80 statt 800 TrucksMassenandrang bei Lkw-Demonstration in Bergheim bleibt aus
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Bergheim-Niederaußem – Das von der Polizei befürchtete Verkehrschaos rund um Bergheim bei der Anreise blieb ebenso aus wie der von Organisator Gerd Fischer erhoffte Massenandrang auf dem Veranstaltungsgelände.
Statt 800 Lastwagen kamen nur etwa 80 Trucks
Statt der erwarteten 600 bis 800 Lastwagen steuerten am Samstagvormittag nur etwa 80 Trucks und einige Dutzend Privatwagen den Großparkplatz am Niederaußemer RWE-Kraftwerk an, um bei Fischers „Diesel-Demo“ gegen die hohen Spritpreise zu protestieren.
Der Bergheimer Transportunternehmer Fischer, der sich gemeinsam mit seinem Schmallenberger Kollegen Rainer Albers an die Spitze der Initiative gestellt und am vergangenen Mittwoch bereits mit einer geplanten, aber letztlich von der Polizei untersagten Autobahnblockade für Schlagzeilen gesorgt hatte, war dennoch nicht unzufrieden: „Neben uns beruflich und geschäftlich direkt betroffenen Lkw-Fahrern und Spediteuren sind auch eine Menge Privatleute gekommen, um Solidarität zu bekunden und uns Mut zu machen. Und ich bin sicher: Wenn die Politik nicht sehr bald etwas Konkretes gegen die explodierenden Dieselpreise unternimmt, wird der Protest sehr schnell immer größer werden. So geht es einfach nicht weiter. Was im Moment bei den Preisen passiert, ist gerade für uns mittlere und kleinere Spediteure absolut existenzbedrohend.“
Während die Lastwagen nach und nach auf den Parkplatz fuhren, wurden an der ein paar Hundert Meter weit entfernten Tankstelle an der Niederaußemer Ortsdurchfahrtstraße 2,18 Euro für den Liter Diesel verlangt. Noch vor wenigen Tagen waren vielerorts bis zu 2,50 Euro fällig geworden.
Doch diese womöglich nur vorübergehende Entspannung beruhigt die Brummfahrer nicht wirklich. „Wir fordern von der Politik unter anderem einen auf maximal 1,60 Euro gedeckelten Gewerbediesel-Tarif für mindestens ein Jahr. Höhere Spritpreise kann die Branche im Moment einfach nicht verkraften“, betont Rainer Albers.
Auch Mehrwert- und CO2-Steuersenkungen wurden am Samstag ins Gespräch gebracht. Mehrere Fuhrunternehmer und Fahrer schilderten auf der Kundgebung ihre Existenznöte. Wie eine Entlastung im Detail so organisiert werden könnte, dass die geforderte Preissenkung am Ende auch tatsächlich an den Zapfsäulen ankommt, wissen die gebeutelten Transporteure auch noch nicht so genau.
Gerd Fischer äußert sich zu zusammenbrechenden Lieferketten
„Aber wir brauchen jedenfalls schnelle staatliche Hilfe. Sonst kann es ein böses Erwachen geben. Wenn Lieferketten zusammenzubrechen drohen, betrifft das nicht nur uns Fuhrunternehmer, sondern am Ende die ganze Bevölkerung“, sagt Gerd Fischer, der angesichts von mehreren Tausend Euro Diesel-Mehrkosten pro Woche schon Angst hat, seine drei Fahrer irgendwann nicht mehr bezahlen zu können. Hinzu kommt die Befürchtung, dass die kriegs- und sanktionsbedingte Lieferengpässe bei vielen Gütern zu erheblichen Auftragseinbußen für die Transportbranche führen könnten.
Deshalb sind Gerd Fischer und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter fest entschlossen, weitere Protestaktionen auf die Straße zu bringen. Für den späteren Nachmittag war noch eine Korsofahrt durch Niederaußem angedacht. Doch einige Teilnehmer dachten am Samstag bereits laut darüber nach, ihre Lastwagen doch einfach einmal für ein paar Tage stehen zu lassen. Ein Jungunternehmer aus dem Ruhrgebiet malte sich schon die Folgen eines solchen Fahrerstreiks aus: „Wenn da viele von uns mitmachen, wird sich mancher wundern, wie schnell sich die Regale bei Aldi und Lidl leeren.“