Warum eine Anwohnerin mit ihrer Mobilitätshilfe kaum noch aus dem Haus kommt und was die Menschen samstags nach Hoffnungsthal zieht, erfuhren die Reporter auf der letzten Sommertour-Etappe.
Redaktion auf Sommertour – Teil 6Frisches vom Markt und holprige Wege in Hoffnungsthal
Nicht nur frisch ist das Angebot auf dem Wochenmarkt in Hoffnungsthal, sondern auch barrierefrei zu erreichen. Das schätzen Inge und Jochen Randow, die als Rollstuhlfahrer gerne mit Assistenz auf dem Wochenmarkt einkaufen gehen. Wenn sie bis dorthin durchkommen. „Vor allem vor dem Café dort parken die Autos manchmal so weit auf dem Bürgersteig, dass wir nicht durchkommen“, sagt die Hoffnungsthalerin.
Auf ein neues Problem in der Ortsmitte Hoffnungsthal macht ihr Mann Jochen aufmerksam: Früher sei die Toilette im Erdgeschoss des Bürgerforums Hoffnungsthal für jedermann zu nutzen gewesen. Doch nach Pandemie und Überschwemmung gebe es diese Möglichkeit nicht mehr, der Eingang des Bürgerforums sei geschlossen. Und der Zugang über das Eiscafé funktioniere nur, wenn es in Betrieb sei.
Während andere Menschen gerade in ihren Samstag starten, kommt Frank Schneider von der Arbeit. Der 34-Jährige ist Zeitungszusteller, hat mittlerweile drei Zustellbezirke, weil auch in dieser Branche Personalnot herrscht und händeringend Mitarbeitende gesucht werden. Frank Schneider macht die Arbeit Spaß.
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„Ich bin gerne bei jedem Wetter draußen“, sagt der 34-Jährige und strampelt dafür neuerdings nicht nur von Hoffnungsthal das Sandfeld, sondern auch den Sommerberg bis Forsbach hinauf. Um 4.20 Uhr hat er an diesem Morgen angefangen, um 8 Uhr war er mit der letzten Tour durch.
„Jetzt lege ich mich zu Hause etwas hin“, sagt der Zusteller. Viel Zeit bleibt ihm nicht. Bereits um 14.30 Uhr geht er mit der Band „Kwien – de Stäänefleejer vum Rhing“ wieder auf Tour. Schneider ist Aufbauhelfer der Musiker. Vier Auftritte stehen heute an. „Vorige Woche war ich Sonntagfrüh erst um 3 Uhr wieder zu Hause“, sagt er und lächelt. „Aber sonntags habe ich ja keine Zeitungen auszutragen.“
Auf dem Weg zum Markt sind an diesem Morgen auch Christel Löhr und Anni Esser, die danach noch zur „Schlosspartie“ nach Eulenbroich wollen. Auch Eric Haase-Gottlieb stellt sein Fahrrad am Eingang des Wochenmarkts ab: Unter freiem Himmel macht Einkaufen besonders viel Spaß – wenn’s wie gerade trocken ist . . .
Biohof schloss Lücke auf dem Hoffnungsthaler Wochenmarkt
Am Stand des Biohofs Busch lässt sich Gerhard Zorn aus Overath-Heiligenhaus Tomaten abwiegen. Er geht regelmäßig auf den Hoffnungsthaler Wochenmarkt. Frischer geht's nicht, freut er sich über die Auswahl des Bornheimer Biohofs, der vor einigen Jahren eine Lücke schloss, nachdem die Hoffnungsthaler Biohofbetreiber Stöcker ihren Marktstand aus Altersgründen aufgegeben hatten.
Ausnahmsweise mal zu Fuß und mit Hund Baschko unterwegs ist an diesem Samstagmorgen Johannes Thies von „Rösrath Velocity“, der sich für die Fahrradinfrastruktur engagiert.
Er kündigt an, die Gruppe werde sich als nächstes Projekt die Radabstellanlagen an Schulen vornehmen, da gebe es ein viel zu geringes Angebot. Die Kosten für Fahrradständer seien überschaubar, nur mit sicheren Abstellanlagen könne das Rad eine Alternative zum „Elterntaxi“ werden.
Mit dem Fahrrad erst ins Freibad, dann zum Wochenmarkt
Mit dem Fahrrad ist auch Eric Haase-Gottlieb zum Wochenmarkt gekommen. Nicht nur damit hält er sich fit, er war auch schon im Freibad schwimmen. Der langjährige Mitarbeiter der Diakonie und später der Stadt arbeitet heute freiberuflich als Betreuer.
