Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Sozialer Brennpunkt, Leerstände und Vandalismus: Bergheims größter Stadtteil Quadrath-Ichendorf leidet unter seinem Ruf und galt lange als von der Politik vernachlässigt. Ein bereits 2011 angestoßenes Handlungskonzept soll nun den Stadtteil aufwerten. Auf einer Versammlung im Bürgerhaus konnten die Einwohner sich beteiligen.
Die Köln-Aachener-Straße, das Bahnhofsumfeld, das Bürgerhaus und der Tierpark, das Wohnen im Stadtteil sowie soziale Einrichtungen und Sportangebote – schnell machte die Stadtplanung wesentliche Problemfelder und Potenziale aus. Die Bürger diskutierten mit Vertretern der Stadtverwaltung und der drei geladenen Planungsbüros Lill und Sparla, Greenbox und Wündrich über die Möglichkeiten. „Uns ist wichtig, dass die Bürger hier den Anstoß geben, worüber wir reden müssen“, sagte Klaus-Hermann Rössler, Dezernent für Jugend, Bildung und Soziales in der Bergheimer Stadtverwaltung.
Ein Schwerpunkt war die Entwicklung der Köln-Aachener-Straße. Gefordert wurden mehr Parkplätze und Außengastronomie, um die Straße zu beleben. Kunstwerke wie den Bläserbrunnen und die Pferdestatue wollen die Bürger erhalten. Wichtig war ihnen auch, das Wohnen im Quartier attraktiver zu machen.
Stetiger Wachstum
Schließlich wächst der Stadtteil stetig. Von 2012 bis 2015 stieg die Einwohnerzahl um rund 600 auf 14 600 Menschen. Zur Debatte standen hier unter anderem Gemeinschaftsgärten oder Urban Gardening, also das Bepflanzen städtischer Flächen mit Gemüse. Seniorengerechtes Wohnen und Barrierefreiheit war ebenfalls ein Thema, insbesondere in der Nähe des Bürgerhauses und am Tierpark.
„Jeden Schritt der Stadt in diese Richtung bewerte ich positiv. Der Ort muss mal aufgewertet werden. Leider hat Quadrath-Ichendorf keinen sehr guten Ruf“, sagte Franz Linden, früher aktiver Fußballer, jetzt Mitglied beim RC Staubwolke. Die Initiative der Verwaltung begrüßten zwar die meisten Anwesenden, doch gaben sich einige desillusioniert.
„Die Maßnahmen bringen nichts, wenn alles durch Vandalismus wieder zerstört wird“, sagte Heidi Hopp. Beispiele nannte sie einige. So seien neu installierte Lampen im Bahnhofstunnel bereits nach zwei Tagen kaputt gewesen. Auch mit Farbe beschmierte Hauswände oder eingeschlagene Scheiben an den Bahnhofsunterständen sind den Quadrath-Ichendorfern bekannt. Außerdem bemängelten die Bürger vermüllte Gleise und Schulwege.
Polizeiwache gefordert
Doch sie hatten auch Vorschläge. So forderten einige eine Polizeiwache am Bahnhof und bessere Straßenbeleuchtung. Ein Dorn im Auge ist vielen auch das Hochhaus am Bahnhof. Dezernent Rössler nannte hier den Stadtteil Südwest als positives Beispiel: Der Abbruch des Hochhauses am Berliner Ring sei bei der Bevölkerung auf großen Anklang gestoßen.
Im nächsten Schritt werden die Ideen der Bürger ausgewertet. Am Donnerstag, 13. Juli, stellen dann die Planungsbüros ihre Konzepte auf einer weiteren Bürgerversammlung vor. Eine Jury bewertet diese im Anschluss. Danach werden die Vorschläge der Planer der Bezirksregierung als Bewerbung für das Förderprogramm „Soziale Stadt“ vorgelegt. Mit dem Programm unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen vom Strukturwandel stark betroffene Städte.