Für die Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew & Tim Mälzer“ bekommt Sascha Gröhl aus Rösrath zwei Grimme-Preise. Wer noch gewonnen hat.
Vox-Doku mit Tim MälzerRegisseur aus Rösrath gewinnt zwei Grimme-Preise
An „die längste Stunde“ seines Lebens erinnert sich Sascha Gröhl noch genau. „Ich war in der Mittagspause und wurde von einer unbekannten Nummer angerufen“, erinnert er sich zurück. Er habe den Anruf verpasst, sodass jemand eine Nachricht auf der Mailbox hinterließ: „Die Leitung vom Grimme-Preis hier. Wir bitten Sie um Rückruf.“ Gröhl rief zurück, niemand nahm ab. Erst eine Stunde später bekam er jemanden ans Telefon. Die längste Stunde seines Lebens.
Der Rösrather ist zusammen mit Starkoch Tim Mälzer und dem Schauspieler André Dietz für die Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew & Tim Mälzer“ mit gleich zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet worden.
„Mir hat es wirklich die Sprache verschlagen und das passiert eigentlich nie“, sagt der 45-Jährige und lacht. Gröhl kommt aus Worms, nach dem Abi zog er nach Köln, machte ein Volontariat bei der Produktionsfirma von Hans Meiser, arbeitete ein paar Jahre bei RTL, bevor er sich 2006 mit der Produktionsfirma Vitamedia selbstständig gemacht hat.
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Für Vox haben er und sein Team bei Vitamedia bereits Dokus zum Thema Inklusion gedreht. Sie begleiteten und porträtierten sieben Familien, die ein Mitglied mit Downsyndrom haben, bei der Einschulung, dem ersten gemeinsamen Urlaub, der ersten eigenen Wohnung oder der Jobsuche.
Und genau die Jobsuche war es, die Gröhl auf die Idee für das nun ausgezeichnete Format brachte. Denn er habe damals schon gemerkt, dass natürlich auch Menschen mit Downsyndrom ihre ganz speziellen Stärken hätten, die sie auch auf dem sogenannten ersten, also dem regulären, Arbeitsmarkt einbringen könnten. „Das Gefühl war immer: Die können alle mehr.“
Und auch die Eltern hätten sich gewünscht, dass ihre Kinder auf dem Arbeitsmarkt eingegliedert werden. „Wir haben dann überlegt, wie wir verschiedene Menschen mit verschiedenen Stärken zusammenbringen können“, so Gröhl. Sie sollten nicht nur dort arbeiten, wo sie am wenigsten falsch machen könnten, sondern dort, wo sie am meisten richtig machen. Und recht schnell sei man da auf die Gastro gekommen. Denn vom Schnibbeln, übers Servieren bis zum Kochen und zum Thekenbetrieb sei die Bandbreite da groß.
Können 13 Menschen mit Downsyndrom ein Restaurant führen, war schließlich die Frage hinter der Sendung. Die Protagonistinnen und Protagonisten habe man über Aufrufe, Verbände und direkt durch Anfragen bei Familien gefunden. „Das Feedback war überwältigend“, sagt Gröhl. Und auch dem Sender Vox gefiel das Konzept.
Als prominente Mentoren kamen Starkoch Tim Mälzer und Schauspieler André Bach hinzu. „Tim Mälzer ist jemand, der geradeaus und authentisch ist“, beschreibt Gröhl. Das habe sich zu einer Stärke der Produktion entwickelt. Und Dietz, der selbst eine Tochter mit Behinderung hat, sei ein idealer Ansprechpartner vor Ort gewesen. Einer, der immer da war. „Ein Lösungssucher, kein Problemsucher.“ Eine konstante Bezugsperson zu haben, sei für die Protagonisten wichtig gewesen.
Das Hofgut Himmelreich im Breisgau, das ohnehin schon sehr viel in Sachen Inklusion mache, habe dem Team dann für drei Monate das Restaurant überlassen. Und das Projekt ist so erfolgreich gewesen, dass einige der 13 inzwischen sogar in der Gastronomie in ihren Heimatstädten arbeiten.
Seit 2015 in Rösrath
- Sascha Gröl lebt seit 2015 in Rösrath-Hoffnungsthal, zuvor hatte er in Köln gelebt. Der 45-Jährige hat eine Frau und zwei Kinder. „Hoffnungsthal ist gut an Köln angebunden, liegt im Speckgürtel. Trotzdem hat es einen dörflichen Charakter“, sagt er darüber, was er an seinem Wohnort schätzt.
„Wir wollten Nachhaltigkeit schaffen“, berichtet Sascha Gröhl über den Ansatz der Produktion. Insgesamt waren 92 Menschen beteiligt. Von Anfang an sei es um das gegangen, „was hinter der Produktion steckt. Darum, auf der richtigen Seite zu stehen“, erklärt Gröhl. Also nicht um einen Preis.
„Aber wir freuen uns natürlich wahnsinnig. Das ist die höchste Auszeichnung, die wir kriegen können“, sagt er. Vor allem, dass es beim Grimme-Preis nicht nur um die handwerkliche Umsetzung gehe, sondern darum, wofür der Preis stehe, macht den Produzenten stolz. „Wir haben einen anderen Fokus gewählt. Nämlich den, dass wir gezeigt haben, wie Sachen gelingen“, schätzt er den Erfolg ein. Denn mit seiner Produktion ist erstmals ein derartiges Unterhaltungsformat ausgezeichnet worden.
Gröhl ist mit Mälzer und Dietz auf der Pressekonferenz bei der Bekanntgabe der Grimme-Preise vor Ort, die Preisverleihung findet am 21. April statt. Und dann soll es eine große Homecoming-Party für den Grimme-Preis geben.
16 Grimme-Preise und drei Sonderpreise – das sind die Gewinner
Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann (73) erhält in diesem Jahr die besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) im Rahmen der Grimme-Preise. Die Auszeichnung für die „Besondere Journalistische Leistung“ geht an die Redaktion des Politmagazins „Kontraste“ (RBB).
In der Kategorie „Information & Kultur“ werden zudem „Atomkraft Forever“ (SWR/NDR), „Die Story im Ersten: Leben nach Butscha - Trauma und Hoffnung“ (WDR), „The Other Side of the River“ (Arte) und „Unrecht und Widerstand - Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ (ZDF/3sat) ausgezeichnet.
In der Kategorie „Kinder & Jugend“ werden „Sandmann-Rahmen: Recycling-Fahrzeug“ (RBB), der TikTok-Kanal „sympathisch“ (Funk) und „STRG_F bei den Taliban: Warum finden Menschen sie gut?“ (NDR/Funk) geehrt.
Vier Grimme-Preise werden im Bereich „Fiktion“ verliehen: Neben „Die Wannseekonferenz“ (ZDF) werden das Drama „Im Feuer - Zwei Schwestern“ (ZDF/Arte) sowie die Serien „Kleo“ (Netflix) und „Neuland“ (ZDF) ausgezeichnet. Einen Spezialpreis erhält Caroline Link für „Safe“ (ZDF/ZDFneo) über das Seelenleben von Kindern. Die Studierendenjury zeichnet mit dem Horrorfilm „Schlaf“ (ZDF - Das kleine Fernsehspiel) in diesem Jahr ebenfalls eine fiktionale Produktion aus.
Im Bereich Unterhaltung überzeugten neben Tim Mälzer auch das „ZDF Magazin Royale“ (ZDF) und die „Fab Five“ von „Queer Eye Germany“ (Netflix).