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Bundestagswahl 2025Georg Kippels (CDU) aus Bedburg: „Es ist wichtig, das Privileg der Wahl zu nutzen“

Lesezeit 6 Minuten
Bedburg Bundestagsabgeordneter Dr. Georg Kippels (CDU)

Bedburg Bundestagsabgeordneter Dr. Georg Kippels (CDU). Foto: Vlaminck

Der 65-jährige Rechtsanwalt aus Bedburg ist seit 2013 direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter und möchte erneut den Rhein-Erft-Kreis in Berlin vertreten.

Am 23. Februar sind rund 350.000 Wahlberechtigte zwischen Bedburg und Wesseling aufgerufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. In den beiden Wahlkreisen des Rhein-Erft-Kreises bewerben sich 17 Kandidaten um ein Direktmandat. Der Wahlsieg in einem der Wahlkreise wird voraussichtlich für einen Einzug in den Bundestag reichen. Wir stellen in loser Reihenfolge die Bewerber vor – diesmal Dr. Georg Kippels, der im Wahlkreis 90 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) erneut für die CDU antritt. Die Fragen stellte Alexa Jansen.

Wann haben Sie begonnen, sich für Politik zu interessieren? Gab es eine Initialzündung?

Ich bin in einem politisch sehr interessierten Haushalt groß geworden, für meinen Vater war politisches Interesse selbstverständlich. Morgens wurde die Tageszeitung gelesen, abends die Tagesschau gesehen, mehr gab es ja damals nicht. Alle Themen wurden dann mit mir ausführlich diskutiert.

Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich CDU-Mitglied. Lokal kam ich Anfang 30 in die Kommunalpolitik, es gab eine Bürgerinitiative, die sich gegen die geplante Verkehrsberuhigung des Marktplatzes in Bedburg wehrte, die Geschäftsleute hatten Sorgen. 1994 wurde dann mein Wahlkreis Bedburg-Mitte frei und ich wurde angefragt. Vor Ort war ich dann 30 Jahre lang kommunalpolitisch aktiv, bis 2013 der Ruf in die Bundespolitik kam. Ich betrachte nach wie vor die Kommunalpolitik als Wiege der Politik, dort kann man alles lernen.

Welches politische Ereignis hat Sie in den vergangenen Jahren am meisten bewegt/berührt?

Das waren ganz klar zwei Ereignisse, beide dramatisch. Das eine dramatisch positiv, die deutsche Wiedervereinigung. Sie war immer ein Traum von allen und hat die unglaubliche Kraft des Friedens gezeigt. Das andere ist das genaue Gegenteil, der dramatische Ukraine-Krieg. Er zeigt, wie schrecklich es ist, wenn Wahnsinnige an der Macht sind. Ich bin ein absoluter Verfechter dafür, dass wir die Ukraine unterstützen. Sie kämpft auch für unsere Freiheit und Demokratie.

Welcher lebende Politiker/welche lebende Politikerin imponiert Ihnen? Welcher hat Sie geprägt?

Dies waren ganz eindeutig zwei Personen. Zum einen in der überregionalen und historischen Sicht: Dr. Konrad Adenauer. Er hat gezeigt, wie man aus einem verlorenen Krieg und aus Trümmern mit Visionen etwas schaffen kann – freundschaftliche Verbindungen zu den Siegermächten und blühende Landschaften. Er konnte mit sehr viel Verhandlungsgeschick Brücken bauen und weitergehende Ideen, die zunächst vielleicht wahnwitzig erschienen, erfolgreich umsetzen. Aus Ideen entstehen eben viele erfolgreiche Projekte, wie zum Beispiel die EU, dafür brenne ich.

Auf lokaler Ebene war es Willy Harren (CDU-Alt-Bürgermeister von Bedburg). Er war mein Lehrmeister und hat immer gesagt, das Wichtigste sei, immer ein offenes Ohr für die Bürger zu haben. Er hat mir in die Wiege gelegt, immer für die Menschen da zu sein. Das Konzept ist nach wie vor das Richtige.

Auf dem Bild ist Dr. Georg Kippels zu sehen.

Dr. Georg Kippels (CDU) kandidiert erneut für den Bundestag

Welcher Politiker hat am meisten für den Rhein-Erft-Kreis geleistet?

Da gibt es meiner Meinung nach zwei. Zunächst einmal mit Blick auf die lange Geschichte: Dr. Bernhard Worms. Er ist der Vater des Rhein-Erft-Kreises, er hat sich immer leidenschaftlich für unsere Region eingesetzt. Er war ein Meister darin, Brücken zu bauen. Und dann, in der jüngeren Geschichte: Dr. Jürgen Rüttgers. Er hat immer einen Blick auf den Rhein-Erft-Kreis gehabt und sehr vieles in die richtige Richtung gelenkt. Ich bin immer wieder mit ihm im Austausch, auch um seine Einschätzung von Themen zu erfahren.

Wie erklären Sie jemandem in Berlin, was der Rhein-Erft-Kreis ist?

