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AufrufStadtarchiv Bergheim sucht nach Quellen aus der NS-Zeit

Lesezeit 3 Minuten
An den Wänden des Magazinbereichs im Stadtarchiv hängen viele Bilder und Gemälde.

Das Stadtarchiv Bergheim plant eine digitale Ausstellung zur NS-Geschichte.

Das Bergheimer Stadtarchiv bittet Bürgerinnen und Bürger, sich mit historisch relevanten Fotos, Tagebüchern oder Briefen zu melden.

An Heinrich Zehnpfennig, der im Konzentrationslager Buchenwald starb, erinnert heute ein Stolperstein in Quadrath-Ichendorf. Wer einen Blick auf die Polizeiakte werfen will, in der sein Schicksal festgehalten wird, findet sie im Bergheimer Stadtarchiv, zusammen mit vielen anderen Quellen zur NS-Zeit.

Doch wie viele Briefe oder Fotos, aus dem sich ein weiteres Stück Bergheimer Geschichte schreiben ließe, verstauben wohl irgendwo auf einem Dachboden? Ein Aufruf der Archivarin Lena Delbach soll nun die Überlieferung des Bergheimer Archivs weiter vervollständigen.

Bergheim: Stadtarchiv will Bürgerinnen und Bürger beteiligen

Personen, die Tagebücher, Briefe oder Fotos aus der Zeit von 1933 bis 1950 im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg oder der NS-Zeit haben, können sich mit Lena Delbach in Verbindung setzen. Für die Ausstellung werden auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesucht, die bereit sind, von ihren Erfahrungen im Nationalsozialismus zu berichten.

Anlass des Aufrufs ist eine geplante Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft der Archive in den Kreisen Düren und Rhein-Erft zum Thema „Krieg und Frieden – 80 Jahre Kriegsende“. „Das Ziel ist, die Einnahme der Kreise Düren und Rhein-Erft darzustellen“, sagt die Archivarin. Dabei stünden Themen wie das Leben in Trümmern, der Wiederaufbau und die Besetzung im Vordergrund. Delbach interessiert sich insbesondere für den Zeitpunkt zwischen 1944 und 1946.

Dachbodenfunde zur NS-Zeit können ins Archiv

Im Archiv gibt es bereits einige spannende Quellen zur NS-Geschichte, etwa ein Foto, das die Zerstörung der Bergheimer Hauptstraße dokumentiert oder ein Gebetskärtchen, das einem in Kiew gefallenen Soldaten einen Heldentod attestiert. Protokolle, Postkarten und Sterbeurkunden geben Aufschluss über die damalige Situation.

Doch welche Dachbodenfunde könnten das Archiv noch für die Ausstellung ergänzen? „Feldpostbriefe sind tatsächlich sehr interessant, aber auch die Antworten“, sagt Delbach. Wenn ein Soldat von der Front in Kiew erzählt, sei das zwar spannend, aber wenig aussagekräftig für die Bergheimer Geschichte. „Für uns ist aber sehr aufschlussreich, wenn die Ehefrau oder die Mutter aus Bergheim zurückschreibt, wie es gerade Zuhause läuft.“ Fotos und Tagebücher seien ebenfalls erwünscht. „Handschriftliche Quellen aus dem Zeitraum sind tendenziell alle interessant.“

Zeitzeugen gesucht, die aus ihrer Kindheit erzählen wollen

Gespräche mit Zeitzeugen sollen dabei die Quellen um individuelle Erfahrungsberichte ergänzen. Für diese Interviews kooperiert das Stadtarchiv mit dem Zeitzeugenkurs der Gesamtschule in Quadrath-Ichendorf. Die Geschichtslehrerin Elisabeth Amling ist hier bereits fündig geworden, auch wenn sie auf weitere Stimmen hofft. „Wir haben vier oder fünf Zeitzeugen aus Quadrath-Ichendorf. Die älteste ist 101 Jahre alt“, sagt die Geschichtslehrerin. Sie und ihr Kurs wollen bei den Interviews keinen bestimmten thematischen Schwerpunkt legen. „Wir sind total offen, weil wir nicht wissen, was die Leute erzählen werden. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr interessiert an der Kindheit im Nationalsozialismus.“

Wer schriftliche oder fotografische Quellen zur Verfügung stellen kann, erreicht die Archivarin Lena Delbach unter 02271/89211 oder per E-Mail. Zeitzeugen können sich bei der Geschichtslehrerin Elisabeth Amling unter 02271/7996915 oder per E-Mail melden.