RWE Renewables legt Biotope an Windrädern an und hofft, dass sich seltene Arten darüber ausbreiten.
ArtenvielfaltDie Gelbbauchunke fühlt sich unter Bedburger Windrädern wohl
Beim Blick über die Äcker auf der Königshovener Höhe fällt schnell auf: Sehr viel Platz für die Natur gibt es nicht. Die rekultivierte Fläche des Tagebaus wird intensiv von der Landwirtschaft genutzt. RWE hat aber einen Weg gefunden, wie sich auch seltene und anspruchsvolle Tierarten über die Königshovener Höhe ausbreiten können.
„Wir nutzen die Flächen rund um die Windräder und haben dort Biotope angelegt“, sagt Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung, der das Pilotprojekt von RWE Renewables begleitet. Vier solcher Biotope sollen eine Verbindung zwischen zwei Flächen herstellen, die für den Artenschutz große Bedeutung haben: eine der Natur überlassene frühere Kieswäsche des Tagebaus in der Nähe von Bedburg-Kaster sowie das Elsbachtal auf Grevenbroicher Gebiet.
Pilotprojekt im Windpark Bedburg
Am Fuß von vier Windrädern finden sich nun Stein-, Löss-, Sand- und Totholzhaufen sowie kleine Wasserbecken. Hier sei Platz für Insekten, Amphibien und Reptilien. Im Jahr 2022 startete das Pilotprojekt „Erneuerbare Energien und Biodiversität“ im Windpark Bedburg. Laut Eßer zeichnet sich ab, dass der Versuch ein Erfolg wird.
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So konnte Eßer, der bei seinen Artenvielfaltprojekten mit Universitäten und Biologischen Stationen zusammenarbeitet, die in NRW stark bedrohte Gelbbauchunke bereits an allen vier Windrädern nachweisen. „Die Vernetzung ist uns gelungen“, sagt Eßer.
Auch Kreuz- und Wechselkröten finden sich unter den Steinhaufen. Eidechsen gehören ebenfalls zu den Arten, die sich unter den Windrädern einfinden sollen. Aber auch Insekten. Schmetterlinge finden hier blühenden Pflanzen, und Wildbienen können in den sandigen Böden ihre Brutröhren anlegen.
Gerade für die Wildbienen könne mehr getan werden, findet Eßer. Von den 600 Bienenarten könnten mehr als 90 Prozent gar nichts mit sogenannten Insektenhotels anfangen, da sie für ihre Brut unterirdische Nester benötigten. „Zu Beginn des Projekts haben wir gerade mal acht Wildbienenarten nachweisen können, jetzt sind es schon 58, darunter die Vierbindige Furchenbiene“, sagt Eßer.
Das Pilotprojekt an den Windrädern ist nur ein Teil von vielen Projekten zur Biodiversität auf der Königshovener Höhe und am Tagebau Garzweiler. In der alten Kieswäsche haben sich Rohrweihen und Drosselrohrsänger angesiedelt, es gibt ein Feldhasenprojekt, und auch die Grauammer ist auf der Königshovener Höhe vertreten, die in NRW als nahezu ausgestorben gilt, hier aber noch ein größeres Revier hat.
Die Grauammer ist eine der Leitarten bei den Artenvielfalt-Projekten von RWE. „Wir suchen uns dafür immer sehr anspruchsvolle Arten aus“, sagt Eßer. „Wenn man die Grauammer hat, weiß man, dass es an diesem Ort kein Insektensterben gibt.“
Die Biotope unter den Windrädern seien so ausgelegt, dass sich dort keine Arten ansiedeln, die auf dem Speiseplan von Greifvögeln stehen. Was man nicht wolle, sagt Eßer, seien Vögel, die von den Flügeln der Windrädern getroffen würden. „Da haben wir ein Auge drauf.“
Eßer hofft, dass die Projekte zur Biodiversität Nachahmer finden. „Das ist kein Hexenwerk, aber es sind wichtige Bausteine zum Erhalt der Artenvielfalt“, sagt Eßer. Ohne Hilfe würden es manche Arten, die sich nun unter den Windrädern ansiedeln, nicht schaffen. „Sie lebten früher in den großen Flussauen und waren auch auf Überschwemmungen angewiesen.“