Zunächst einmal mit der geografischen Sicht: Wir sind die Westflanke von Köln. Ansonsten ist ganz klar, dass das Rheinische Revier seit mehr als 100 Jahren das Zentrum der Energiewirtschaft ist. Markenzeichen waren und sind Kraftwerke und die Tagebaue. Nun sind wir im Umbruch und müssen uns darauf besinnen, wo unsere Kernkompetenzen liegen. Die Energiewirtschaft ist der Baustein für eine funktionierende industrielle Wirtschaft, dies brauchen wir dringend in Deutschland. Sehr viele können damit etwas anfangen und es einordnen, dieser Identifikationsfaktor ist ein guter Anknüpfungspunkt für Gespräche.

Was wollen Sie als Abgeordneter in Berlin für den Rhein-Erft-Kreis erreichen?

Ganz wichtig ist der erfolgreiche Übergang von einer Energieregion der alten Prägung zu einer modernen, digitalen Welt mit all ihren vorstellbaren Ausprägungen. Wir haben schon gute Bausteine, wie beispielweise die Ansiedlung von Microsoft in Bedburg. Als Kernüberschrift muss diese moderne Welt in Verbindung mit den traditionellen Werten umgesetzt werden. Ich bin immer wieder Ansprechpartner bei Fragen rund um unsere Heimat.

Ein ähnliches Rechenzentrum wie dieses will Microsoft im Rhein-Erft-Kreis errichten.

Ein ähnliches Rechenzentrum wie dieses will Microsoft im Rhein-Erft-Kreis errichten.

Mit wie vielen Wählerinnen und Wählern haben Sie seit Beginn des Wahlkampfs Kontakt gehabt und wie viele werden es schätzungsweise bis zum 23. Februar sein?

Oh, da kann ich gar keine Zahl nennen, sie wäre auf jeden Fall sehr, sehr groß. Ich bin ja nicht nur im Wahlkampf unterwegs, sondern auch gesellschaftlich sehr aktiv – gerade jetzt im rheinischen Karneval. Da ist die Zahl der Begegnungen natürlich sehr hoch, ich darf viele schöne Veranstaltungen miterleben. Und natürlich ist jeder Kontakt auch eine potentielle Wähleransprache.

Wie würden Sie einen Nichtwähler davon überzeugen, sein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen?

Bernhard Worms ist für Kippels der Vater des Rhein-Erft-Kreises.

Bernhard Worms ist für Kippels der Vater des Rhein-Erft-Kreises.

Erst einmal würde ich nicht parteipolitisch anfangen, sondern die Vorzüge einer Demokratie ansprechen. Ich würde deutlich machen, wie wichtig es ist, das Privileg der Wahl nutzen zu dürfen – in vielen Ländern ist das nicht möglich. Jede Stimme zählt, das muss vermittelt werden. Es muss klar sein, dass die Wahl einem das Gefühl geben kann, stolz zu sein und zu denken: Ja, da habe ich mitgemacht. Danach würde ich klar machen, dass man mit der Wahl auch politische Weichen stellen und Einfluss nehmen kann. Demokratie funktioniert immer im Ergebnis, auch wenn es gerade aktuell oft verworren erscheint. Manchmal kommen in einer Demokratie Ergebnisse mit Verzögerungen zum Tragen, aber immer die richtigen.

Wer ist besser als Kanzler geeignet: Merz oder Scholz?

Ganz klar Friedrich Merz. Er sagt, was er tun will. Er hat einen starken Willen, andere mitzunehmen und zu überzeugen. Er ist die absolut geeignete Figur für diese Aufgabe. Von Olaf Scholz kann man nur das Gegenteil sagen.

Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, spricht im Bundestag.

Mit Alice Weidel oder einem anderen AfD-Mitglied würde Georg Kippels niemals ein Bier trinken.

Welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie den Einzug ins Parlament gönnen und fachlich zutrauen?

Der Wahlkampf ist ein Wettbewerb, daher mache ich hier sicherlich keine Wahlwerbung für jemand anderen. Da muss jeder für sich aktiv sein.

Mit welchem Politiker/welcher Politikerin würden Sie niemals ein Bier trinken gehen?

Ganz klar mit Alice Weidel und ihrer ganzen Truppe, niemals! Ich muss sie schon als Rednerin im Bundestag ertragen, es ist so grausig, was sie als Menschenbild hat. Diese Einstellung weicht zu 100 Prozent von meinem Weltbild ab.


Zur Person: Dr. Georg Kippels (CDU) wurde im September 1959 in Bedburg geboren und ist der Schloßstadt bis heute treu geblieben - er lebt dort mit seiner Frau. Bisherige politische Stationen: Er war von 1994 bis 2024 Stadtverordneter der CDU Bedburg, davon 2004 bis 2014 Fraktionsvorsitzender; seit 2013 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Rhein-Erft-Kreis I, Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, im Ausschuss für Gesundheit, sowie im Unterausschuss Globale Gesundheit.

Seit 2022 ist Kippels Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Gesundheit und Unterausschuss Globale Gesundheit.Als politische Themenschwerpunkte nennt der 65-Jährige: Gesundheitspolitik/ Strukturwandel und Mittelstand, sozialen Zusammenhalt und attraktive Lebensverhältnisse im Rhein-Erft-Kreis. Als Hobbys pflegt der Rechtsanwalt Heimwerken, Krimis lesen, Karneval, Engagement in Vereinen und er ist Fan vom 1. FC Köln. (aj)