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Schule in RösrathIn Hoffnungsthal ist kein Platz für Milo

Lesezeit 3 Minuten

Die alleinerziehende Mutter Kerstin Holthuisen mit ihrem Sohn Milo.

Rösrath – Eine Absage von der Grundschule Hoffnungsthal bekam Kerstin Holthuisen. Ihr Sohn Milo (6) wird dort zwar eingeschult, erhält aber keinen Platz in der offenen Ganztagsgrundschule (OGS). Die Schule ist bei Eltern beliebt, ihr fehlen aber Räume für den steigenden Andrang zum offenen Ganztag. Zum Schuljahr 2015/2016 sind 79 Kinder für die erste Klasse angemeldet, für 58 sollte die Schule einen OGS-Platz anbieten – für über 70 Prozent. Doch dafür fehlen die Kapazitäten, die Schule konnte nur 33 Kinder in die OGS aufnehmen. Für Kerstin Holthuisen ist die Absage bitter. Sie ist alleinerziehend und berufstätig. Nach zehn Jahren in New York kam sie im Herbst 2014 in ihre Heimat Rösrath zurück, Schritt für Schritt etabliert sie sich neu.

Ortsteil entscheidet

Momentan wohnt sie bei ihren Eltern in Menzlingen, bis zum Schuljahresbeginn will sie nach Hoffnungsthal umziehen. Daher schickte sie Milo im Herbst in die Kita Sonnenstrahl in Hoffnungsthal, in der Grundschule soll er mit seinen Kita-Freunden zusammenbleiben. Und eben auch in der OGS – dachte die Mutter. Doch Menzlingen zählt zum Ortsteil Rösrath, daher bekam Milo keinen der begehrten OGS-Plätze.

Die Alternativen zur Hoffnungsthaler OGS überzeugen Holthuisen nicht. An den Grundschulen in Rösrath und Forsbach müsste Milo ohne seine neuen Spielkameraden auskommen. Ein Angebot der Kita Sonnenstrahl speziell für Grundschulkinder sei aus der Not geboren, es könne nicht das vielfältige Bildungsangebot der OGS ersetzen. Eine Englisch-AG in der OGS interessiert Holthuisen besonders – weil Milo neben Deutsch auch Englisch und Bulgarisch spricht. „In New York wachsen viele Kinder dreisprachig auf“, erklärt sie. Ab Schuljahresbeginn will sie ihre Arbeitszeit ausweiten und eine 70-Prozent-Stelle antreten. Nur so könne sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Holthuisen hat sich ihre Arbeitszeit in einem Düsseldorfer Unternehmen für Personaldiagnostik so eingerichtet, dass sie Milo um 16 Uhr von der OGS abholen könnte. Nur der Platz selbst fehlt.

Schulleiterin Gisela Walger von der Grundschule Hoffnungsthal bedauert die Absagen an Eltern sehr. Damit entstehe eine „unterschwellige Unzufriedenheit“. Die Schule sah sich gezwungen, strenge Kriterien für die Aufnahme in die OGS zu formulieren: Sie bevorzugt Alleinerziehende und Familien mit zwei voll berufstätigen Eltern, zudem Kinder, die schon Bruder oder Schwester in der OGS haben. Zwingend ist, dass sie in Hoffnungsthal wohnen. Für Milo und seine Mutter gibt es noch Hoffnung: Ziehen sie bis Schuljahresbeginn nach Hoffnungsthal um, darf Milo die OGS besuchen.

„Die Qualität leidet, wenn wir immer mehr Kinder aufnehmen“, sagt Walger. Für Ballett, Medienarbeit, Musik, Sport, Mädchen- und Jungengruppen, aber auch freies Spiel braucht die OGS Räume. Der Bedarf dafür bestehe nicht nur in Hoffnungsthal, sagt Walger. Viele Kommunen seien mit den nötigen Investitionen überfordert. Walger hofft, dass Bund und Land sie damit nicht allein lassen.