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Spektakulärer ÜberfallKronzeuge packt in Prozess um Rösrather Goldschmuckraub aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Angeklagter steht zwischen seinen Anwälten vor dem Kölner Landgericht.

Der 45 Jahre Angeklagter im Prozess um den Rösrather Goldraub beim Prozessauftakt vor dem Kölner Landgericht.

Ein für einen Raubüberfall in Rösrath bereits verurteilter Mittäter belastet zwei 39 beziehungsweise 45 Jahre alte Männer schwer.

Im Prozess um einen Überfall auf einen Schmuckhändler aus Rösrath-Stümpen hat am Mittwoch einer der beteiligten Täter (32) ausgesagt. Dabei erklärte er, wie bereits bei seinem eigenen Prozess im vergangenen Jahr, dass die beiden nun angeklagten Männer (39 und 45) bei dem Coup mit von der Partie waren.

Während der 45-Jährige das Fluchtauto „gut und schnell gefahren“ habe, habe sich der 39-Jährige in einem anderen Auto beim jenem Mann aufgehalten, der der Kopf hinter dem Überfall gewesen und damals Präsident des Chapters der Rockergruppe „Bandidos MC“ gewesen sei. In dieser habe er den Rang eines „Sergeant of Arms“ bekleidet.

Aussage des Mittäters hatte zur Festnahme der Angeklagten geführt

Dass der 39- und der 45-Jährige überhaupt auf der Anklagebank sitzen, haben sie dem 32-Jährigen zu „verdanken“. In seinem eigenen Prozess, an dessen Ende ihm für den Überfall auf den Schmuckhändler eine sechseinhalbjährige Haftstrafe aufgebrummt worden war, hatte der 32-Jährige sie als Mittäter genannt. Daraufhin waren die beiden Angeklagten im November 2023 festgenommen worden.

Verteidiger Uwe Krechel, der angeklagte 39-Jährige und Verteidiger Thomas Ohm stehen beim Prozessauftakt um einen Goldraub in Rösrath am 15. Mai 2024 in einem Gerichtssaal des Kölner Landgerichts.

Prozessauftakt vor dem Landgericht: (v.l.) Verteidiger Uwe Krechel, der angeklagte 39-Jährige und Verteidiger Thomas Ohm beim Prozessauftakt am 15. Mai 2024.

Der Zeuge schilderte, dass er und seine beiden Komplizen dem Schmuckhändler und dessen Ehefrau am Morgen des 2. Februar 2018 vor deren Haus in Rösrath aufgelauert hätten. Es habe einen Tipp gegeben, dass der Mann einen Koffer mit bis zu 40 Kilogramm Goldschmuck in seinen Laden in die Keupstraße transportieren wolle.

Ich habe der Frau ins Gesicht geschlagen. Mit der Faust. Das ist eigentlich das Beschämendste von allem.
32-jähriger Zeuge vor dem Kölner Landgericht

Als das Paar vor dem Haus aufgetaucht sei, hätten er und ein Mittäter — dessen Namen er nicht nennen wollte und der bis heute unbekannt ist — sich sie gestürzt: „Ich habe der Frau ins Gesicht geschlagen. Mit der Faust. Das ist eigentlich das Beschämendste von allem“, zeigte sich der Zeuge reumütig. Anschließend habe er sich den Koffer mit dem Gold geschnappt und sei ins Fluchtauto gestiegen.

Juwelier verfolgte die TäterDer Schmuckhändler habe mit seinem Range Rover die Verfolgung aufgenommen und sei ihnen bis auf die Autobahn gefolgt. „Der ist immer wieder hinten bei uns rein geknallt“, sagte der Zeuge. Durchaus anerkennend fügte er hinzu: „Der Juwelier war hartnäckig, der hat nicht nachgelassen und ist immer wieder in unser Auto rein gekracht. Mehrmals. Voll bewusst.“

Schmuckhändler verfolgt die Räuber in wilder Jagd über die Autobahn

Und weiter: „Ich war total überrascht und voll auf Kokain und Adrenalin. Und ich war verwundert. Der hatte keine Angst. Der wollte sein Gold unbedingt zurückhaben“, sagte der 32-Jährige. Darum habe er seine Waffe gezogen, sich seitlich aus dem Fenster hinter dem Fahrer gelehnt und habe auf die Reifen gezielt und geschossen. „Es war nicht geplant, dass ich die Waffe benutze.“

Den Leuten in seinem Umfeld sei damals aber bekannt gewesen, dass er meistens bewaffnet war: „Zum Schutz. Damals ging es in Köln etwas hitzig zu mit anderen Rockern“, sagte der Mann und spielte damit auf die damals mit offener Gewalt auf Kölns Straßen ausgetragene Rivalität zwischen den Rockergruppen „Bandidos“ und „Hells Angels“ an.

Über den Schuss auf das Auto des Schmuckhändlers bemerkte der Zeuge: „Das war eine blöde, spontane Entscheidung von mir.“ Die Verfolgungsjagd sei dann schließlich in einem Wendehammer in Humboldt-Gremberg geendet. Da der Schmuckhändler mit seinem Wagen die Ausfahrt blockiert habe, sei ihm und seinen Komplizen nichts anderes übrig geblieben als zu Fuß zu fliehen. Den Koffer mit rund 40 Kilogramm Gold habe er dabei zurücklassen müssen. „Das ist alles scheiße gelaufen“, sagte der Zeuge noch.

Der Prozess wird fortgesetzt.