in Ruhe. Dann wird Futter für den Winter gesammelt. Remen sichert die Einflugschneisen mit Draht – den die Bienen natürlich passieren können – gegen hungrige Mäuse. Die Bienen, die mit Ausnahme der bis zu vierjährigen Königin im Sommer zwei bis drei Wochen, im Winter bis zu sieben Monate alt werden, dezimieren sich im Herbst ganz von allein: Die Königin legt einfach weniger Eier. So schrumpft das Volk von rund 60 000 auf etwa 10 000 Tiere. Gelegentlich muss die Imkerin noch Zuckerwasser oder Sirup beifüttern.
Im Sommer muss sie fast täglich nach ihren Völkern sehen. Mit dem Smoker, einem Rauchöfchen, hält sie die Bienen auf Distanz. „Die können durch den Anzug stechen“, erzählt die Imkerin, die leicht allergisch auf Bienenstiche reagiert, von schmerzvollen Erfahrungen. Dennoch liebt sie ihr Hobby: „Das ist ein guter Ausgleich zum Arbeitsleben.“ Hier komme sie trotz des Gewusels in den Beuten zur Ruhe.
Seit die Bienen am Sonnenhang eingezogen sind, hat sie die Liebe zum Honig, etwa im Tee oder auf dem Brötchen, entdeckt. Bei der Menge an Ertrag kann die anerkannte, geprüfte und zugelassene Imkerin den Honig aber auch verkaufen. Dazu hat Niklas ihr individuelle Aufkleber für die Honiggläser entworfen. Wer auf den Geschmack kommen will, kann bei Iris Remer naturbelassenen Früh- oder Sommertrachthonig am Sonnenhang 31 erwerben.