Der Infostand der Lokalredaktion vor der Filiale der Kreissparkasse Köln in Hoffnungsthal ist dicht umlagert, zahlreiche Leserinnen und Leser nutzen die Gelegenheit zum Gespräch mit der Redaktion (Themenauswahl siehe „Am Redaktionsstand“). Auch die Landtagsabgeordnete Tülay Durdu, Vorsitzende der SPD Rösrath, kommt vorbei – die SPD ist nur 20 Meter weiter mit einem Infostand präsent. „Die Leute lassen Frust raus, andere bedanken sich“, berichtet Durdu, „man kommt ins Gespräch.“
Rentnerin kann wegen schlechter Straße kaum noch mit Rolli aus dem Haus
Ins Gespräch und in die Öffentlichkeit gebracht hat Helga Kozik bereits im vergangenen Jahr am Sommertour-Stand der Lokalredaktion ein drängendes Problem: Der Straßenbelag auf der Straße Pflipsberg ist so schlecht, dass sie mit ihrem Elektromobil darauf kaum noch fahren kann. Mehrfach schon drohte ihre Mobilitätshilfe umzukippen. Die Reporter sagen zu, schnellstmöglich nachzuhaken.
Am Ball bleibt auch Klaus Daub aus Forsbach. Seitdem er als Fotograf dieser Zeitung in den Ruhestand gewechselt ist, engagiert er sich unter anderem in der Rösrather Tafel, ist mittlerweile auch im Vorstand aktiv und weist die früheren Kollegen darauf hin, dass die Tafel mit einem Stand auch beim „Kunst & Klaaf“-Markt am 10. September in Hoffnungsthal vertreten ist. Aus Zutaten, die bei der Verteilung an Bedürftige übrigbleiben, wollen Schriftführer Daub und der zweite Vorsitzende der Rösrather Tafel, Martin Kirschbaum, eine Suppe kochen, den „Kunst & Klaaf“-Besuchern Probierportionen anbieten und so auf die Arbeit der Tafel aufmerksam machen.
Auf Produkte aus der Region setzen Ralf Huckriede und Gabi Pollerhoff, die ganz bewusst auf dem Wochenmarkt ihren Einkauf zusammenstellen. Kartoffeln vom Hofferhofer „Bauer Kalli“, Honig eines Bleifelder Imkers und Gebäck vom Verkaufswagen der Gammersbacher Mühle.
Vom großen Erfolg der Sommeraktion mit Extra-Ausgaben der „Wandertag“-Serie samt beigelegter Wanderkarten in dieser Zeitung berichtet Christel Cramer vom Rothenbacher Weg. So seien Wanderlustige in Scharen am Rothenbacher Weg zu sehen gewesen, über den eine vorgeschlagene Tour (Bergbauweg) führte. „Das war eine Invasion“, erzählt Cramer, „aber eine schöne“.
Ähnliches hat auch Ulrich Steffens in der Rotdornallee beobachtet: „Schön, wenn solche Angebote so angenommen werden“, sagt der Anwohner.
Ein viel diskutiertes Thema am Infostand der Sommertour ist erneut die Veränderung bei der Platzierung des „Magazins“ in der Zeitung. Die meisten „Magazin“-Fans finden es unpraktisch, dass es sich nicht mehr als eigenständiger Teil aus der Zeitung herausnehmen lässt. Joachim Lohmar dagegen findet die neue Platzierung besser.
Studentin arbeitet bei „Schlosspartie“ auf Schloss Eulenbroich
Viel Zeit, um auf den Wochenmarkt zu gehen, hat Henrike Weins nicht: Die Studentin jobbt gleich beim Schlosspartie-Fest in Rösrath: „Ich hoffe nur, dass das Wetter hält“, sagt sie.
Über das Wanderfieber und den Sommertour-Stopp in Hoffnungsthal freut sich Hanne Heinermann so, dass sie die Reporter spontan mit Kaffee und Keksen versorgt. Lecker!
Verstärkt wird das Team der Sommertour zum Finale von Simon Stachowiak, einem engagierten Helfer der Humanitären Hilfe Overath.
„Ich möchte Ihnen gratulieren“, sagt eine Stimme. Der Reporter dreht sich um: Jürgen Reusch dankt für einen Bericht, der jüngst in der Zeitung war. Man müsse schließlich auch mal „Danke“ sagen, findet der optimistische Hoffnungsthaler, der wie auf einer kleinen Insel in dem Haus auf der Anhöhe zwischen Hofferhofer Straße, Freibad und Eisenbahnlinie wohnt.
Ob’s nicht laut ist im Sommer in der so exponierten Lage? „Da gewöhnt man sich dran“, sagt der 73-Jährige. Auch daran, das abschüssige Grundstück in Ordnung zu halten. „Dafür habe ich ja auf meinem Berg nie Probleme mit Hochwasser“, sieht er das Positive. Eine erfrischende Haltung, die auch bei der letzten Sommertour-Lesertour mitspielt. Aber das ist eine andere Geschichte...
Alle bisherigen Folgen der Redaktionssommertour gibt’s auch unter diesem Link im Internet.